Die Welt will betrogen sein

So war ein Leserbrief in der Kronenzeitung vom 27.7.2014 übertitelt:

Der Ausspruch, "Die Welt will betrogen sein, also soll sie betrogen werden", fällt mir jedes Mal ein, wenn irgendwelche neuen "Ideen aus Brüssel kommen. Ich will nicht das harte Wort Betrug verwenden, aber zum Narren gehalten werden wir schon von den ganzen Herrschaften in der EU. Denn ganz ehrlich, die 28 Kommissare und über 700 Abgeordnete sowie der riesengroße künstlich aufgeblasene Beamtenapparat sind im Prinzip völlig überflüssig.
Diese Spitzenverdiener schaffen sich sozusagen selber Aufgaben, die für die Bevölkerung so wichtig sind wie der berühmte Kröpf. Die "Arbeit" dieser Herrschaften erinnert ein wenig an die Schildbürger, die einst mit Kübeln aas Sonnenlicht fingen, um im fensterlosen Rathaus für Helligkeit zu sorgen. Nehmen wir an, "Brüssel" streikt, was würde geschehen, was würde sich für die Menschen in den einzelnen Ländern ändern, käme es zu einer dauerhaften Krise? Nichts von alldem, die Bevölkerung würde dies nur durch die Medien bemerken, alleine Osterreich würde sich ohne EU viele Milliarden ersparen. Es gibt nämlich nichts, was verantwortungslose Politiker in den verschiedenen Staaten nicht selber lösen könnten. Aber dies wäre den Wirtschaftsbossen und der Finanzindustrie nicht recht, denn die Auslese der "politischen Blindgänger" in Brüssel ist leichter von den bösen Zielen des Finanzadels zu überzeugen als 28 verschiedene Regierungen. Die sehr gut bezahlten "Marionetten" in Brüssel erfüllen mehr oder weniger offen jeden Wunsch der Gewinnmaximierer, wer das anders sieht, ist ein unheilbarer Optimist. Sie schwindeln uns auf Teufel komm raus an, und bei vielen hat sich schon die Meinung manifestiert, dass es ohne die EU nicht mehr geht, was für eine Fehleinschätzung. Sie verschreiben uns Probleme und bieten danach Lösungen an, die uns dazu zwingen, den Gürtel enger zu schnallen.
Alle wirtschaftlichen Tätigkeiten sollten dem Gemeinwohl dienen, davon haben jene, die nie genug bekommen können, noch nie etwas gehört. Für die zählen nur Gewinn, Wettbewerb (auf Kosten der Arbeitnehmer) und Wachstum - ein böser Kreislauf, der zur Katastrophe führen wird! Peter Blaschek, Wien

Ein bisschen Recherche förderte zutage, dass dieser Peter Blaschek, der einen über weite Teile sehr links klingenden Leserbrief geschrieben hat, kein Jungsozialist oder Kommunist ist, sondern ein Wiener FPÖ-Funktionär aus dem 21. Bezirk, der hier treffsicher die Rolle der EU darstellte, dass es fürs Finanzkapital nämlich leichter ist, eine EU zu steuern als 28 einzelne Regierungen. Und dass das Gemeinwohl Vorrang haben soll, sagte bereits im 18. Jahrhundert der französische Philosoph Charles Montesquieu (Le bien particulier doit céder au bien public - Das Wohl des Einzelnen muss dem öffentlichen Wohl weichen), bis heute hat sich das nicht nur nicht durchgesetzt, sondern sogar völlig ins Gegenteil verkehrt. Dank der USA. Dank der EU. Und nur von der FPÖ sagt wer was dazu? Alle anderen trompeten ja ständig unreflektiert (oder weil's was einbringt) die EU-Propaganda nach. Weit haben wir es gebracht...