Über die Synodenschlussbotschaft

Von Radio Vatikan wurde am 18.10.2014 eine "Arbeitsübersetzung der Schlussbotschaft, die an diesem Samstag von der 3. Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode mit großer Mehrheit approbiert und veröffentlicht wurde" vorgelegt.

Was hat sich konkret ergeben?

Nach einer längeren im üblichen Frömmlerton gehalten Einleitung geht's um die Familien:
"Da gibt es vor allem anderen die große Herausforderung der Treue in der ehelichen Liebe. Eine Schwächung des Glaubens und der Werte, Individualismus, Verarmung der Beziehungen, Stress aus Raserei, die kein Nachdenken kennt, zeichnen auch das Leben der Familien. So sehen wir nicht wenige Ehe-Krisen, die dann oft oberflächlich angegangen werden und ohne den Mut der Geduld, der Überprüfung, des gegenseitigen Verzeihens, der Versöhnung und auch des Opfers. So bringt das Scheitern neue Beziehungen hervor, neue Paare, neue Verbindungen und neue Ehen, die komplizierte und problematische Familiensituationen für Christen ergeben."

Die Schuldigen hat man also ausgeforscht: zuwenig Glaube und zuwenig christkatholische Werte, fehlende Besinnlichkeit und Geduld: dass es neue Paare und gar neue Ehen gibt, liegt an den Beteiligten, weil sie der Kirchenlehre nicht folgten. Dass die Kirchenlehre vielleicht etwas realtitätsfern sein könnte, findet keine Erwähnung.

Es folgt dann ein langer jammervoller Abschnitt über individuelle (Krankheiten etc.) und materielle Familienprobleme, dann schließlich ein Absatz über die Barmherzigkeit: "Christus wollte, dass seine Kirche ein Haus mit einer immer offenen Türe sei, offen in der Aufnahme, ohne irgendjemanden auszuschließen. Wir sind daher dankbar für die Priester, die Gläubigen und die Gemeinden, die Paare und Familien auf ihrem Weg begleiten und sich ihrer inneren und sozialen Wunden annehmen." Konkret wird nichts ausgesagt.

Dann folgen Erläuterungen über Beziehungen, über die Begegnung von Mann und Frau, die komplett katholisch geschildert wird: "Damit diese Begegnung authentisch ist, beginnt der Weg mit der Verlobung, Zeit der Erwartung und der Vorbereitung. Sie verwirklicht sich in Fülle im Sakrament, wo Gott besiegelt, seine Gegenwart und seine Gnade gibt. Dieser Weg kennt auch Sexualität, Zärtlichkeit, Schönheit, die jenseits der jugendlichen Kraft und Frische fortdauern. Die Liebe neigt ihrer Natur zufolge danach, für immer zu sein, bis zur Hingabe des Lebens für den Menschen, den man liebt. In diesem Licht dauert die eheliche Liebe, die einmalig und unauflöslich ist, fort trotz der vielen Schwierigkeiten der menschlichen Beschränkung (..)."

Mit "Erwartung und Vorbereitung" wird wohl die katholische Ansicht dargestellt, dass es vor der Ehe keinen Sex geben darf. Dass eine Liebe der Natur nach dazu neigt, für immer zu sein, ist offenbar eine zölibatäre Erfahrung: sie wissen nicht, wovon sie reden.

Dann kommt der Fortpflanzungsabsatz:
"Diese Liebe verbreitet sich durch Fruchtbarkeit, die nicht bloß Fortpflanzung ist, sondern auch Geschenk des göttlichen Lebens in der Taufe, Erziehung und Katechese der Kinder. Sie ist auch Fähigkeit, das Leben schenken zu können, Zuneigung, Werte, eine Erfahrung, die auch jenen möglich ist, die sich nicht fortpflanzen können. Die Familien, die dieses lichtreiche Abenteuer leben, werden Zeugen für alle, besonders für die Jugendlichen." Über die päpstlich verbotenen "künstlichen Verhütungsmittel" wird kein Wort geäußert.

Der erläuternde Absatz dazu ist von großer Realitätsferne, er handelt vom aktiven auf den Glauben ausgerichteten katholischen Familienleben, einschließlich des täglichen Bemühens in der Erziehung zum Glauben und zur Heiligkeit, den es in dieser Form wohl auch in früheren Zeiten nur ausnahmsweise gegeben hat. Die dazu noch angefügten zu den Enkeln predigenden Großeltern sind schon vor 50 Jahren zunehmend abgekommen.

Dann folgen noch einige Frömmeleien über die sonntägliche Eucharistie etc. Zu den Themen, die in den Medien diskutiert und die auch innerkirchlich als wichtig deklariert wurden, gibt es überhaupt keine konkreten Aussagen, keine einzige Zeile befasst sich wirklich mit Verhütung, mit wiederverheirateten Geschiedenen oder mit Homosexuellen.

Über die Geschiedenen heißt es bloß gegen Ende
: "Deshalb haben wir in der ersten Etappe unseres synodalen Weges über die seelsorgerliche Begleitung und den Zugang zu den Sakramenten der wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen." Was gesprochen wurde, steht nicht im Bericht.

Das ganze Papier ist unverbindliches Gewäsch ohne jedwede Konsequenz: auf mehr konnte man sich offenbar nicht einigen. Die Herren Kleriker bleiben in ihrem vormodernistischen Gottesreich, aber das ist gut und nicht schlecht: Weil die völlige Verschiedenheit der kirchlichen und der realen Welt wird damit offenbarer: Katholischen Kirchenmitgliedern wird weiterhin zunehmend bewusster werden, dass der Katholizismus und ihr gelebtes Leben immer weniger Berührungspunkte haben.