Eine solche Weltkonferenz der katholischen Bischöfe ist für
den Oktober 2014 geplant, am 26.6. wurden nun die "Instrumentum Laboris"
genannten Arbeitsunterlagen
veröffentlicht.
Überraschenderweise hatte 2013 Papst Franz
die Bischöfe aufgefordert zur Vorbereitung der Synode in ihren Diözesen
Befragungen der Kirchenmitglieder zu veranlassen, um den Ist-Zustand des Unterschiedes
zwischen dem kirchlichen Lehramt und dem praktizierten katholischen Verhalten
festzustellen.
Wobei klarerweise sich hauptsächlich aktiv praktizierende
Katholiken an dieser Befragung beteiligt haben, wobei bei weitem nicht in jeder
Diözese eine solche überhaupt stattfand, oft beschränkte sie
sich auf eine Befragung von Priestern oder der Bischof wusste selber alles.
Über das Vorbereitungsdokument
wurde auf dieser Site ja schon berichtet, auch über das Ergebnis der österreichischen
Befragung des Publikums, etwa sieben Promille der religiös eigenberechtigten
Kirchenmitglieder nahmen teil, siehe "Katholikenbefragung
in jeder Hinsicht ein Flop".
Bekannt gewordene Ergebnisse der
Befragungen zeigten, dass bei Empfängnisverhütung und ehelosem Sex
die größten Widersprüche zwischen Kirchenlehre und gelebter
Praxis bestehen, in diesen Punkten tendierten sie gegen 100 Prozent.
Werfen
wir nun einen Blick auf die Arbeitsunterlagen. In Sachen "wilder
Ehe", also des Zusammenlebens ohne kirchlichen Trauschein, hat man
nicht nur überhaupt keine Antwort, sondern traut die Frage nach dem unehelichen
Geschlechtsverkehr nicht einmal zu formulieren. Man wagt es gar nicht, den unehelichen
Geschlechtsverkehr anzuprangern, weil man wohl weiß, dass unverheiratete
Katholiken das sowieso zu knapp 99,99 % machen, sondern meint, es sollte
versucht werden, jungen Leuten das Projekt eines lebenslangen Zusammenlebens
schmackhafter zu machen.
Zur Empfängnisverhütung heißt
es konkret: "Vor allen Dingen (..) wird die Schwierigkeit hervorgehoben,
den Unterschied zwischen den natürlichen Methoden der Geburtenregelung
und der Empfängnisverhütung zu verstehen, besonders dann, wenn in
den Medien von 'natürlichen' und 'nicht natürlichen' Methoden der
Empfängnisverhütung die Rede ist. Von daher versteht sich, warum diese
Unterscheidung als ein Vorwand empfunden wird, und die 'natürlichen' Methoden
einfachhin als unwirksam oder unpraktisch abgetan werden."
Unter
"unnatürlichen" Methoden versteht die katholische Lehre, Präservative,
die Pille, Spiralen etc., erlaubt und "natürlich" ist nur die
sehr unzuverlässige Methode nach Knaus-Ogino, die Enthaltsamkeit an den
fruchtbaren Tagen der Frau. Da die Kirchenlehre aber die "Offenheit
der Eheleute für das Leben" fordert, setzt man ja offenbar auf diese
Unzuverlässigkeit! Als Lösung zum Problem der Unterschiede zwischen
religiöser Theorie und gelebter Praxis wird vorgeschlagen "den Inhalt
von Humanae Vitae besser bekannt zu machen" (Humanae Vitae war das Verbot
der Pille durch den deswegen in den 1960er-Jahren als "Pillen-Paul"
genannten Papst Paul VI.).
Man will also nichts zurücknehmen,
sondern nur die bestehenden irrwitzigen Vorschriften, die zumindest in unseren
Breiten nahezu vollständig ignoriert werden, neu verlautbaren.
Zu
den Scheidungen heißt es, diese gingen zurück, weil die Verehelichungen
zurückgingen, für die Behandlung der "wiederverheirateten
Geschiedenen", die nach der aktuellen Kirchenlehre wegen der kirchlichen
Unauflöslichkeit der Ehe im ständigen Ehebruch leben, ist im Arbeitspapier
kein vernünftiger Vorschlag zu finden. Es heißt bloß, man
müsse sich pastoral darum kümmern. Angemerkt wird, dass sich in einigen
Ländern Betroffene an in dieser Frage offene Priester wenden würden.
Man müsse aber diesen Menschen ihre irreguläre Situation erklären,
in manchen Bereichen würden Betroffene die Enthaltsamkeit als Lösung
akzeptieren. Eine sinnvolle Lösung für offensichtlich gläubige
und praktizierende geschiedene und wiederverheiratete Katholiken wird nicht
einmal angedeutet.
Zum Thema Homosexualität sind sich alle Bischofskonferenzen
einig, für Homos gibt's maximal die bestehende Richtlinie im Katechismus:
Homosexuellen "mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte
sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen". Gerecht
zurücksetzen darf man sie, aber mit Takt und Mitleid.
Das war's
zu den drei in den Diskussionen am meisten erwähnten Themen, es schaut
nicht so aus als würde bei der Bischofssynode mehr herauskommen als die
Empfehlung an den Klerikerapparat, die katholische Weltsicht den Kirchenmitgliedern
besser, deutlicher und umfassender zu erklären, also die Familien heftiger
zu evangelisieren, sogar der Pillen-Paul-Erlass wird höchstwahrscheinlich
aufrecht bleiben.
Dabei wäre es recht einfach diesen Bereich
mit einer ganz einfachen Entscheidung zu bereinigen, es müssten bloß
der nichteheliche Geschlechtsverkehr und die Verwendung von Verhüteli zur
"lässlichen Sünde" herabgestuft werden und schon könnten
alle katholischen Betroffenen ohne schlechtes Gewissen und ohne Verfolgungen
durch den Kirchenapparat fröhlich katholisch sein. Siehe dazu "Katholisches Sündendowngrading?"
Und auch "Bischof Ackermann mit Atheisten-Meinung?",
weil von Ackermann wurde fast derselbe Vorschlag gemacht.