Warum gab es so wenige Luftangriffe der Vereinigten Staaten von Amerika auf die Angreifer des Islamischen Staates, als diese Ramadi einnahmen?
Die erste Ausrede des Militärs der Vereinigten Staaten von Amerika
war: "Ein Sandsturm aß mein Mittagessen." Diese Ausrede war
als Neuigkeit in der New York Times platziert:
Kämpfer des Islamischen
Staates benützten einen Sandsturm als Unterstützung für die Erringung
eines kritischen militärischen Vorteils in den ersten Stunden des Angriffs
der terroristischen Gruppe auf die irakische Provinzhauptstadt Ramadi in der
letzten Woche, der einen Vorstoß in Gang zu setzen half, der die irakischen
Sicherheitskräfte in die Flucht zwang, sagten derzeitige und ehemalige
amerikanische Vertreter am Montag.
Der Schreiber des Artikels fand
es nicht der Mühe wert, Augenzeugen zu fragen oder einen Wetterbericht
zu prüfen. So wurde das Märchen vom "Sandsturm" geboren
und wieder und wieder wiederholt. Leute, die die Videos und Bilder der Kämpfe
sahen, sahen jedoch nur einen klaren blauen Himmel. Das Militär, jedoch
nicht die New York Times, musste einen Rückzieher machen:
Col. Steve
Warren, ein Sprecher des Pentagon, teilte Reportern heute mit, dass der Sandsturm
am vergangenen Wochenende die Fähigkeit der Koalition nicht beeinträchtigt
hat, Luftangriffe gegen Ramadi durchzuführen, obwohl "das Wetter schon
von Anfang eine Rolle spielte."
Jetzt braucht das Militär
der Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Ausrede, um zu erklären,
warum es sich nicht wirklich bemüht, die Soldaten des Islamischen Staates
anzugreifen. Wieder ist es die New York Times, die bereitwillig einspringt:
Amerikanische
Vertreter sagen, dass sie bedeutende - und offenkundige - Ziele des Islamischen
Staates nicht angreifen aus Angst, dass die Angriffe versehentlich Zivilisten
töten werden. Unschuldige zu töten könnte den Militanten einen
größeren Propagandavorteil verschaffen und sowohl die lokalen sunnitischen
Stammesleute, deren Unterstützung unabdingbar ist, um die Militanten zu
vertreiben, als auch die sunnitischen arabischen Länder, die Teil der von
Amerika geführten Koalition sind, vor den Kopf stoßen.
Die
angebliche Zurückhaltung aus Angst vor der Tötung von Zivilisten ist
lachhaft. Obwohl nicht zugegeben, haben die wenigen Luftangriffe der Vereinigten
Staaten von Amerika auf Ziele des Islamischen Staates bereits Hunderte von Zivilisten
getötet.
Diese Ausrede dafür, dass den Verteidigern von Ramadi
nicht geholfen wurde, ist ebenso Unsinn, da viele Gelegenheiten von potenziellen
Angriffen in Gebieten mit keinen oder nur wenigen Zivilisten in der Nähe
bestehen, wie zum Beispiel die Parade des Islamischen Staats auf diesem Bild:
Warum
können die Kämpfer des Islamischen Staates massenhaft die Straßen
zwischen Syrien und dem Irak frei befahren?
Weder die "Sandsturm"-Ausrede noch die "Angst" vor dem
versehentlichen Töten von Zivilisten scheinen eine Erklärung zu bieten
für die Entscheidung, die irakischen Truppen nicht gegen die Angriffe des
Islamischen Staats zu unterstützen. Eine stichhaltige Erklärung
kann man in der Einschätzung der Defense Intelligence Agency aus dem Jahr
2012 finden, die vor kurzem veröffentlicht wurde, welche besagt, dass die
Vereinigten Staaten von Amerika und die Golfmonarchien einen Islamischen Staat
wollen, der den Osten Syriens und den Westen des Irak umfasst:
"
… es besteht die Möglichkeit, ein erklärtes oder unerklärtes
salafistisches Fürstentum im Osten Syriens (Hasaka und Der Zor) zu errichten,
und das ist genau das, was die unterstützenden Mächte der Opposition
wollen, um das syrische Regime zu isolieren, das als strategischer Schwerpunkt
der schiitischen Expansion (Irak und Iran) betrachtet wird."
In
einer Sonntagsshow vor kurzem brachte es der Neokonservative und ehemalige Botschafter
der Vereinigten Staaten von Amerika bei der UNO John Bolton zum Ausdruck:
Ich
denke unser Ziel sollte ein neuer sunnitischer Staat sein, gebildet aus dem
westlichen Teil des Irak und aus dem östlichen Teil Syriens, geführt
von Gemäßigten oder zumindest Autoritären, die keine radikalen
Islamisten sind. Was vom Staat Irak übrig bleibt wie gerade jetzt, ist
einfach ein Satellit der Ayatollahs in Teheran. Das ist nicht etwas, was wir
zu unterstützen versuchen sollten.
Das Militär der Vereinigten
Staaten von Amerika im Mittleren Osten hilft nicht dem rechtmäßigen
Staat Irak gegen den unrechtmäßigen Islamischen Staat. Es formt die
Rahmenbedingungen, damit diese ein begrenztes "salafistisches Fürstentum"
in Syrien und im Irak, zum Großteil unabhängige Kurdengebiete und
einen schiitischen Irak als Rumpfstaat zulassen.
Nicht ohne Bezug
dazu bringt Associated Press eine Geschichte über die netten vom Islamischen
Staat finanzierten Flitterwochen in Raqqa:
Die Flitterwochen waren eine
kurze Zeit für die Liebe, weg von den Frontlinien des Kriegs in Syrien.
In der Hauptstadt des vom Islamischen Staat selbsterklärten "Kalifats"
wurde der syrische Kämpfer Abu Bilal al-Homsi mit seiner tunesischen Braut
zum ersten Mal vereint, nachdem sie Monate lang online gechattet hatten. Sie
heirateten und verbrachten die Tage mit Mahlzeiten von gegrilltem Fleisch in
den Restaurants von Raqqa, Spazieren entlang des Euphrat und Eiscreme Essen.
Das
alles wurde möglich durch den Heiratsbonus, den er vom Islamischen Staat
bekam: $1.500 für sich und seine Frau, um einen Anfang zu machen mit einem
neuen Heim, einer Familie - und Flitterwochen.
"Es bietet alles, was
man sich für eine Hochzeit wünschen kann," sagte al-Homsi über
Raqqa …
Wieviel musste der Islamische Staat an AP für diese Rekrutierungswerbung
bezahlen?
Die einzige stichhältige Erklärung für die sehr,
sehr beschränkte Luftunterstützung, die die Vereinigten Staaten von
Amerika dem Irak gewähren, ist deren Ziel, den irakischen Staat zu zerstückeln
und ein neues sunnitisches Staatsgebilde unter ihrer Führung zu errichten.
Die irakische Regierung sollte das endlich zur Kenntnis nehmen und sich fern
halten von Ratschlägen und Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten
von Amerika.