Eine Welle der Vernunft in Ägypten

Darüber berichtete kathweb am 19.2.2014: "(..) der Vorsitzende der Ägyptischen Kirchenrates (Anm.: zusammengesetzt aus koptisch-orthodoxe, katholische, anglikanische, evangelikale und griechisch-orthodoxe Vertretern), Bishoy Helmi Amin, (..) äußerte sich besorgt über eine 'Welle von Atheismus' im Land. Die 'rebellische Attitüde gegen alles Traditionelle' gehe bei vielen einher mit einer Leugnung Gottes, so Amin. Der koptische Geistliche warnte zudem vor innerchristlichen Spaltungen (..)".

Den Atheismus als nachweisbare Weltanschauung gibt es seit gut 2500 Jahren. Die Priesterkasten achteten durch die Jahrtausende streng darauf, dass niemand ihre Kreise dadurch störe, dass ihre religiösen Behauptungen als unwahr zurückgewiesen wurden. Darum stand häufig die Todesstrafe auf Glaubensabfall und Gottlosigkeit und im Islambereich ist das in einigen Ländern heute noch so.

In Europa dauerte es bis in unsere Gegenwart, dass Religionsfreiheit hauptsächlich als Freiheit von Religion gesehen wird, diese gelebte Religionsfreiheit zu einem alltäglichen Verhalten geworden ist und selbst unter sehr vielen Kirchenmitgliedern, die aus einer Reihe von Gründen noch in den Glaubensgemeinschaften verblieben sind, im Alltag Religionsfreiheit herrscht: Man befasst sich nicht mit einem persönlichen Gott mit einem Namen und einer Lehre, man betet nicht, besucht keine religiösen Zusammenkünfte.

In den arabischen Ländern gab es diese langwierige Entwicklung - von den Anfängen der Aufklärung, über das offizielle Recht, über Religion frei entscheiden zu dürfen, bis zur tatsächlichen Ausübung dieses Rechtes in der Form der Freiheit von Religion - nicht.

Die Ägypter revoltierten vor drei Jahren gegen den Alleinherrscher Mubarak und stürzten ihn. In der Folge gelang es den Islamisten die Macht im Staate dank ihrer guten Organisation und ihrer Versprechungen zu übernehmen. Da ihre Versprechungen nicht einhaltbar waren, für das ägyptische Volks das Dasein nicht besser, sondern schlechter wurde, gingen die Proteste aufs Neue los und im Sommer 2013 waren die Islamisten besiegt.

Es gab also nicht viel Zeit, einen Weg zurückzulegen, der bei uns Jahrhunderte gedauert hat. Darum freut es unsereinen, wenn katholische Medien Klagen von ägyptischen Bischöfen bringen, dass eine "Welle von Atheismus" durchs Land ziehe. Die Vernunft lässt sich eben nicht dauernd unterdrücken.