Seinerzeit als die Kirchtürme errichtet und mit Glocken versehen wurden, hatte dies den Zweck, dass die Menschen rundherum das katholische Herrschaftszeichen sehen konnten und durch das Glockengeläute wussten, dass sie sich zur Kirche zu begeben hatten. Später kamen dann die Turmuhren hinzu, die eine nützliche Funktion hatten: die weitgehend uhrenlosen Menschen lernten die Uhrzeit abzulesen und sich nach der Uhrzeit zu richten. Diese Uhren erhielten auch Schlagwerke, welche die Viertelstunden schlugen und zur vollen Stunde die Stundenzahl, solche Vorrichtungen waren auch in private Wanduhren oft eingebaut.
Daher finden am Sonntag die paar alten Leutchen, die zur Messe gehen, auch ohne Bimbambum in die Kirche. Und die Nichtkirchengeher sind jederzeit in der Lage, auf ihre Uhren zu schauen, sie sind nimmer auf Kirchtürme und schon gar nicht auf deren viermal in der Stunde lärmenden Schlagwerke angewiesen.
In der oö Landeshauptstadt Linz gibt es den Mariendom, auch Neuer Dom genannt, der von 1862 bis 1924 errichtet wurde und mit Sicherheit das sinnloseste Gebäude in ganz Linz ist. Der Dom ist nämlich volumenmäßig die größte Kirche Österreichs und fasst mit den Stehplätzen 20.000 Personen. Die Dompfarre umfasst jedoch nur etwa 3500 katholische Kirchenmitglieder, was heißt: sonntags sitzen einige Dutzend Leute in der Kirche, die Nutzung des Fassungsraumes liegt im Promillebereich. Das wäre etwa so als baute man ein Fußballstadion für 20.000 Zuschauer und dann kommen zu jedem Spiel bloß hundert Zuschauer.
Nun hat ein von der kirchlichen Glockenmacht Betroffener mit dem Hinweis,
dass in Wien der Stephansdom nachts das Schlagwerk nicht verwende, ersucht,
das auch in Linz so zu machen. Was abgelehnt wurde. Weil sonst habe sich niemand
beschwert und außerdem war das immer so.
Der Betroffene bringt
nun eine Klage ein, weil ihm das laute Läuten in der Nacht den Schlaf raube.
Das Läuten in der Nacht erfülle außerdem keinen religiösen
Zweck. Schließlich ist das Läuten der Viertelstunde, der halben Stunde,
der Dreiviertelstunde, der vollen Stunde samt Stundenzahl nicht einmal im katholischen
Katechismus vorgesehen.
Ein Gutachten bestätigt dem Kläger,
dass das Geläute 77 Dezibel erreichen kann, 70 Dezibel vollbringt ein
Rasenmäher, 75 der Straßenverkehr, 80 ein Festnetztelefon. Dass der
Pfarrgemeinderat und der Dompfarrer keine Bereitschaft zeigen, die nächtlichen
Glockenschläge abzuschalten, ist typisch katholisch, weil aus ihrer Macht
und Herrlichkeit irgendwas herzugeben, auch wenn's gar nix kosten täte,
sowas kommt nicht in Frage. Und dass die katholische Kirche auch nur einmal
als Institution aus barmerherziger Nächstenliebe handeln täte, das
kommt selbstverständlich auch nicht in Frage! Aber vielleicht lösen
das die Richter menschenfreundlich und nicht katholisch!
Eine Nummer des Programms "Hackl vorm Kreuz" berichtete von einem
Fremdenverkehrsort namens Glockenschallerbach, wo fallweise Urlaubsgäste vor
lauter Glockengeläute narrisch werden!
Der Song "Der Glöckner von Notre
Untam"
(zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In o.ä. benötigt, wenn dieser
Plug-In fehlt, ist hier oberhalb nur eine leere Zeile, statt eines Abspielgerätes zu
sehen - die Titel
des Programms "Hackl vorm Kreuz" und andere klassische österreichische
Kabarettnummern können bei Preiser
Records als Downloads erworben werden)