Matthäus - Kapitel 19, 1-9
1 Und es begab sich, da Jesus diese
Reden vollendet hatte, erhob er sich aus Galiläa und kam in das Gebiet des jüdischen
Landes jenseits des Jordans; 2 und es folgte ihm viel Volks nach, und er heilte
sie daselbst.
3 Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen
zu ihm: Ist's auch recht, dass sich ein Mann scheide von seinem Weibe um irgendeine
Ursache? 4 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, dass,
der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, dass ein Mann und ein Weib
sein sollte, 5 und sprach: "Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen
und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein"? 6 So
sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
7 Da sprachen sie: Warum hat
denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?
8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern wegen
eures Herzens Härte; von Anbeginn aber ist's nicht also gewesen. 9 Ich sage
aber euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn um der Hurerei willen)
und freit eine andere, der bricht die Ehe; und wer die Abgeschiedene freit,
der bricht auch die Ehe.
Diese Bibelstelle wurde als Begründung für ein großes katholisches Problem genommen: für die Unauflöslichkeit der Ehe.
Die von Papst Franz angeregte Befragung der Katholiken in Sachen Familie,
Ehe und Sexualität bringt auch in Österreich selbst unter den katholisch aktiven
Kirchenmitgliedern deutliche Mehrheiten für einen anderen Umgang mit geschiedenen
Wiederverheirateten, die nach dem gültigen Kirchenrecht wie Exkommunizierte
behandelt werden, da kirchenrechtlich die geschiedene Ehe weiter gilt und die
wiederverheirateten Geschiedenen deswegen mit ihren neuen Ehepartnern ständig
in schwerer Sünde, nämlich der Sünde des Ehebruchs leben.
Wie religion.ORF
am 9.1.2014 meldete, ergab die Umfrage unter Mitgliedern der "Katholischen
Aktion", dass nur sieben Prozent der Enzyklika "Humanae Vitae",
also dem Verbot der Benützung von Verhütungsmittel, zustimmend gegenüberstehen
und nur achtzehn Prozent für die Unauflöslichkeit der Ehe eintreten.
Da aber Dreiviertel dieser 18 % ebenfalls für einem anderen Umgang mit den wiederverheirateten
Geschiedenen sind, bleiben nicht einmal fünf Prozent, welche den gültigen
kirchlichen Bestimmungen zustimmen.
Die katholische Kirche hat
also zu wesentlichen Prinzipien mehr als neunzig Prozent ihrer aktiven Mitglieder
gegen sich (in der "katholischen Aktion" sind schließlich keine
Taufscheinchristen organisiert).
Was kann Papst Franz nun real tun?
Laut Bibel hat Jesus ja gesagt, "was nun Gott zusammengefügt hat, das soll
der Mensch nicht scheiden" und er deklariert wiederverheiratete Geschiedene
als Ehebrecher.
Jesus zu korrigieren ist nicht so einfach. Die einfachste
Möglichkeit wäre die in Vers 9 angeführte Ausnahme vom Scheidungsverbot ("es
sei denn um der Hurerei willen") ins katholische Eherecht einzubauen, Ehescheidungen wegen Ehebruchs
wären dann auch katholisch-kirchlich möglich.
Oder
der Geschlechtsverkehr ohne katholischen Trauschein wird von einer "schweren" zu einer "lässlichen" Sünde zurückgestuft. Das
hülfe nicht nur den wiederverheirateten Geschiedenen, sondern auch in einem anderen sündigen katholischen Bereich, denn schließlich hielten es
auch 75 Prozent der Befragten für richtig, wenn Paare vor der Ehe zusammenleben.
Denen könnte man ihre Sexualität auch sündenmäßig auf "lässlich" herabstufen
und auch dieses Problem wäre kirchenrechtlich gelöst, ohne dass der Jesus direkt
missachtet worden wäre.
Ist das nicht nett, dass sich ein Atheist
so menschenfreundliche Gedanken über ein besseres religiöse Dasein für sündige
Katholiken macht?