Niedergang der Religion

Publiziert am 19. 4. 2015 von Wilfried Müller auf wissenbloggt.de

urban-628276_640Der britische Independent hat ein epochales Urteil über die Religion veröffentlicht. Religion isn't growing, it is becoming vigorous in its demise, says philosopher AC Grayling (15.4., der Link bremst sehr, Bild: Pixxel_Worx, pixabay). Der Independent zitiert den Philosophen A. C. Grayling, und der sagt den Niedergang der Religion voraus: Religion wächst nicht mehr, sie wird nur hyperaktiv bei ihrem Abgang.

Angesichts der Entwicklung im Djihadisneyland der IS und der vielen religionsbefeuerten Konflikte mag man die Macht der Religion für größer denn je halten. Aber der Philosoph und Autor (Against All Gods) Anthony Grayling nimmt das als paradoxes Zeichen dafür, dass die Religion ihr Leben aushaucht.

Zur Zeit hat es den Anschein, dass sowohl Atheismus als auch Religion wachsen, aber Grayling glaubt nicht an eine Wiederauferstehung der Religion – er meint, die Religiösen drehen nur den Regler hoch, und das ist ganz was anderes.

Weil die Religion sich so unter Druck fühle, tue sie das, was sie im 16. Jhd. zur Zeit der Reformation tat. Die Alleinherrschaft des Katholizismus wurde beendet, aber die Todeszuckungen äußerten sich in höchsten Gegenanstrengungen. Z.B. die schrecklichen Kriege des 16. und 17. Jhds. waren laut Grayling Kämpfe gegen den katholischen Machtverlust.

In derselben Situation sieht Grayling die aktuelle Befindlichkeit des Islam. An vielen muslimischen Ländern geht die Globalisierung vorbei, genauso wie die Menschenrechtsbewegung. Sie sehen sich daher dem Druck einer "üblen" Moral und Geschäftstüchtigkeit ausgesetzt. Mit zunehmender Irritation und Frustration müssen sie erkennen, dass ihre Denk- und Lebensweise und ihre Welterklärung nicht konkurrenzfähig sind.

Der aktuelle religiöse Hype ist demnach nur ein Aufbäumen vor dem Niedergang. Es sind die Todeszuckungen der Religion, so Grayling.

Istzustand

Aktuelle Zahl dazu: Großbritannien ist eins der Länder mit der wenigsten Religion, in einer Umfrage von voriger Woche (Mitte April 2015) beschrieben sich 53% der Befragten als nicht religiös.

Als Kontrast dazu kann man im Independent (auch 15.4.) den Artikel lesen Yazidi sex slaves reveal Isis militants picked who to rape in twisted 'lottery' in distressing accounts. Die jesidischen (christlichen) Sexsklaven offenbarten, wie sie in einer Art Lotterie zum Vergewaltigen herausgepickt wurden. Das fällt dann wohl unter Todeszuckungen.

Der Artikel basiert auf dem Human Rights Watch report von 2015. Dort wird den Isis-Aktivisten vom Djihadisneyland Vergewaltigung und sexueller Missbrauch vorgeworfen, und zwar weitverbreitet, organisiert und systematisch. Opfer dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit sind jesidische Frauen und Mädchen. (Hier sei an die Schandtaten der Aktivisten vom afrikanischen Djihadisneyland erninnert. Das sind Frauen und Mädchen, die nicht mal christlich sein mussten, sondern nur greifbar).

Im Fall des Mittleren Ostens sind laut Human Rights Watch (HRW) auch europäische Aktivisten beteiligt, die im Irak, in Syrien und anderen Ländern marodieren. Mit 12 Jahren sind die Mädchen als Opfer qualifiziert, sie werden gejagt, eingefangen und kommen gleich bei der Massenvergewaltigung dran. Zum Gefügigmachen werden ganz nebenbei Folterpraktiken wie Essensentzug und Elektroschocks angewandt.

Die Organisation of Women’s Freedom in Iraq (OWFI) spricht von Tausenden von jesidischen Frauen, die in die Sklaverei verkauft wurden. Wer nicht gehorcht, wird geprügelt, irgendwelche Hilfe ist kaum zu haben, sei es psychologische oder medizinische. Was fehlt, sind Schwangerschaftstests, Tests für sexuell übertragene Infektionen, Geburtenabbruch. Aber auch wer den Greueln entkommt, braucht Hilfe.

Der HRW-Report bestätigt nur das, was  Amnesty International im November 2014 aufdeckte, die ganze Palette von Vergewaltigung bis Sexsklaverei. Die Rechtfertigung gemahnt tatsächlich an die katholischen Zeiten der Inquisition: Es ist Häresie, nicht rechtsgläubig zu sein. Früher waren's die Hexen, die man verbrannte, heute sind's die Jesidinnen, die man missbraucht.

Was also schreibt der sportliche Atheist auf sein T-Shirt? Nicht Marathon finisher, sondern reli finisher

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