Nach einer längeren im üblichen Frömmlerton gehalten Einleitung
geht's um die Familien:
"Da gibt es vor allem anderen die große
Herausforderung der Treue in der ehelichen Liebe. Eine Schwächung des Glaubens
und der Werte, Individualismus, Verarmung der Beziehungen, Stress aus Raserei,
die kein Nachdenken kennt, zeichnen auch das Leben der Familien. So sehen wir
nicht wenige Ehe-Krisen, die dann oft oberflächlich angegangen werden und
ohne den Mut der Geduld, der Überprüfung, des gegenseitigen Verzeihens,
der Versöhnung und auch des Opfers. So bringt das Scheitern neue Beziehungen
hervor, neue Paare, neue Verbindungen und neue Ehen, die komplizierte und problematische
Familiensituationen für Christen ergeben."
Die Schuldigen
hat man also ausgeforscht: zuwenig Glaube und zuwenig christkatholische Werte,
fehlende Besinnlichkeit und Geduld: dass es neue Paare und gar neue Ehen gibt,
liegt an den Beteiligten, weil sie der Kirchenlehre nicht folgten. Dass
die Kirchenlehre vielleicht etwas realtitätsfern sein könnte, findet
keine Erwähnung.
Es folgt dann ein langer jammervoller
Abschnitt über individuelle (Krankheiten etc.) und materielle Familienprobleme,
dann schließlich ein Absatz über die Barmherzigkeit: "Christus
wollte, dass seine Kirche ein Haus mit einer immer offenen Türe sei, offen
in der Aufnahme, ohne irgendjemanden auszuschließen. Wir sind daher dankbar
für die Priester, die Gläubigen und die Gemeinden, die Paare und Familien
auf ihrem Weg begleiten und sich ihrer inneren und sozialen Wunden annehmen."
Konkret wird nichts ausgesagt.
Dann folgen Erläuterungen
über Beziehungen, über die Begegnung von Mann und Frau, die komplett
katholisch geschildert wird: "Damit diese Begegnung authentisch ist,
beginnt der Weg mit der Verlobung, Zeit der Erwartung und der Vorbereitung.
Sie verwirklicht sich in Fülle im Sakrament, wo Gott besiegelt, seine Gegenwart
und seine Gnade gibt. Dieser Weg kennt auch Sexualität, Zärtlichkeit,
Schönheit, die jenseits der jugendlichen Kraft und Frische fortdauern.
Die Liebe neigt ihrer Natur zufolge danach, für immer zu sein, bis zur
Hingabe des Lebens für den Menschen, den man liebt. In diesem Licht dauert
die eheliche Liebe, die einmalig und unauflöslich ist, fort trotz der vielen
Schwierigkeiten der menschlichen Beschränkung (..)."
Mit
"Erwartung und Vorbereitung" wird wohl die katholische Ansicht dargestellt,
dass es vor der Ehe keinen Sex geben darf. Dass eine Liebe der Natur nach dazu
neigt, für immer zu sein, ist offenbar eine zölibatäre Erfahrung:
sie wissen nicht, wovon sie reden.
Dann kommt der Fortpflanzungsabsatz:
"Diese Liebe verbreitet sich durch Fruchtbarkeit, die nicht bloß
Fortpflanzung ist, sondern auch Geschenk des göttlichen Lebens in der Taufe,
Erziehung und Katechese der Kinder. Sie ist auch Fähigkeit, das Leben schenken
zu können, Zuneigung, Werte, eine Erfahrung, die auch jenen möglich
ist, die sich nicht fortpflanzen können. Die Familien, die dieses lichtreiche
Abenteuer leben, werden Zeugen für alle, besonders für die Jugendlichen."
Über die päpstlich verbotenen "künstlichen Verhütungsmittel"
wird kein Wort geäußert.
Der erläuternde Absatz dazu ist von großer Realitätsferne,
er handelt vom aktiven auf den Glauben ausgerichteten katholischen Familienleben,
einschließlich des täglichen Bemühens in der Erziehung zum Glauben
und zur Heiligkeit, den es in dieser Form wohl auch in früheren Zeiten
nur ausnahmsweise gegeben hat. Die dazu noch angefügten zu den Enkeln predigenden
Großeltern sind schon vor 50 Jahren zunehmend abgekommen.
Dann
folgen noch einige Frömmeleien über die sonntägliche Eucharistie
etc. Zu den Themen, die in den Medien diskutiert und die auch innerkirchlich
als wichtig deklariert wurden, gibt es überhaupt keine konkreten Aussagen,
keine einzige Zeile befasst sich wirklich mit Verhütung, mit wiederverheirateten
Geschiedenen oder mit Homosexuellen.
Über die Geschiedenen heißt
es bloß gegen Ende: "Deshalb haben wir in der ersten Etappe unseres
synodalen Weges über die seelsorgerliche Begleitung und den Zugang zu den
Sakramenten der wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen." Was gesprochen
wurde, steht nicht im Bericht.
Das ganze Papier ist unverbindliches Gewäsch
ohne jedwede Konsequenz:
auf mehr konnte man sich offenbar nicht einigen. Die Herren Kleriker bleiben
in ihrem vormodernistischen Gottesreich, aber das ist gut und nicht schlecht:
Weil die völlige Verschiedenheit der kirchlichen und der realen Welt wird
damit offenbarer: Katholischen Kirchenmitgliedern wird weiterhin zunehmend bewusster
werden, dass der Katholizismus und ihr gelebtes Leben immer weniger Berührungspunkte
haben.