Wieder eine Info mit Verspätung: Darüber schrieb nämlich der
"Kurier" schon am 25.12.2014: "Die Religionen
zwischen Tradition und Aufbruch. Wer in 30 Jahren woran glauben wird. (..)
Für immer mehr Menschen sind religiöse Traditionen nur noch ein Echo
aus der Vergangenheit. Nur noch 18 Prozent zählen laut einer Studie zu
den Gläubigen im traditionellen Sinn. Die größte Gruppe sind
die vage an ein diffuses „Höheres“ Glaubenden (57 %), zwölf Prozent
sind nicht religiös. Besonders interessant sind jene 13 %, die alternative
Glaubensbilder pflegen. Heute kann ja alles eine Religion sein: Veganismus,
die Kirche der heiligen Homöopathie, schamanistisches Tantratöpfern
im Waldviertel oder Rapid. Gemeinsam ist den Ersatzreligionen, dass sie es an
Dogmatismus, Missionseifer und Humorlosigkeit locker mit den traditionellen
aufnehmen können. (..)"
Dann wird ausgehend vom Jahr 2011
hochgerechnet und die Hochrechner sehen für 2046 folgende merkwürdige
Entwicklung: Die Katholiken sinken von 41% auf 33 (laut Wikipedia waren
es 2013 bereits nur noch knapp 38%), die Muslime steigen von 12 auf 21% und
die Bekenntnislosen sinken von 30 auf 27% (2014 waren 32%). Die Berechner
pflegten nämlich offenbar die Veränderungen hauptsächlich an der Fortpflanzungsrate
festzumachen. Da sind dann die Muslime im Vorteil und die Religionslosen im
Nachteil. Dass sich die Religionslosen speziell durch Kirchenaustritt vermehren,
fiel den Berechnern nicht auf. Ramon Bauer, einer der Ersteller der Studie hatte dazu die absurde Vermutung geäußert, die Kirchenaustritte würden zurück gehen, weil die Zahl der Kirchenaustritte den Plafond erreicht haben dürfte, denn jede Religionsgruppe habe einen harten Kern, der bleibe. Zurzeit gehen in Wien etwa zwei bis drei Prozent der katholischen Kirchenmitglieder sonntags in die Kirche. Das ist der "harte Kern" und der besteht zudem weit überwiegend aus alten Leuten.
Die angeführte Zahl von 12% Nichtreligiösen
ist eine schlichte Hausnummer, weil nichtreligiös sind auch alle, die sich
für Religion einfach nicht interessieren und unter diesen sind sogar sehr
viele Kirchenmitglieder, die aus Gründen der sozialen Bindungen trotz Desinteresse
und Unglauben Kirchenbeitrag zahlen. Wenn man den Trend der letzten 20 Jahre
hochrechnet, dann werden bis 2046 die Katholiken wohl eher deutlich unter 20
% liegen und die Konfessionslosen über 50%, die Muslime könnten dann
die stärkste Religionsgemeinschaft in Wien sein. Allerdings müssen
weder die Zahl der muslimischen Zuwanderer noch deren Kinderzahl so hoch bleiben
wie in den vergangenen Jahrzehnten...
Eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit einem Verkünder der schlechten
Demografie für Ungläubige (einem gewissen Michael Blume) gibt's auch
auf YouTube
Aber zum Abschluss eine
sicherlich zutreffende Feststellung aus dem Kurier:
"Bildung killt Glauben
- Ein wichtiger Faktor, der Menschen gläubig macht, sei die
Unsicherheit. 'Wenn man nicht weiß, was die nächsten Tage bringen, sucht
man in der Religion Zuflucht', sagt (der Schweizer Religionssoziologe Jörg)
Stolz. 'Wenn man so sicher ist wie
wir in der westlichen Welt, braucht man Religion viel weniger'."
Was
ich immer sage! Das "Opium des Volkes" bedarf eben des wirklichen
Elends und der Seufzer der bedrängten Kreatur, einer herzlosen Welt und
des Geistes geistloser Zustände. Das alles stellten in Europa die christkatholischen
Gesellschaften sicher, die Überwindung dieser Zustände durch dei Arbeiterbewegung
schuf Sicherheit und leitete das langsame Dahinschmelzen der Religionen ein.
In den USA geht das aufgrund der unsozialen Gesellschaft viel langsamer vor
sich und in Staaten der Dritten Welt ist oft das "Opium des Volkes"
- mangels anderer Möglichkeiten -
ein Trostmittel und ein vermeintlicher Hoffnungsgeber...