Weltbild-Pleite bringt Mitarbeiter auf

Publiziert am 16. 1.2014 von Wilfried Müller auf wissenbloggt

Der Weltbild-Verlag hat ursprünglich mit religiösen Erbauungstraktaten gehandelt, um sich dann neu aufzustellen und im Buchhandel und Online-Buchhandel zu den Marktführern in Deutschland aufzuschließen (Bild: Uralt-Weltbild, Andreas Cellarius, Wikimedia Commons). Die Verlagspolitik bestand vor allem darin, inhabergeführte Buchhandlungen zu übernehmen und mit neuen Büchereien zu expandieren. Zu den Weltbild-Unternehmen gehören Hugendubel, Weltbild und Jokers. Laut wiki gehörte der Weltbild-Verlag zu den treibenden Akteuren der Filialisierung im Buchhandel. Solche kapitalistischen Errungenschaften überraschen bei einem katholischen Unternehmen.

Die Pleite des Augsburger Verlags ist seit Tagen Thema in den Medien. Das Besondere ist nicht die (überschaubare) Größe und nicht die (vernachlässigbare) Bedeutung, sondern das kapitalistische Gebaren der Eigentümer -zwölf katholische deutsche Diözesen, der Verband der Diözesen Deutschlands und das katholische Militärbischofsamt Berlin.

Die Süddeutsche Zeitung hat das Geschehen in vielen Berichten gecovert, z.B.
Weltbild-Pleite -Hugendubel fürchtet den Insolvenz-Strudel (13.1.)
Weltbild-Verlag -Kaufhaus Kirche (14.1.)
Insolventer Verlag -Aigner bringt Hilfe für Weltbild-Beschäftigte ins Spiel (14.1.)
Nach der Insolvenz -Weltbild-Mitarbeiter machen Bischöfe für Pleite mitverantwortlich (15.1.)

Aus dem Inhalt der SZ-Berichte: Die Gewerkschaft Verdi warf der Kirche Verantwortungslosigkeit gegenüber den Mitarbeitern, "Kapitalismus in Reinkultur" und Verstoß gegen die katholische Soziallehre vor. (14.1.) "Kirchen erkennen für ihr Arbeitsrecht bis heute die Grund- und Menschenrechte nicht an." (auch 14.1., nicht online) Die Bischöfe hätten "Weltbild bewusst in die Insolvenz getrieben". Die Motivation dafür seien innerkirchliche Machtkämpfe. (15.1.)

Das kirchliche Arbeitsrecht wird endlich zum Thema für die Allgemeinheit. Nachdem humanistische Aktivisten schon jahrelang darauf hinwiesen, was da alles im argen liegt, sind auch die allgemeinen Medien darauf eingestiegen (SZ, Zeit, FAZ usw.). Der wissenbloggt-Artikel Scheidung von Staat und Kirche gibt einige Informationen darüber.

Schön wäre es, wenn nun endlich Konsequenzen gezogen würden. Es ist nicht länger vertretbar, dass die Kirchen sich ein Refugium fern von Grundgesetz und Menschenrechten einrichten, zumal sie sich mit Steuergeld bedienen lassen. Wo öffentliches Geld drinsteckt, muss das Grundgesetz gelten. Und auch in den sparsamen Flecken, die die Kirchen selber finanzieren, müssen die Menschenrechte Einkehr halten. Kein Nonsens-Konsens mehr, sondern gleiches Recht für alle!