Woelkis Beförderung ist dem neuen Trend in Rom und der Weltkirche
zu verdanken: hin zu Kirchenfürsten, die - nicht selten Opus-Dei-geschult
- sehr gut mit den Medien umgehen können. Und ein werbewirksames Bild dieser
Kirche nach außen hin mit produzieren.
Unter Franziskus gibt
es keine Neuauflage der alten Haudegen. Männer, die noch unter Benedikt
und seinem Vorgänger Karriere machen konnten, haben offensichtlich heutzutage
kaum noch Chancen auf wichtigere Bischofsstühle befördert zu werden.
Männer, wie es etwa ein Kardinal Meisner oder ein Kardinal Groër,
ein Bischof Krenn waren. Die machten aus ihrem Homo-Hass und ihrer Frauenfeindlichkeit
keinerlei Geheimnis. Als schwuler Mann wusste man, wie man dran war: man
war zwar noch irgendwie Mensch, aber ein minderwertiger, der sich in die Ecke
zu stellen hatte und sich schämen musste. Dem man ganz offen das Recht
auf Akzeptanz und Gleichberechtigung absprach.
Weder Franziskus noch
Woelki gehören zu dieser Art. Es ist kein Zufall, dass der eher unscheinbar
wirkende Woelki schon vor zwei Jahren für den von einer LGBTI-Organisation
("Bündnis gegen Homophobie") vergebenen Respektpreis nominiert
war und immerhin auf dem zweiten Platz landete. Ähnlich wie Papst Franziskus
im vorigen Jahr von Amerikas bekanntestem Schwulenmagazin "Advocate"
zum "Mann des Jahres" gewählt wurde. Wird nun alles gut im Land
des Regenbogens und besonders in jener Stadt, die sich gerne als die "schwulste"
Deutschlands feiert?
Vom Wesen ganz anders als sein oberster Chef
bedient Woelki doch ein ähnliches Kirchenfürstenbild, das nun en vogue
wird: der eine fährt mit der U-Bahn, der andere mit dem Fahrrad zur
Arbeit. Die Kulisse hat sich von Brokat, Gold, roten Edelschuhen und Weihrauch
hin zu bescheidenen, ausgelatschten Deichmann-Schuhen und preisgünstigem
Clergy-Man gewandelt. Die Inhalte bleiben, aber die Verpackung und die sie umgebende
Vermarktungsstrategie wird eine andere. Während Meisner und Benedikt ihre
Medizin auch als Butter verkauften, wird nun das gleiche Medikament mit dem
billigen Himbeergeschmack eines religiösen Lifestyle-Produkts verkauft.
Für die breiten Massen und ihre Gläubigen bleibt ein schönes
Gefühl. Von daher passt es haargenau, dass die inhaltsschwerste Botschaft,
die der neue Hirte bei seiner Vorstellung im Hohen Dom zu Köln hatte, aus
einem Karnevalsschlager stammte: "Hey Kölle, do bis e jeföhl."
Aber
all das bleibt Kulisse, hinter der sich inhaltlich nichts ändern wird.
Homosexuelle gelten noch immer als Sünder, sollten sie von der ihnen von
Gott geschenkten Natur Gebrauch machen und es wagen Sex zu haben. Noch immer
werden Regierungen von diesen Kirchenfürsten angehalten, Homosexuellen
gleiche Rechte wie Heterosexuellen zu verweigern.
Aber nun erscheinen
die Inhalte dieser Kulisse viel harmloser und lassen sich viel attraktiver verkaufen.
Ob sie dadurch ungefährlicher werden, lässt sich mit Fug und Recht
bezweifeln.