Endlich ist sie erschienen, die Schätzung des Bundesverband deutscher
Banken (BdB). Auf den deutschen Parkbänken brach Jubel aus. In den Bahnhofsmissionen
wurde rhythmisch geklatscht, so manchem Flaschentaucher fiel die 25-Cent-Flasche
vor Freude aus der Hand: Über zehn Billionen Euro beträgt inzwischen
das Geld- und Immobilienvermögen der privaten Haushalte in Deutschland!
Nach Abzug der Schulden bleibt den Deutschen immer noch neun Billionen. Die
ersten Schuldnerberatungen schlossen ihre Büros. Auch die 333.000 deutschen
Wohnungslosen warfen ihre Plastik-Tüten weg: Denn das Immobilien-Vermögen
der Deutschen wuchs binnen zweier Jahre um 500 Milliarden auf 5,5 Billionen.
Da wird sich doch sicher ein nettes Plätzchen für die Obdachlosen
finden.
Etwas säuerlich kommentiert der Bankenverband, dass nur
sechs Prozent dieses überbordenden Vermögens in Aktien angelegt sind.
Hat doch die wunderbare Sendung auf der ARD "Börse vor Acht",
früher "Börse im Ersten", die seit dem Jahr 2000 täglich
auf die deutschen Hirne eindrischt das Volk immer noch nicht in Massen an die
Geldvernichtungs-Maschine geführt. Aber Geduld, sagt sich Jürgen Fitschen
- der nicht nur einer der Deutsche Bank-Chefs ist sondern auch Präsident
des Bankenverband - das wird noch kommen. Für ihn persönlich ist alles
längst gekommen: Er hat im letzten Jahr mit 7,5 Millionen Euro - deutlich
mehr als 2012 verdient, obwohl die Deutsche Bank nach einer Reihe von Skandalen
miese Zahlen präsentieren musste. Aber Fitschen weist mit einem langen
Finger auf den VW-Boss Martin Winterkorn dessen Jahresgehalt bei 15 Millionen
Euro liegt, obwohl der Gewinn vor Steuern bei VW stagniert.
Wenn man
das Immobilienvermögen "der" Deutschen aus dem Gesamtvermögen
rausrechnet, hat statistisch noch jeder 64.000 Euro auf der hohen Kante. Das
reicht leider nicht, um sich eine wirkliche Spitzenuhr zu leisten, zum Bespiel
die Hublot "Big Bang $ 5 Million". Die heißt nicht nur so, die
kostet auch so viel weil sie mit mehr als 1.200 Diamanten besetzt ist. Das würde
aber schön glitzern, wenn der statistische Deutsche mit dem dicken Ding
am Arm am Normal-Bettler an seinem Lieblings-Supermarkt vorbei ginge. Geben
kann er leider nichts, man kommt nicht zu so viel Geld wenn man gibt, man nimmt
lieber. Ausgeben aber kann die deutsche Fettschicht ganz gut, wie uns die Unternehmensberatung
Roland Berger in seiner Studie zum deutschen Luxusmarkt schon 2012 freudestrahlend
berichtete: "Uhren, Schmuck sowie Mode und Accessoires wuchsen von 2010
bis 2011 jeweils um mehr als 20 Prozent."
Wenn jetzt der Statistik-Deutsche
auf seinen Arm schaut und nur die Uhr von Woolworth sieht, dann gehört
er wahrscheinlich zu den 28 Prozent der deutschen Bevölkerung, die keinen
Euro gespart haben oder sogar verschuldet sind. Und der trübe Blick wird
klarer, wenn er dann auch noch weiß, dass die reichsten 10 Prozent in
Deutschland durchschnittlich 217.000 Euro besitzen. Angehörige des reichsten
Prozents der deutschen Bevölkerung verfügten durchschnittlich sogar
über 800.000 Euro. Besonders die Ost-Deutschen, die man erfolgreich heim
ins Reich geholt hatte, müssen sich mit einem Blick in die Röhre begnügen:
Sie haben nur die Hälfte von dem was der Westdeutsche hat, dafür sind
ihre durchschnittlichen Schulden aber höher. Natürlich sind die Armen
selbst schuld. Sagen die Reichen. Und haben in gewissem Maße recht. Denn
bei deutschen Durchschnitt hat sich immer noch nicht rumgesprochen, dass man
den Reichen nehmen muss wenn man den Armen geben will.