Wie im Artikel zu lesen war, ist jüngst aus der reformierten Kirche
die Meinung gekommen, die protestantischen Kirchenleute wären "Häuptlinge
ohne Indianer".
Da sah sich vermutlich die katholische Kirche
diskriminiert, weil das schafft man ja doch wohl auch! Darum hat nun Martin
Grichting, Generalvikar im Bistum Chur, den Tagesanzeiger wissen lassen, dass
es auch in der katholischen Kirche ähnlich ausschaut, denn es stelle sich "angesichts
der Abstinenz der Kirchenmitglieder von zentralen Inhalten der katholischen
Glaubenslehre die Frage, was denn von der Kirche übrig geblieben sei".
Und
dann wird der Herr Vikar ganz konkret:
"Die Umfrage der Bischofskonferenz hat
nun die kirchlichen Verhältnisse von nahem betrachtet. Und so können
alle erkennen, dass der Riese nur ein Scheinriese ist: Die tatsächliche
Bedeutung ist viel kleiner, als man von ferne vermuten würde. Angesichts
dessen kommen einem Sonntagsreden von Politikern auf die herausragende gesellschaftspolitische
Bedeutung der Kirchen immer bizarrer vor. Wenn solche Schalmeienklänge
zu hören sind, muss man sich fragen, wann diese Politiker zum letzten Mal
eine Kirche von innen gesehen haben."
Dieses Schalmeiengetöne
ist in der BRD noch verbreiteter als in Österreich. Dort schwuren
z.B. alle Regierungsmitglieder - also auch die SPDler - den Amtseid mit der
Klausel: "so wahr mir Gott helfe". Da mangels Existenz kein Gott einem
Politiker helfen kann, haben also alle einen unwahren Meineid geleistet. In
Österreich gibt es hingegen einige Minister, die sich amtseidmäßig
nicht auf einen Gott ausreden.
Im Weiteren beschimpft der Bischofsstellvertreter
(das ist nämlich ein Generalvikar) die Politiker, weil sie eh immer säkularer
handeln würden und kommt zum Ergebnis:
"Es wird Zeit, diese
Entwicklungen in Kirche und Staat zur Kenntnis zu nehmen. Und das bedeutet:
Man muss die verbliebenen Indianer zählen, nicht länger die kirchlichen
Strukturen. Letztere gaukeln das Bild eines Scheinriesen vor. Damit ist niemandem
gedient. Denn der Staat stützt sich auf Verbündete, die nicht mehr
leisten, was sie versprechen und wofür sie bezahlt werden."
Ja,
darüber könnten auch hierzulande Bischofsvikare und Politiker nachdenken,
denn in Österreich ist zwar die evangelische Kirche seit der Gegenreformation
immer ein Zwerg gewesen, aber die katholische Kirche ist auch hier nur ein Scheinriese.
Die Kirchenfürsten machen davor fest die Augen zu und die meisten Politiker
glauben wohl tatsächlich, es gäbe die katholische Kirche nicht nur
in der Mitgliederstatistik, sondern auch im Alltag noch wirklich.
Hier
ein realistisches Kirchenbild: