Papstmesse: All das bricht in sich zusammen

Bericht von Radio Vatikan über Papst Franziskus bei seiner Morgenmesse am 11.06.2015:

All das bricht in sich zusammen

Radio Vatikan: Wer ein Jünger Jesu sein will, der sollte nicht der Täuschung erliegen, "dass das Heil von den Reichtümern kommt". Das sagte Papst Franziskus in seiner Frühmesse an diesem Donnerstag in der vatikanischen Casa Santa Marta. Jesus rufe seine Jünger auf einen "Weg", nicht etwa zu einem "Spaziergang": Wer zuhause bleibe und nicht rausgehe, der sei also "kein wahrer Jünger Jesu", denn ihm fehle "das Missionarische".

Atheistische Anmerkung: Wenn für einen "Jünger Jesu" so ein Maßstab angelegt wird, dann wird die Zahl der wahren Jesus-Jünger wohl nicht sehr hoch sein! Ich habe in meinem ganzen Leben eine einzige Jüngerin Jesu getroffen, die wirklich Tag für Tag hinausgegangen ist und als wahre Jüngerin den wahren Glauben verkündet hat. Die von dieser Verkündigung Betroffenen haben dann oft die Gendarmerie angerufen und der Amtsarzt hat dieser Jesus-Jüngerin wieder einen längeren Aufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart in Linz verschrieben (so hieß damals die heutige Landesnervenklinik Wagner-Jauregg), der Glaube dieser Frau war jedoch so stark, dass die Behandlungen nutzlos blieben.

Radio Vatikan: "Der Weg des Jüngers Jesu besteht darin, immer (über das Bisherige) hinauszugehen, um die Frohe Botschaft zu bringen. Aber es gibt noch einen zweiten Weg für diesen Jünger: den inneren Weg, den Weg, den man im eigenen Innern zurücklegt, den Weg des Jüngers, der den Herrn täglich sucht, im Gebet, im Meditieren. Auch diesen Weg muss der Jünger zurücklegen - denn wenn man nicht ständig Gott sucht, dann wird das Evangelium, das er anderen bringt, schwach, verwässert, kraftlos sein."

Atheistische Anmerkung: Innere-Weg-Sucher erkennt man als Außenstehender leider kaum. Wieviele der gut fünf Millionen katholischen Kirchenmitglieder in Österreich werden diesen gottsuchenden Weg zurücklegen? Zehntausend? Fünfundzwanzigtausend? Fünfzigtausend? Hunderttausende sind es bestimmt nicht!

Radio Vatikan: "Weg" war das erste Schlüsselwort in der Predigt von Franziskus. Das zweite war: "Dienen". Ein Jünger, der nicht anderen diene, sei kein Christ. Das zeige sich an den zwei "Säulen", auf denen das Christentum ruhe, nämlich an den Seligpreisungen Jesu und "an dem Protokoll, nach dem wir gerichtet werden, in Matthäus 25". "Wenn ein Jünger nicht geht, um zu dienen, dann dient er nicht zum Gehen! Wenn sein Leben nicht dem Dienen gehört, dann dient es nicht zum Leben als Christ. Hier lauert die Versuchung des Egoismus: ‚Ja doch, ich bin Christ, ich bin im Frieden mit mir selbst, ich beichte und gehe zur Messe und erfülle die Gebote.’ Ja, und der Dienst? Anderen dienen: wie Jesus dem Kranken, dem Gefangenen, dem Hungernden, dem Nackten dienen! Das, was Jesus gesagt hat, müssen wir tun, denn dort ist er! Christus dienen in den anderen."

Atheistische Anmerkung: Was Papst Franz hier beschreibt, klingt wie stark überzogener Mutterinstinkt, wie ihn manche Kinderlose entwickeln können. Dabei hat es für das Problem der Nackten & Hungerenden usw. ja schon vor längerer Zeit eine Lösung gegeben: die unchristliche Arbeiterbewegung hat - speziell auch gegen die christlichen Kirchen - den Sozialstaat durchgesetzt, die Gemeinschaft muss sich um die Mühseligen und Beladenen kümmern, sie macht das mit den Sozialversicherungen und diversen anderen Sozialhilfeeinrichtungen. Sich selbst erniedrigend im Staube kriechend dienen muss deswegen niemand - aber das ist eben Bestandteil des Katholizismus: ein bisschen kriechen soll man zur höheren Ehre des Christentums. Die christlichen Parteien setzen sich auch für das Dienen ein: weil der Sozialstaat kommt den Konzernen ja viel zu teuer.

Radio Vatikan: Und wieviel darf dieser Dienst kosten, den wir da leisten? Auch das klärte Franziskus: gar nichts nämlich. Sein drittes Wort in dieser Predigt: "gratuità", zu deutsch klingt das etwas sperriger, "Uneigennützigkeit". "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben", habe Jesus gemahnt. Der Weg des Dienstes sei "gratis", schließlich hätten auch wir "das Heil umsonst empfangen": "Keiner von uns hat sich das Heil gekauft, keiner von uns hat es sich verdient", so der Papst.

Atheistische Anmerkung: Her mit einem Sozialstaat, der dient! Der almosenfinanzierte Armenhäuser für die Alten und Kranken betreibt und Klostersuppe verteilt! Das hatten wir früher, damals als die Welt noch uneigennützig christlich und deshalb entsetzlich erbärmlich war.

Radio Vatikan: "Es ist traurig, wenn wir Christen sehen, die dieses Wort Jesu vergessen: ‚ Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben’. Es ist traurig, wenn wir christliche Gemeinschaften sehen - Pfarreien, Orden, Bistümer -, die die Uneigennützigkeit vergessen. Denn dahinter steht die Täuschung, dass das Heil von den Reichtümern, von der menschlichen Macht her käme."

Atheistische Anmerkung: Dass die Christen umsonst empfangen haben, das hat schon der Apostel Paulus verkündet, er schrieb im 1. Korinther-Brief im Kapitel 15, Vers 12-14: "Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich." Denn zu "umsonst" zeigt das Synonymwörterbuch als Erstes "vergebens/vergeblich" und erst als Zweites "kostenlos" an. Und zum letzten Satz des obigen Absatzes stellt sich wieder die so beliebte Frage: warum richtet sich dann die christliche Politik sämtlicher christlicher Parteien nahezu vollständig nach dem Bibelvers Matthäus 25, 29: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat". Die Lehre vom Heil der Reichtümer liegt festgemauert im real existierenden Christentum und das seit Ewigkeiten von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Radio Vatikan: Man dürfe seine Hoffnung nicht "in die Bequemlichkeit des Weges setzen oder in den Egoismus, die Dinge für sich selbst zu haben", und erst recht nicht "in die Reichtümer oder in die kleinen weltlichen Sicherheiten", mahnte Franziskus: "All das bricht in sich zusammen. Der Herr selbst lässt es zusammenbrechen!"

Atheistische Anmerkung: Und warum hat dann der HErr beispielsweise die ÖVP oder CDU&CSU noch nicht gänzlich zusammenbrechen lassen? Warum handelt dann die EU hauptsächlich als Instrument der Profitmaximierung und christliche Politiker betätigen sich real als Lobbyisten der Konzerne und Banken? Zusammengebrochen ist das, was früher Arbeiterbewegung hieß und die Interessen der arbeitenden Bevölkerung vertrat. Diese politische Einrichtung spielt keine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle mehr. Aber Papst Franz hat ja die traditionelle Erlösung: vergesst die kleinen weltlichen Sicherheiten, hofft auf ein Leben nach dem Tode, denn ein gutes Leben auf Erden wird immer mehr nach oben, zu den Multimillionären und Milliardären verlagert, dort ist die Fülle und die bricht erst nach der nächsten geplatzten großen Spekulationsblase etwas ein und dann werden die Verluste wieder einmal sozialisiert: Bis wir wieder echt christliche Verhältnisse haben: mit Klostersuppe und Armenhaus!