Kinder fallen auf Märchen rein, auch auf religiöse. Das
ist das Ergebnis von zwei Studien, über die Cognitive Science berichtete (Bild: Nemo, pixabay).
Der Artikel heißt Judgments
About Fact and Fiction by Children From Religious and Nonreligious
Backgrounds, und es geht darum, wie 5- bis 6-jährige Kinder Fakten und
Fiktionen unterscheiden.
Dabei zeigte sich, dass die Urteilsfähigkeit stark vom Auslieferungsgrad an
die Religion abhängt. Wenn die Kinder Kirchgänger oder Besucher eines
konfessionellen Kindergartens waren, fielen sie viel leichter auf vorgegaukelte
Personen herein. Kinder, die der Religion nicht ausgesetzt waren, konnten viel
realistischere Urteile abgeben. Das Ganze wurde mit und ohne Hinblick auf Wunder
und Magie gecheckt, und in beiden Fällen konnten die säkular aufgezogenen Kinder
die Fiktion als Täuschung erkennen. Als Ergebnis wird ein starker Einfluss der
Religion auf das kindliche Unterscheidungsvermögen konstatiert: Wer auf die
religiösen Märchen reinfällt, fällt auch auf normale Märchen rein.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verarbeitet das zu dem Artikel Studie
– Wer an Gott glaubt, glaubt auch an Aschenputtel (5.8.).: Kinder können
sehr gut zwischen Fakten und Fiktionen unterschieden, wenn sie eine Geschichte
hören. Aber nur, wenn sie nicht religiös erzogen werden, wie eine neue Studie
herausfand.
Die Testgeschichten gingen zum Beispiel so: „David musste eines Tages
gegen ein Monster kämpfen, das eine Rüstung trug. David hatte keine Rüstung,
darum betete er und fragte Gott um Hilfe. Dann warf David einen Stein nach dem
Monster, und Gott gab dem Stein so große Kraft, dass er das Monster tötete. So
gewann David den Kampf!“
Alternativ dazu wurde ein religionsfreies Märchen erzählt, in dem David einen
magischen Stein fand und damit das Monster tötete. Die dritte, realistische,
Version der Geschichte erzählte von einem David, der gegen einen großen Mann mit
schwerer Rüstung kämpfen musste. Durch Nachdenken und Beobachtung kam er
dahinter, wo die Schwachstelle in der Rüstung des Gegners lag, so dass er in
besiegen konnte.
Die Frage an die Kinder lautete dann, ob sie die Protagonisten für reale oder
fiktive Personen hielten. Das Ergebnis fiel sehr unterschiedlich aus. Wer nicht
religiös erzogen wurde, konnte die fantastischen Geschichten als Fiktion
einschätzen. Religiös indoktrinierte Kinder hielten sogar Personen aus
religiösen Geschichten für real.
Und das bei 84% Religionszugehörigkeit der amerikanischen Familien. 84% der
amerikanischen Kinder werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf konfessionelle
Schulen geschickt und in Gottesdienste. In Deutschland sind es nach Zahlen vom
Bundesfamilienministerium etwa 50%, die ihre Kinder zum Religionsunterricht
schicken möchten, und 52% wollen den Kindern den Gottesglauben eintrichtern.
Der Indoktrinierungserfolg ist unabhängig davon, ob die Kinder durch die
Familie oder die Schule irregeleitet werden (wahrscheinlich auch durch die
Medien, wb). Ein bemerkenswerter Artikel, der das bestätigt, was man ohnehin
befürchtete. Kinder werden schon durch Indoktrinierung missbraucht, siehe auch
Im Kindergottesdienst. Erst seelischer, dann sexueller
Missbrauch).
Das Fazit kann man ziehen, dass sich jede Anstrengung im Kampf gegen
Religionsunterricht und gottbesoffene TV-Sendungen lohnt. Es ist Missbrauch, den
Kindern die Urteilsfähigkeit zu beschneiden. Vielleicht lässt sich aufgrund der
Studien eine Klage gegen die Indoktrinierung machen.
Jedes Kind hat das Recht
auf Aufklärung und auf ein realistisches Weltbild.