Im Teil 2 ging es um die Frage, ist Papst Franz jetzt gegen gesellschaftliche
Verhältnisse, in der es Not und Armut gibt, oder ist er nur für Armenbetreuung,
ohne dazu gesellschaftspolitische Ansichten zu vertreten. Diese Frage ließ
sich leicht beantworten, der Franz ist fürs Almosengeben, aber fragt nicht danach,
warum es Armut gibt.
Den einfachen Vers von Bert Brecht,
"Reicher
Mann und armer Mann
Standen da und sah'n sich an.
Und der Arme sagte
bleich:
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich",
kennt Papst Franz
nicht.
Aber in seinem Rundschreiben "Evangelii Gaudium"
befasst er sich doch mit Fragen des heutigen Kapitalismus, er schreibt dazu
im Punkt 56:
"Während die Einkommen einiger weniger exponentiell
steigen, sind die der Mehrheit immer weiter entfernt vom Wohlstand dieser glücklichen
Minderheit. Dieses Ungleichgewicht geht auf Ideologien zurück, die die absolute
Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen. Darum bestreiten
sie das Kontrollrecht der Staaten, die beauftragt sind, über den Schutz des
Gemeinwohls zu wachen. Es entsteht eine neue, unsichtbare, manchmal virtuelle
Tyrannei, die einseitig und unerbittlich ihre Gesetze und ihre Regeln aufzwingt.
Außerdem entfernen die Schulden und ihre Zinsen die Länder von den praktikablen
Möglichkeiten ihrer Wirtschaft und die Bürger von ihrer realen Kaufkraft. Zu
all dem kommt eine verzweigte Korruption und eine egoistische Steuerhinterziehung
hinzu, die weltweite Dimensionen angenommen haben. Die Gier nach Macht und Besitz
kennt keine Grenzen. In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um
den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber
den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten Regel werden."
Das
ist richtig beobachtet. Aber was tut Papst Franz dagegen? Im Punkt 57/58 steht
die Antwort: "Hinter dieser Haltung verbergen sich die Ablehnung der
Ethik und die Ablehnung Gottes. (..) In diesem Sinn rufe ich die Finanzexperten
und die Regierenden der verschiedenen Länder auf, die Worte eines Weisen des
Altertums zu bedenken: 'Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen bedeutet,
diese zu bestehlen und ihnen das Leben zu entziehen. Die Güter, die wir besitzen,
gehören nicht uns, sondern ihnen'. (..) Der Papst liebt alle, Reiche und Arme,
doch im Namen Christi hat er die Pflicht daran zu erinnern, dass die Reichen
den Armen helfen, sie achten und fördern müssen. Ich ermahne euch zur uneigennützigen
Solidarität und zu einer Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik
zugunsten des Menschen."
Das wird die Finanzwirtschaft und die
Multimillionäre ganz tief beeindrucken! Sofort werden sie damit anfangen, äh
womit? Mehr Almosen zu geben? Oder mehr Steuern zu zahlen? Oder die Ausbeutungsrate
zu senken? Oder mit gar nix. Letzteres hat mit größtem Abstand die größte Wahrscheinlichkeit.
Dabei
bräuchte Papst Franz ja nur seinen christkatholischen Parteien, etwa der ÖVP
oder der CDU/CSU anbefehlen, eine christliche Partei habe sich ab sofort im
Klassenkampf nimmer auf die Seite der Ausbeuter und Spekulanten, sondern auf
der Seite der arbeitenden Menschen zu stellen. Nach Österreich und Deutschland
könnte er z.B. jetzt ganz aktuell zu den Koalitionsverhandlungen aussenden,
die christlichen Parteien sollten sich nach den Sozialdemokraten richten und
die Sozialdemokraten sollten in sich gehen und nachdenken, wofür sie seinerzeit
gegründet worden sind.
Das wäre ein Hammer. Aber dieser Hammer
bleibt in der päpstlichen Kammer, sowas hämmert der Papst seinen christlichen
Parteien nicht ein. Ein bisschen Almosen für die ganz Armen. Das genügt! Die
Errichtung einer Gesellschaft zu fordern, die nicht von der Arbeit zum Kapital
umverteilt, wäre ein Bruch mit der christlichen Tradition, sowas hat es in Kirchenkreisen
seit
Thomas Müntzer nicht mehr gegeben und Müntzer wurde deshalb seinerzeit geköpft, damit
die damalige göttliche feudale Ausbeuterordnung erhalten bleibt.
Fortsetzung
folgt! (Leider nur von der "Evangeliumsgaudi" und nicht vom Klassenkampf
gegen die Ausbeuterklassen)
PS: siehe dazu auch "Papst verdoppelt Vatikanspenden".