Da war doch was: Am 21. Februar hatten drei europäische Außenminister,
der damalige Präsident der Ukraine, ein Vertreter Russlands und drei ukrainische
Vertreter der Opposition ein Übereinkunft zur Beendigung der Kiewer Wirren unterzeichnet:
"Innerhalb von 48 Stunden nach Unterzeichnung dieser Übereinkunft wird
ein Sondergesetz verabschiedet, unterschrieben und verkündet, das die Verfassung
von 2004 wiederhergestellt und alle seither beschlossenen Änderungen zurücknimmt.
Die Unterzeichner erklären ihr Bestreben, anschließend eine Koalition zu bilden
und eine Regierung der nationalen Einheit innerhalb von zehn Tagen zu bilden".
Dieses Papier für eine "Übergangsregierung der nationalen Einheit"
war am nächsten Tag Makulatur und ist seitdem, obwohl es als großer Sieg des
deutschen Außenministers galt, nicht wieder aufgetaucht. Statt dessen wurde
der Präsident verjagt, der "Maidan" übernahm die Macht und damit,
so erzählen die deutschen Medien bis heute und mit großem Wohlwollen, "das
Volk".
Als dann andere Teile des "Volkes" in anderen Teilen
der Ukraine - auf der Krim, in Odessa, in Charkow und in Donezk - sich ähnlich
verhalten wie der von deutschen Medien als Institution des ukrainischen "Volkes"
inthronisierte "Maidan", hört das Wohlwollen aber schnell auf:
Der Russe, jene schreckenerregende von den Nazis eingeführte Figur, der
asiatische Untermensch, der auf den CDU-Plakaten der 50er Jahre seine gierigen
Finger nach Deutschland ausstreckte und bis zum Ende der Sowjetunion für fast
alles Böse auf der Welt verantwortlich war, der Russe steckte dahinter. Nicht
nur die auch von Walter Steinmeier unterzeichnete Übereinkunft, die ein Ende
der Gewalt in der Ukraine hätte ermöglichen können, war verschwunden. Auch der
Rest von Objektivität, Verstand und Analyse war mit diesem Papier aus den deutschen
Leit- und Massenmedien weg. Dass jede Menge Ukrainer, bei diversen Wahlen für
andere Parteien als die plötzlich herrschende Timoschenko-Klitschko-Svoboda-Gruppe
gestimmt hatten: Geschenkt. Dass die russisch sprechenden Ukrainer an der jetzigen
Regierung nicht beteiligt sind: Selber schuld, sind ja bloß Russen.
Nur
selten ist aus deutschen Medien zu erfahren ("Spiegel-online"
bildet eine löbliche Ausnahme), dass die ukrainische Nazi-Partei "Svoboda"
im Kiewer Kabinett mit mehreren Ministern, einem Vizepremier und dem Generalstaatsanwalt
Oleg Machnitzkij vertreten ist. "Im Mai 2013 ", schreibt der SPIEGEL,
"war eine dreiköpfige Swoboda-Delegation bei der (NPD-) Fraktion der Rechtsextremisten
im Dresdner Landtag zu Besuch." Auch die Bitte des "Rechten Sektors",
jene auf dem Maidan dominierenden, bewaffneten Nazi-Formation, der tschetschenische
Terroristen Doku Umarow möge doch den ukrainischen Kampf gegen Russland unterstützen,
ist in den deutschen Norm-Medien nicht zu finden. Bilder aus der West-Ukraine
- dem Hort der ukrainischen Europa-Bestrebungen - auf denen die vielen Denkmäler
für den Nazikollaborateur Stepan Bandera, zu sehen wären, sind in Deutschland
nicht zu haben. Und dass Bandera von der "orangenen Timoschenko-Revolution"
zum "Helden der Ukraine" ernannt worden war will die Redaktion lieber
nicht wissen.
Auch ein journalistischer Leckerbissen wie dieser, dass
die Hackergruppe "Anonymous Ukraine" das e-Mailkonto des litauischen
Präsidenten-Beraters Laurynas Jonavicius gehackt hat und die darin gefundenen
e-Mails von Vitali Klitschko veröffentlichte, kommt irgendwie nicht rüber. Vielleicht
weil die Klitschko-Mails rund um den Aufritt der litauischen Parlamentspräsidentin
Loreta Grauinienes auf dem Maidan in Kiew auch folgenden Wunsch enthielt: "Nach
unserem Telefongespräch bin ich der Meinung, es wäre nützlich den Besuch einiger
hochrangiger Funktionäre der EU zu planen. Der Maidan braucht ständige moralische
Unterstützung. Es wäre angemessen jemanden aus Berlin einzuladen." Aber
in den deutschen Medien wird der Maidan hartnäckig weiter als ausschliesslich
spontane Volkserhebung verkauft.
So ziemlich alles was die Mehrheitsmedien
nicht berichten, ist aus gut zugänglichen Quellen im Netz zu erfahren. Von
den unten angeführten Links muss man zum SPIEGEL
oder zum NEUEN
DEUTSCHLAND nichts sagen. Allein die Website "russland.ru"
bedarf der Erläuterung: In der Redaktion sind ausschließlich deutsche Journalisten,
die zumeist vor Ort sind oder, weil sie russisch können, sich aus unabhängigen
ukrainischen Online-Zeitungen bedienen. Vor Ort ist zwar auch ein großer Stab
deutscher Standardjournalisten, die aber im wesentlichen alle das gleiche erzählen:
Der Russe kommt!
Einen kleinen Hinweis worum es in der Ukraine
wirklich geht, gab versehentlich die vorgeblich alternative TAZ: "Würde
sich Russland jetzt von der Krim zurückziehen, könnte sich die Nato von einigen
bisherigen Rücksichten verabschieden. Endlich würden die Ukraine und Georgien
Vollmitglieder werden. Von einer US-Marinebasis in Sewastopol redet niemand
öffentlich, aber das Ziel ist alles andere als abwegig." Das schreibt am
3. März 2014 der Soziologe Erhard Stölting. Genau Erhard, darum geht es:
Weg mit den blöden Rücksichten auf den Russen, her mit einer US-Marinebasis
in Sewastopol.