Der Russe ist wieder da!

Prima Kriegs-Klima in der Ukraine

Autor: U. Gellermann, am 05. März 2014 auf www.rationalgalerie.de

Da war doch was: Am 21. Februar hatten drei europäische Außenminister, der damalige Präsident der Ukraine, ein Vertreter Russlands und drei ukrainische Vertreter der Opposition ein Übereinkunft zur Beendigung der Kiewer Wirren unterzeichnet: "Innerhalb von 48 Stunden nach Unterzeichnung dieser Übereinkunft wird ein Sondergesetz verabschiedet, unterschrieben und verkündet, das die Verfassung von 2004 wiederhergestellt und alle seither beschlossenen Änderungen zurücknimmt. Die Unterzeichner erklären ihr Bestreben, anschließend eine Koalition zu bilden und eine Regierung der nationalen Einheit innerhalb von zehn Tagen zu bilden". Dieses Papier für eine "Übergangsregierung der nationalen Einheit" war am nächsten Tag Makulatur und ist seitdem, obwohl es als großer Sieg des deutschen Außenministers galt, nicht wieder aufgetaucht. Statt dessen wurde der Präsident verjagt, der "Maidan" übernahm die Macht und damit, so erzählen die deutschen Medien bis heute und mit großem Wohlwollen, "das Volk".

Als dann andere Teile des "Volkes" in anderen Teilen der Ukraine - auf der Krim, in Odessa, in Charkow und in Donezk - sich ähnlich verhalten wie der von deutschen Medien als Institution des ukrainischen "Volkes" inthronisierte "Maidan", hört das Wohlwollen aber schnell auf:

Der Russe ist wieder da.

Der Russe, jene schreckenerregende von den Nazis eingeführte Figur, der asiatische Untermensch, der auf den CDU-Plakaten der 50er Jahre seine gierigen Finger nach Deutschland ausstreckte und bis zum Ende der Sowjetunion für fast alles Böse auf der Welt verantwortlich war, der Russe steckte dahinter. Nicht nur die auch von Walter Steinmeier unterzeichnete Übereinkunft, die ein Ende der Gewalt in der Ukraine hätte ermöglichen können, war verschwunden. Auch der Rest von Objektivität, Verstand und Analyse war mit diesem Papier aus den deutschen Leit- und Massenmedien weg. Dass jede Menge Ukrainer, bei diversen Wahlen für andere Parteien als die plötzlich herrschende Timoschenko-Klitschko-Svoboda-Gruppe gestimmt hatten: Geschenkt. Dass die russisch sprechenden Ukrainer an der jetzigen Regierung nicht beteiligt sind: Selber schuld, sind ja bloß Russen.

Nur selten ist aus deutschen Medien zu erfahren ("Spiegel-online" bildet eine löbliche Ausnahme), dass die ukrainische Nazi-Partei "Svoboda" im Kiewer Kabinett mit mehreren Ministern, einem Vizepremier und dem Generalstaatsanwalt Oleg Machnitzkij vertreten ist. "Im Mai 2013 ", schreibt der SPIEGEL, "war eine dreiköpfige Swoboda-Delegation bei der (NPD-) Fraktion der Rechtsextremisten im Dresdner Landtag zu Besuch." Auch die Bitte des "Rechten Sektors", jene auf dem Maidan dominierenden, bewaffneten Nazi-Formation, der tschetschenische Terroristen Doku Umarow möge doch den ukrainischen Kampf gegen Russland unterstützen, ist in den deutschen Norm-Medien nicht zu finden. Bilder aus der West-Ukraine - dem Hort der ukrainischen Europa-Bestrebungen - auf denen die vielen Denkmäler für den Nazikollaborateur Stepan Bandera, zu sehen wären, sind in Deutschland nicht zu haben. Und dass Bandera von der "orangenen Timoschenko-Revolution" zum "Helden der Ukraine" ernannt worden war will die Redaktion lieber nicht wissen.

Auch ein journalistischer Leckerbissen wie dieser, dass die Hackergruppe "Anonymous Ukraine" das e-Mailkonto des litauischen Präsidenten-Beraters Laurynas Jonavicius gehackt hat und die darin gefundenen e-Mails von Vitali Klitschko veröffentlichte, kommt irgendwie nicht rüber. Vielleicht weil die Klitschko-Mails rund um den Aufritt der litauischen Parlamentspräsidentin Loreta Graužinienes auf dem Maidan in Kiew auch folgenden Wunsch enthielt: "Nach unserem Telefongespräch bin ich der Meinung, es wäre nützlich den Besuch einiger hochrangiger Funktionäre der EU zu planen. Der Maidan braucht ständige moralische Unterstützung. Es wäre angemessen jemanden aus Berlin einzuladen." Aber in den deutschen Medien wird der Maidan hartnäckig weiter als ausschliesslich spontane Volkserhebung verkauft.

So ziemlich alles was die Mehrheitsmedien nicht berichten, ist aus gut zugänglichen Quellen im Netz zu erfahren. Von den unten angeführten Links muss man zum SPIEGEL oder zum NEUEN DEUTSCHLAND nichts sagen. Allein die Website "russland.ru" bedarf der Erläuterung: In der Redaktion sind ausschließlich deutsche Journalisten, die zumeist vor Ort sind oder, weil sie russisch können, sich aus unabhängigen ukrainischen Online-Zeitungen bedienen. Vor Ort ist zwar auch ein großer Stab deutscher Standardjournalisten, die aber im wesentlichen alle das gleiche erzählen: Der Russe kommt!

Einen kleinen Hinweis worum es in der Ukraine wirklich geht, gab versehentlich die vorgeblich alternative TAZ: "Würde sich Russland jetzt von der Krim zurückziehen, könnte sich die Nato von einigen bisherigen Rücksichten verabschieden. Endlich würden die Ukraine und Georgien Vollmitglieder werden. Von einer US-Marinebasis in Sewastopol redet niemand öffentlich, aber das Ziel ist alles andere als abwegig." Das schreibt am 3. März 2014 der Soziologe Erhard Stölting. Genau Erhard, darum geht es: Weg mit den blöden Rücksichten auf den Russen, her mit einer US-Marinebasis in Sewastopol.