Ungleichheit im Iran

Publiziert am 3. 5. 2015 von Wilfried Müller auf wissenbloggt.de

Die Ungleichheit ist ein großes Thema unserer Zeit. Wem war aber bewusst, dass es nicht nur die westliche Welt und diverse Kleptokratien betrifft, sondern auch fanatisch religiöse Kulturen? Man mag den gegenwärtigen Herrschaftsverhältnissen im Iran allerlei Abscheulichkeiten zuschreiben, aber Ungleichheit gehört nicht dazu – und das ist falsch (Bild: Ronile, pixabay):
Die New York Times vom 30.4. schreibt über die iranischen Verhältnisse In Iran, Fatal Porsche Crash Unleashes Middle-Class Anger at Elites: Immer mehr Kinder von Leuten aus der Nomenklatura ("the well-connected") leben ihr Leben, als wären die restriktiven islamischen Gesetze nur für andere geschrieben worden. Ihre Luxusautos sind das Symbol für die wachsende Ungleichheit im Iran geworden. Dort zockt das obere 1% so viel Geld ab, wie es ihre gute Vernetzung ermöglicht. Sogar von den Sanktionen wird dort profitiert, während die anderen Klassen darunter leiden.

Im speziellen Fall geht es um die Praxis des “dor, dor”, bei der die iranische jeunesse dorée mit ihren Luxusautos die Stadt abklappert und Mädchen aufliest. Eine davon wurde ans Steuer gelassen und schredderte den Porsche, wobei sie nicht nur sich selbst, sondern auch den Besitzer umbrachte.

Diese Art der Selbstmord-Bomber sind keine Attentäter, und sie gehören eigentlich nicht zum Lebensstil der nouveaux riches. Aber die Porschefahrer sind stolz auf ihre Privilegien und lieben es, die minder Reichen verächtlich zu machen. Mit Kleidung, Sprache und Haltung gehen sie bewusst gegen die geltenden Regeln der Sozialordnung an, und das hat nix mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu tun.

Nun ja, Freiheit wohl schon, aber letztlich ist es die alte Heuchelei mit dem doppelten Standard. Für die Normalverbraucher gilt der restriktive islamische Muff, nur die Profiteure von Korruption und Nepotismus lassen sich nicht davon beeindrucken.

Entsprechender Ärger kocht jetzt hoch, weil, es wurden ja die heiligsten islamischen Prinzipien verletzt. Die getöteten Jugendlichen im Auto waren nicht verheiratet, der Junge war verlobt, aber mit einer anderen. Das Mädchen hätte also gar nicht im Auto sein dürfen, und sie war wohl nicht mal verschleiert.

Soweit die News aus dem real existierenden Islam. Zum Kontrast ein Artikel von Kontraste, dem Magazin von Das Erste, Bundesländer versagen beim Islamuinterricht in der Schule (16.4.): Was hilft gegen die zunehmende Radikalisierung junger Muslime? Bildung, meinen Extremismusforscher, vor allem Kenntnisse über den Islam.

Nun, oben sind einige Kenntnisse dargelegt, die es wohl wert wären, an der Schule gelehrt zu werden. Das ist aber nicht der Inhalt des Artikels, sondern der nimmt die Religion als Lehrenswertes ernst, wenn sie denn richtig gelehrt würde.

Ganz anders ein Artikel der New York Post, ‘In Islam, they are all rotten apples’: Ex-Muslim’s call for religion’s reboot (22.3.): Die Autorin Maureen Callahan schreibt über die Aktivistin Ayaan Hirsi Ali, die vom Islam abgefallen ist. Sie glaubt nun nicht mehr an die Gerechtigkeit der drakonischen Strafen, die der Islam für geringfügig bzw. gar nicht Verwerfliches vorsieht. Stattdessen ist sie bewusst eine Häretikerin (ihr Buch heißt Heretic).

Dort zitiert sie Zahlen aus dem Pew Research Center on Muslims’ beliefs: Unter den muslimischen US-Jugendlichen wurde 2007 eine Zustimmung von 7% zur Al Quatschkopf oder so festgestellt, incl. Zustimmung zu Bombenattentaten.

Und 2013 fanden 75% der Pakistanis, dass Apostasie die Todesstrafe rechtfertige, in Bangladesch 43%, im Irak 41%. Die Scharia wurde von 81% der Pakistanis für unfehlbar gehalten, von 65% der Bangladeschis und 69% der Irakis.

Tja, wir kennen den Papst, der auch unfelbar ist, das passt gut zur unfelbaren Scharia. Und Apostasie heißt Abfall vom Glauben, weil der Glaube Abfall ist. So steht's aber nicht im Buch. Da geht es um den Standpunkt des US-Präsis Obama, der in Hirsi Alis Worten sagt: Muslime, ich bin auf eurer Seite, ich respektiere euren Glauben, und ich möchte, dass ihr mir helft, gegen diese Attacken anzugehen, die im Namen euren Glaubens geschehen.

Obama liefert also, die Muslime liefern nicht, so sieht das die Autorin. Dabei sei der Islam die diffuseste, abscheulichste Religion, die im Gegensatz zum Christen- und Judentum heute noch mit Gewaltdrohungen um sich werfe. Sam Harris (siehe Ist Religion eher gefährlich als nützlich?) wird zitiert: der Islam sei das Urgestein der schlechten Ideen.

Nun ja, die Verquickung von Judentum und Gewalt ist durchaus noch aktuell, wie man am Zustand Palästinas sieht. Aber das sei nur am Rande bemerkt. Es geht um die Verkommenheit, die sich hinter den muslimischen Rauschebärten versteckt, und die keinen Vergleich mit der alten Nomenklatura und dem alten Nepotismus scheuen muss. Das übergeordnete Prinzip ist nicht irgendein Gott, sondern der universelle Trend zur Ungleichheit.

Links dazu:
Niedergang der Religion
Orientalische Verhältnisse
Kein staatlicher Unterricht in Gebetshäusern!
Mina Ahadis Kritik an Emma-Aktion
Islam und der Westen im Krieg