Zu den Demos gegen Israel

Die aktuelle Politik Israels könnte eine Reaktion auf die Entwicklung in der Umgebung Israels sein, also die Ausuferung des Jihads gegen alles, was im neu ausgerufenen "Kalifat" im Irak und Syrien den Islamisten als ungläubig gilt. Dass allerdings die Militäraktionen Israels gegen den GAZA-Streifen kaum als angemessen beurteilt werden können, ergibt sich allein schon aus der Zahl der Opfer.

Was aber klarerweise wiederum nicht heißen kann, jedwede Aktionen militanter Antisemiten bejubeln zu müssen. In Frankreich lieferten sich tobende antisemitische Islamisten mit der Polizei Straßenschlachten. Auch in Österreich gab es - friedliche, aber antisemitische - Anti-Israel-Demos abgehalten von Anhängern des türkischen Premiers Erdogan und seiner AKP-Partei bzw. der UETD (Union Europäisch-Türkischer Demokraten ), einer AKP-Lobby-Gruppe.

(Screenshot der ZiB 1 vom 20.7.2014, nach Angaben der Polizei hätten an der Wiener Demonstration 11.000, nach UETD-Angaben 30.000 Personen teilgenommen)

Dazu zwei Meinungen, die durchs Internet zogen:

Als Erstes eine Mail des grünen Bundesrates Efgani Dönmez, das er an einen Herrn richtete, der die Abgeordneten auf extremistische Islamisten in Österreich aufmerksam zu machen versuchte, Dönmez schrieb:
Sehr geehrter Herr (..), als ich diese Umtriebe schon vor Jahren und Monaten kritisierte, wurde dies mit 'Einzelmeinung' oder 'überspitzte Rhetorik' abgestempelt. Wie man sieht, muss man anscheinend manchmal etwas zugespitzte Worte finden, damit die Aufmerksamkeit auf eine Thematik gelenkt wird. Jetzt ist es unübersichtlich, welch Geisteskinder aus dem Umfeld der AKP/UETD hier in Österreich am Werk sind, selbst Blinde können nun erkennen, dass zu Recht Kritik von mir geübt wurde.
Das äußerst befremdliche an der Causa ist, dass Leute aus diesem Umfeld über die unterschiedlichen Netzwerke auf den Listen der ÖVP und SPÖ zum Nationalrat, Wirtschaftskammer- und Arbeiterkammerwahlen kandidieren. Ich freue mich, dass der Kreis der progressiven Kräfte sich nun erweitert und mittlerweile eine breitere Mehrheit erkennt, dass diese entbehrlichen Kräfte in die Schranken gewiesen gehören. Die Regierungsparteien müssen erkennen, dass die Unterstützung dieser Kreise nur kurzfristig von Nutzen ist, längerfristig schaden diese antisemitischen Strömungen mehr.
Ich appelliere an die Vernünftigen in allen Parteien, ihre Partei dabei zu unterstützen sich aus der Sackgasse hinauszumanövrieren, in die sich sich mit dem Hereinholen und salonfähig machen dieser Leute gebracht haben.
Österreich braucht Menschen mit Migrationshintergrund in den unterschiedlichen Gremien, aber ausschließlich jene, die sich zu den Werten ihrer Partei bekennen und unsere demokratische Rechtsordnung bedingungslos anerkennen.
Wer in einem Gottesstaat leben möchte, kann dies gerne in einem Land seiner Wahl machen, aber in Österreich darf und wird es dafür kein Verständnis geben. Diese Klarheit gehört von allen Parteien kommuniziert!
Wer in der Türkei oder in Österreich aktiv die AKP unterstützt, stellt sich diametral den eigenen Parteiwerten der SPÖ und ÖVP sowie Grüne entgegen. Diese Doppelbödigkeit zum Nutzen von einigen wenigen, darf nicht toleriert werden, noch weniger wenn einer der Fundamente auf Antisemitismus basiert.

Der Innsbrucker Politologe Andreas Maislinger richtete den folgenden Brief an Außenminister Kurz:
Betreff: Bundesminister Sebastian Kurz, BMEIA: Besorgniserregender Antisemitismus unter jungen Türken / Anzeige wegen Verhetzung nach § 283 Strafgesetzbuch
Verehrter Herr Außenminister, lieber Sebastian Kurz,
heute, Samstag, 19. Juli 2014, habe ich von 16.00 bis 17.30 Uhr die Anti-Israel-Demonstration vor dem Tiroler Landestheater beobachtet.
Ich wende mich in großer Sorge an Dich. Die Gespräche mit türkischen Buben und Mädchen und mit jungen türkischen Frauen und Männern haben mir leider gezeigt, wie tief der Hass auf Israel und die Juden ist. Die Gespräche haben immer wieder bestätigt, dass es den jungen Türken nicht um das Leiden der moslemischen Kinder geht, es geht immer nur um Israel und gegen die Juden.
Die freie Meinungsäußerung und das damit verbundene Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut und ich bin der Erste, der es bei jeder Gelegenheit verteidigt. Aber muss das Demonstrationsrecht nicht auch begrenzt werden können?
Da ich Dir vertraue und Du in Österreich und international bereits nach kurzer Zeit als Außenminister großes Ansehen genießt, wende ich mich mit folgender Bitte an Dich:
Sorge bitte dafür, dass das Landesamt für Verfassungsschutz in Innsbruck nicht nur alle Hassparolen ins Deutsche übersetzen lässt, sondern die Staatsanwaltschaft auch eine Anklage wegen Verhetzung nach § 283 Strafgesetzbuch einbringt.
Nach meinem Eindruck haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration vor dem Tiroler Landestheater eindeutig die öffentliche Ordnung gefährdet, indem sie wahrnehmbar zu Gewalt gegen Israel und "die Juden" aufgefordert haben.
Besonders hinweisen möchte ich noch auf den Abs. 2 des § 283 Strafgesetzbuch, der auch eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren androht, "wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar gegen eine in Abs. 1 bezeichnete Gruppe hetzt oder sie in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft und dadurch verächtlich zu machen sucht".
Kopien dieses Mails gehen an die Bundesministerin für Inneres, die Chefs des Verfassungsschutzes in Wien und Innsbruck und an die Israelistischen Kultusgemeinden Österreichs.
Herzliche Grüße aus Innsbruck - Andreas Maislinger