SPD weiterhin gegen Religionsfreie?

Bisher hat es der bekanntlich von christlichen Ausgeburten durchsetzte SPD-Vorstand, verweigert, einen Arbeitskreis der religionsfreien SPDler innerparteilich zuzulassen. Da allerdings nun nach dem christlichen und dem jüdischen auch ein islamischer Arbeitskreis zugelassen wurde, gibt es aus vernünftigen SPD-Kreisen einen neuen Anlauf:

Aufruf für einen Arbeitskreis
"HumanistInnen und Konfessionsfreie in der SPD"

Die SPD ist eine weltanschaulich pluralistische Partei. Dieser Tatsache hat der Parteivorstand mit der Anerkennung bzw. Gründung von religiös orientierten Arbeitskreisen Rechnung getragen. Nach der Etablierung von Arbeitskreisen für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten mit christlichem und jüdischem Bekenntnis treibt nun der Parteivorstand mit guten Gründen die Einrichtung eines Arbeitskreises für Parteimitglieder mit islamischem Bekenntnis voran.
Deshalb ist es jetzt an der Zeit, die pluralistische Verfasstheit der Sozialdemokratie auch durch einen Arbeitskreis für HumanistInnen und Konfessionsfreie deutlich zu machen und so an die bedeutende Tradition von Humanismus und Aufklärung in der SPD neu anzuknüpfen.
Ebenso wie eine Verengung der SPD auf eine atheistische Weltanschauungspartei den Grundwerten der Pluralität und Toleranz widerspricht, ist auch eine einseitige Ausrichtung auf religiös fundierte Anschauungen nicht statthaft. Die sozialdemokratische Werteorientierung schöpft - gewiss nicht zuletzt - auch aus dem säkularen Humanismus, ja die Demokratie ist zu wesentlichen Teilen ein über Jahrhunderte mühsam errungener Erfolg solchen humanistischen Denkens.

In unserem Hamburger Grundsatzprogramm wird dieser weltanschauliche Pluralismus der Sozialdemokratie vielerorts unmissverständlich klar. Insbesondere heißt es dort:
Für uns ist das Wirken der (…) Weltanschauungsgemeinschaften durch nichts zu ersetzen, insbesondere wo sie zur Verantwortung für die Mitmenschen und das Gemeinwohl ermutigen und Tugenden und Werte vermitteln, von denen die Demokratie lebt. Wir suchen das Gespräch mit ihnen und, wo wir gemeinsame Aufgaben sehen, die Zusammenarbeit in freier Partnerschaft.

Auch im derzeitigen Koalitionsvertrag wird die Verpflichtung der Bundesregierung und der Großen Koalition zum Dialog mit humanistischen Weltanschauungsgemeinschaften festgeschrieben. Dies muss auch eine institutionelle Grundlage in der Parteistruktur der SPD finden.

Der zu gründende Arbeitskreis soll insbesondere diese Aufgaben verfolgen:

durch entsprechende öffentliche Veranstaltungen sozialdemokratische Programmatik aus säkularer Perspektive reflektieren und anreichern,
mit den entsprechenden Organisationen und Vereinigungen in einen Dialog treten,
Kontakte mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren pflegen, sofern dort inhaltliche Berührungspunkte bestehen,
Brücken in die Gesellschaft schlagen und diejenigen besonders ansprechen, die ihr Leben ohne religiöse Bezüge gestalten und in der Sozialdemokratie dem entsprechende Ansprechpartner suchen,
eine Plattform für diejenigen bieten, die ihr sozialdemokratisches Engagement aus einem säkularen humanistischen Weltverständnis heraus begründen und dies mit Gleichgesinnten in der SPD diskutieren wollen.

Die Unterzeichnenden sind Mitglieder der SPD. Sie fordern den Vorstand der SPD auf, die Gründung eines Arbeitskreises "HumanistInnen und Konfessionsfreie in der SPD" anzustoßen, personell und finanziell ebenso wie die vergleichbaren Arbeitskreise zu unterstützen und ihn formell anzuerkennen.

Für alle interessierten SPDler hier die Zugänge:
Jede Stimme zählt: jetzt den Aufruf unterzeichnen
Übersicht der Erstunterzeichnenden