Der Freidenkerbund ist Österreichs größter
laizistischer Verband und die Lobby für humanistische Anliegen.
Der
Vorsitzende des Freidenkerbundes Österreichs (FDBÖ), Dr. Gerhard Engelmayer,
verurteilt das geplante Sterbehilfe-Verbot auf das Schärfste und sieht in diesem
Gesetzesvorhaben einen weiteren Schritt in Richtung Demontage des säkularen
Staates, also der Trennung von Staat und Kirche. "Der Staat hat am
Sterbebett nichts verloren. Die Kirche versucht nicht nur das Sexualleben der
Menschen, sondern auch das Sterben und das Leben überhaupt zu
kontrollieren."
Hier geht es um prinzipielle
Weichenstellungen: Die Kirche will uns in die Fremdbestimmung zwängen. Die
säkulare und pluralistische Gesellschaft steht aber für Selbstbestimmung und
genau das wollen auch die meisten Europäer.
Laut einer Studie der
Medizinuniversität Graz aus 2010 sprechen sich 62% für eine aktive Sterbehilfe
aus. Nur 30% sind dagegen. In anderen Ländern ist man schon viel weiter und es
werden andere Formen der Sterbehilfe erlaubt oder diskutiert. In Österreich
stellt man sich gegenwärtig hinter Kroatien an, wo die Kirche ungeniert aktiv in
die Politik eingreift.
Während man sich in der ganzen zivilisierten Welt
darüber einig ist, dass Gott in der Politik nichts verloren hat, weil dadurch
der Willkür Tür und Tor geöffnet ist, will man das im katholisch sozialisierten
Österreich, dem Land der Gegenreformation, nicht wahrhaben. Engelmayer:
"Keine andere Lobby außer der Kirche ist offenbar noch immer so
mächtig, Verfassungsgesetze nach Gutdünken zu lancieren. Dabei wird von Politik
und Medien immer übersehen, dass Österreich pluralistisch ist, nur weniger als
zwei Drittel sind noch auf dem Papier katholisch. Demontagen des säkularen
Staates á la Türkei will hier niemand. Die Gott-Gläubigen insgesamt sind nur
mehr eine Minderheit von 42%! Weniger als 15% leben nach dem Glauben, wollen
aber dem Rest ihre ethisch überholten und oftmals menschenrechtswidrigen
Moralvorstellungen diktieren!"