Ehe
es zum lächerlichen Teil geht, erstmal die Zustandsbeschreibung
unserer Lieblingsreligionen. Die folgenden Links müssen nicht
kommentiert werden (Bild: fb.com/Kaya Cahit):
Iran: Für schwule Männer die Hölle auf Erden (HUFF POST 15.7.) und Auf allen Kontinenten – Katholische Bischöfe: Weltweiter Kampf gegen Ehe für alle (QUEER.DE 14.7.)
Am 13.7. erzielte ein türkischer Islam-Gelehrter den Heiterkeitserfolg, der seiner Religion gebührt. Die Schweizer Seite 20 minuten brachte das als Verbotene Sexpraktiken lösen Lachkrampf aus: In
einer TV-Show wird erklärt, was Muslime beim Sex alles nicht dürfen.
Auch «Oralverkehr in fortgeschrittenem Ausmass» sei tabu. Die Moderatorin lachte den Islam-Gelehrten daraufhin aus.
Grund genug für 20 minuten für ein paar Minuten Forschung im Bereich Sex, Verbot und Lächerlichkeit. Unter der Rubrik Sex und Religion brachte die site am 14.7. die Forschungsergebnisse Welcher Gott erlaubt wie viel Lust?
Aus dem Inhalt:
Islam
Fast alle Religionen regeln die Sexualität der Gläubigen. Bloß wie
die Regeln sind, das ist gar nicht so klar, weil sie anscheinend überall
differieren. So kriegte der türkische Islam-Gelehrte mit der oralen
Phobie Kontra ausgerechnet vom Islamischen Zentralrat (IZRS), der sich
wirklich überall einmischt, und Laut dem IZRS ist Oralsex erlaubt.
Allerdings seien Analsex und Geschlechtsverkehr während der
Menstruation verboten. Analsex mit Jungs wäre demnach immer erlaubt.
SPIEGEL ONLINE widmete dem muslimischen Sex schon am 10.4.13 einen Artikel, Verklemmt durchs Leben: Der Alltag ist geprägt von Unklarheit, kleinen wie großen Ausflüchten und Doppelmoral. Der
Islam beansprucht, alle Lebensbereiche zu regeln, also auch den Sex –
nur sind die Mullahs sich nicht einig. Außer beim zentralen Punkt, Sex
ist nur innerhalb der Ehe erlaubt. Auch das wiederum mit Ausnahme, die
Kurzzeitehe für legalen Sex außer der Reihe.
Nacktsein ist erlaubt, solange man nicht zu genau hinschaut,
Homosexualität ist verboten, wird aber praktiziert. Prostitution ist
auch verboten, sie wird ebenfalls ausgeübt (auch ohne Kurzzeitehe).
Polygamie (1 Mann, mehrere Frauen) ist erlaubt, Polyandrie (1 Frau,
mehrere Männer) verboten.
Christentum
Die Bibel verbietet Selbstbefriedigung und homosexuellen Verkehr
zwischen Männern, und die katholische Kirche setzt noch eins drauf. Im
19. und 20. Jahrhundert hat sich die katholische Moraltheologie laut 20 minuten
detailliert mit Fragen erlaubter und unerlaubter Sexualität befasst.
Daher keine künstliche Verhütung, und Sex nur mit Fortpflanzungsabsicht –
sonst ist das Sünde. Das dürfte wohl den Gipfel der Lächerlichkeit
darstellen.
Der neue Papst Franzikus bewegt jetzt was, er ließ Gläubige auf der
ganzen Welt zu Ehe, Familie und Sexualität befragen. In der Folge gibt's
eine katholische Debatte über "allfällige Neuauslegungen der
Sexualmoral", bei einer Synode will die "Weltkirche" im Herbst über das
Thema diskutieren. Das dürfte nochmal ein Gipfel der Lächerlichkeit
werden.
Die Protestanten haben's nicht nötig, bei denen wird seit geraumer Zeit
darauf verzichtet, «den Leuten ins Schlafzimmer zu schauen». Bloß die
evangelikalen Freikirchen machen sowas noch, sie sind allen modernen
Positionen in Bezug auf Sexualität abhold. Mit deren oralen Lüsten
dürfte es bei den Fundis generell schlecht bestellt sein. Die haben
selber nix zu Lachen, sind aber ein beliebtes Objekt zum
Ausgelachtwerden.
Hinduismus
Auf hinduistisch liebt sich's eher unbeschwert. Da hat man traditionell
ein tolerantes Verhältnis zur Sexualität. Man kann's im Kamasutra
nachlesen. Zwar habe heute nicht mehr jeder Hindu ein Exemplar von
diesem Erotik-Lehrwerk auf dem Nachttisch liegen, aber der Fantasie
seien kaum Grenzen gesetzt. Von verbotenen Sexualpraktiken ist beim
Hinduismus nicht die Rede.
Traditionell sei Sex allerdings nur innerhalb der Ehe vorgesehen. Das
werde heute nicht mehr so eng gesehen, denn generell gelte, Sex ist
Privatsache. Was in den eigenen vier Wänden im Einvernehmen beider
Partner geschehe, sei in Ordnung. Keine Rede war von den Gangs, die
indische Mädchen vergewaltigen, weil sie nicht den traditionellen
Kleidervorschriften folgen. Auch keine Rede von der generellen
Frauenverachtung innerhalb des hinduistischen Kastensystems und seinen
"Reinheitsvorstellungen" mit dem Verbot vom vorehelichen Sex. So ganz
trifft das heitere Stimmungsbild wohl nicht zu.
Buddhismus
Buddhistischerseits gibt's auch kaum Sex-Vorschriften. Wer die
Grundsätze der Religion aufs Schlafzimmer anwendet, achtet auf
Einfühlsamkeit und Verantwortungsbewusstsein. Explizit ist beim
Buddhismus nichts im Bett verboten und nichts erlaubt. Selbst Praktiken
wie Sadomasochismus sind laut 20 minuten bei beiderseitigem
Einverständnis ok. Der Tantrismus (aus Hinduismus und Buddhismus
entstanden), verstehe Sexualität sogar als Mittel der Erfahrungs- und
Bewusstseinserweiterung.
Andererseits hat Sexualität im Buddhismus eher eine negative Stellung,
denn „wer seinen sexuellen Neigungen nachgeht, vermehrt seine
Geistesgifte". Man solle auf dem Weg zur Buddhaschaft und ins Nirwana
aber alle weltlichen Begierden überwinden – auch den Sex (aus FOCUS
ONLINE Von Zölibat bis Kamasutra – Sexualität im Buddhismus.
Die meisten buddhistischen Ehen in Südostasien sind laut Focus arrangiert,
und Sex in der Ehe ist der Zeugung des Nachwuchses vorbehalten. Wer's
anders treibt, wie die Tantristen, der passe besser auf. Ein Großteil
der Gesellschaft akzeptiere diese Form des Buddhismus nicht, so der Focus.
Auch sei eine lange philosophische Vorbereitung dafür nötig, nicht die
bloße Lüsternheit. Am Ende ist das dann doch ziemlich lächerlich.
Links zu den 20-minuten-Artikeln:
Türkischer Islam-Gelehrter: Verbotene Sexpraktiken lösen Lachkrampf aus
Diskussion um Liebespraktik: Laut dem IZRS ist Oralsex erlaubt
Porno-Protest: Auf die Gesichter sitzen, fertig, los!
Neues Gesetz: So hart sind die neuen britischen Porno-Regeln
Übersicht von FOCUS ONLINE: Sexualität in den Weltreligionen (29.4.14)
Zölibat, Sexzwang, Kamasutra – So lieben Christen, Muslime und…
Sexualität im Buddhismus
Sexualität im Hinduismus
Sexualität im Islam
Sexualität im Judentum
Sexualität im Christentum