Versuch einer kirchengeschichtlichen Weißwaschung

Von idea.de (19.5.2015) stammt folgende Meldung: "Die Zahl der Menschen, die durch Kreuzzüge, Inquisition und Hexenverbrennungen ums Leben gekommen sind, ist weit geringer als häufig angenommen. Das stellt der katholische Kirchenhistoriker Prof. Arnold Angenendt (Münster) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea fest. Kirchenkritiker gehen davon aus, dass bis zu neun Millionen Menschen christlicher Gewalt zum Opfer gefallen sind. Diese Zahl lasse sich aus historischen Quellen jedoch nicht bestätigen (..). In den Berichten über die Kriege des Mittelalters seien die Opferzahlen oft maßlos übertrieben worden, um den eigenen Sieg herauszustreichen. Zuverlässige Todeszahlen zu den Kreuzzügen gebe es daher nicht. Bei der Inquisition rechne die Forschung mit etwa 10.000 Todesurteilen, davon etwa die Hälfte wegen Sittlichkeitsverbrechen. Bei den Hexenverbrennungen habe es etwa 50.000 Opfer gegeben, davon die Hälfte im Gebiet des heutigen Deutschlands. Die Hinrichtungen seien durch Gerichtsprotokolle belegt. Angenendt: 'Die Zahlen sind und bleiben erschreckend.' Die Prozesse seien jedoch - anders als häufig behauptet - nicht von der Kirche, sondern von weltlichen Gerichten durchgeführt worden. Die Kirche habe diese Praxis abgelehnt."

Ach so war das? War das so? Der 30jährige Krieg der Katholiken gegen die Protestanten und vice versa rottete mindestens ein Drittel der betroffenen Bevölkerung aus. Die Inquisition brauchte keinen Millionenmord, allein ihre Existenz sorgte dafür, dass das Prinzip "Hände falten, Goschen halten" weitgehend eingehalten wurde. Und dass man den weltlichen Gerichten die Drecksarbeit überließ, war genauso eine Selbstverständlichkeit, wie man heute die christliche Barmherzigkeit dem Staat und privaten Spendern überlässt - z.B. ist der einzige europäische Staat, der überhaupt keine Flüchtlinge aufnimmt, ja nicht einmal ein Asylrecht hat, der Vatikan. Und weil die Kirche die Hexenprozesse abgelehnt hat, darum hat Papst Innozens VII. die päpstliche Bulle "Summis desiderantes affectibus" erlassen, die als Vorwort des vom Dominikaner Herbert Kramer (Henricus Institoris) verfassten Anleitungsbuch zur Hexenverfolgung, den "Hexenhammer" (lat. Malleus Maleficarum) verwendet wurde?


Weiter im idea-Text:
"Angenendt bedauert, dass die katholische Kirche im 19. Jahrhundert gegen die Geltung der Menschenrechte gekämpft hat. Dennoch finde sich die ursprüngliche Begründung der Menschenrechte in der Bibel. Ihr zufolge sei jeder Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen. Diese Gottesebenbildlichkeit des Menschen finde sich im deutschen Grundgesetz in der Aussage wieder: 'Die Würde des Menschen ist unantastbar.' Angenendt: 'Die Menschenrechte kann man letztlich nur begründen, indem man die Heiligkeit und Unantastbarkeit, die Gott gebührt, auf den Menschen überträgt. Genau das tut Jesus, wenn er sagt: 'Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan'."

So ein Pech aber auch, dass die seinerzeit gegen den Modernismus kämpfenden Päpste das nicht gewusst haben! Oder war es nicht so, dass die katholische Kirche erst seit es gar nimmer anders geht, nimmer gegen die Menschenrechte agitiert und dass der Vatikan die Menschenrechtscharta bis heute nicht unterzeichnet hat?

Und der Rest der Meldung:
"Angenendt widersprach dem Vorwurf, dass der Glaube an einen Gott eine Ursache für Intoleranz, Ausgrenzung und Gewalt sei. Zwar könne Religion zur Gewalt führen - sie müsse es aber nicht. Ein Gottesbild, das mit Recht und Güte verbunden sei, strahle positiv auf die Anbeter dieses Gottes aus. Der Missionsbefehl Jesu - 'Machet zu Jüngern alle Völker' - sei kein Toleranzverbot, sondern erkenne die Entscheidung jedes Menschen für oder gegen Gott an. Eine Zwangstaufe widerspreche dem Wesen der Taufe. Das Christentum habe eine große gewaltfreie Tradition, auf die es sich zurückbesonnen habe. Anstatt sich von der christlichen Tradition abzuwenden, solle man das Falsche darin verurteilen und das Gute bestärken. (..) "

Zur Zwangstaufe die hier schon öfters verwendete zeitgenössische Abbildung zur Bekehrung der amerikanischen Urbevölkerung:

Die taufunwilligen Eltern wurden gehängt und verbrannt, die Kinder umgebracht - beim nächsten Stamm war dann die freiwillige Taufbereitschaft gleich viel höher...

Die freiwillge Bekehrung schaute nicht anders aus als die Muslimisierung im IS:

auch diese Leichen litten an Bekehrungsunwillen - da liegt der Unterschied zwischen Islam und Christentum in der Zeit: der Islam steckt noch im Mittelalter!

Der Zweck des biblischen Missionsbefehls war derselbe wie im Islam: die gesamte Welt einer Religion zu unterwerfen, das gerne auf dieser Site zitierte Dogma der Kirchenversammlung zu Florenz (1438-1445) wurde nie widerrufen, "Extra ecclesiam nulla salus" (außerhalb der Kirche kein Heil): "Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche - weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der Kirche anschließt".

Es ist noch nicht so lange her, da war es in Österreich in vielen Gegenden quasi noch Pflicht, katholisch zu sein, ausgeübte Religionsfreiheit als Freiheit von Religion war vor einigen Jahrzehnten noch eine gesellschaftliche Selbstverstümmelung. Diese Homepage gibt es auch deswegen, weil ihr Verfasser dadurch von 1953-1965 gezwungen war, im Religionsunterricht zu lügen und zu heucheln und so zu tun als wäre er katholisch - also wie oben: "Hände falten, Goschen halten" - das waren (vor)letzte Ausläufer von Inquisition und Gegenreformation!

Heute geht es nimmer, alle Menschen katholisch zu machen, darum ist heute der Jesus ein tolerantes Weichei, das nicht einmal mehr mit der ewigen Verdammung ins ewige Höllenfeuer drohen darf. Aber heucheln, das dürfen die katholischen Theologen wie eh und je!