Regenbogenkardinal für Köln?

David Berger, wegen seines Outings als Homosexueller im Jahre 2010 gemaßregelter katholischer Theologe, er verlor all seine kirchlichen Ämter und schrieb darüber den Bestseller "Der heilige Schein".  Nun ist er seit Mai 2013 Chefredakteur des Monatsmagazins MÄNNER. Und dort schreibt er als beidseitiger Fachmann am 10. 7. 2014 einen Artikel über die Bestellung des neuen Kölner Erzbischofs, er fragt dazu:

Kardinal Woelki aus Berlin wird neuer Erzbischof in Köln. Ein Kardinal, der zu Deutschlands wichtigstem Regenbogendorf passt?

Woelkis Beförderung ist dem neuen Trend in Rom und der Weltkirche zu verdanken: hin zu Kirchenfürsten, die - nicht selten Opus-Dei-geschult - sehr gut mit den Medien umgehen können. Und ein werbewirksames Bild dieser Kirche nach außen hin mit produzieren.

Unter Franziskus gibt es keine Neuauflage der alten Haudegen. Männer, die noch unter Benedikt und seinem Vorgänger Karriere machen konnten, haben offensichtlich heutzutage kaum noch Chancen auf wichtigere Bischofsstühle befördert zu werden. Männer, wie es etwa ein Kardinal Meisner oder ein Kardinal Groër, ein Bischof Krenn waren. Die machten aus ihrem Homo-Hass und ihrer Frauenfeindlichkeit keinerlei Geheimnis. Als schwuler Mann wusste man, wie man dran war: man war zwar noch irgendwie Mensch, aber ein minderwertiger, der sich in die Ecke zu stellen hatte und sich schämen musste. Dem man ganz offen das Recht auf Akzeptanz und Gleichberechtigung absprach.

Weder Franziskus noch Woelki gehören zu dieser Art. Es ist kein Zufall, dass der eher unscheinbar wirkende Woelki schon vor zwei Jahren für den von einer LGBTI-Organisation ("Bündnis gegen Homophobie") vergebenen Respektpreis nominiert war und immerhin auf dem zweiten Platz landete. Ähnlich wie Papst Franziskus im vorigen Jahr von Amerikas bekanntestem Schwulenmagazin "Advocate" zum "Mann des Jahres" gewählt wurde. Wird nun alles gut im Land des Regenbogens und besonders in jener Stadt, die sich gerne als die "schwulste" Deutschlands feiert?

Vom Wesen ganz anders als sein oberster Chef bedient Woelki doch ein ähnliches Kirchenfürstenbild, das nun en vogue wird: der eine fährt mit der U-Bahn, der andere mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Kulisse hat sich von Brokat, Gold, roten Edelschuhen und Weihrauch hin zu bescheidenen, ausgelatschten Deichmann-Schuhen und preisgünstigem Clergy-Man gewandelt. Die Inhalte bleiben, aber die Verpackung und die sie umgebende Vermarktungsstrategie wird eine andere. Während Meisner und Benedikt ihre Medizin auch als Butter verkauften, wird nun das gleiche Medikament mit dem billigen Himbeergeschmack eines religiösen Lifestyle-Produkts verkauft. Für die breiten Massen und ihre Gläubigen bleibt ein schönes Gefühl. Von daher passt es haargenau, dass die inhaltsschwerste Botschaft, die der neue Hirte bei seiner Vorstellung im Hohen Dom zu Köln hatte, aus einem Karnevalsschlager stammte: "Hey Kölle, do bis e jeföhl."

Aber all das bleibt Kulisse, hinter der sich inhaltlich nichts ändern wird. Homosexuelle gelten noch immer als Sünder, sollten sie von der ihnen von Gott geschenkten Natur Gebrauch machen und es wagen Sex zu haben. Noch immer werden Regierungen von diesen Kirchenfürsten angehalten, Homosexuellen gleiche Rechte wie Heterosexuellen zu verweigern.

Aber nun erscheinen die Inhalte dieser Kulisse viel harmloser und lassen sich viel attraktiver verkaufen. Ob sie dadurch ungefährlicher werden, lässt sich mit Fug und Recht bezweifeln.