Klarerweise spielte der Flüchtlingszustrom dabei eine wichtige Rolle. Allerdings fragte man diesbezüglich nur recht vorsichtig: Soll es stärkere Spielregeln für Zuwanderer, die nach Österreich kommen, geben? Die Antworten: 58 % voll und ganz, 28 % teilweise, 6% eher nicht, 4 % überhaupt nicht, 4 % ohne Antwort. Eine Frage nach dem Zuwanderungsstrom stellte man gar nicht, "Spielregeln für Zuwanderer" stellen wohl eher einen Nebenaspekt dar. Immerhin zeigte sich dabei, dass die bedingungslosen Zuwandererfreunde nur 4 % der Bevölkerung umfassen.
Andere strittige Themen waren:
Kinderkrippen für Unterdreijährige: 74 % dagegen, 20 % dafür
Gesamtschule für Zehn- bis Vierzehnjährige: ja 39 %, nein 54 %
Normale Ehe auch für Gleichgeschlechtliche: ja 55 %, nein 38 %
Das aktuelle Wirtschaftssystem funktioniert nicht mehr: ja 72 %, nein 21
%
Hier müssten eigentlich SPÖ und Gewerkschaften auf den
Plan treten, denn die Sozialdemokraten verlieren durch die wirtschaftliche
Lage Wähler und die Gewerkschaften Mitglieder und Einfluss. Aber man nimmt
wohl auch weiterhin den Neoliberalismus als eine Art unveränderbares vom
Himmel gefallenes Schicksal.
Damit verbunden die Frage, ob Österreich
aus der EU austreten soll: 45 % ja und 45 % nein - für den Beitritt
waren 1994 ziemlich exakt Zweidrittel der Abstimmer gewesen, heute wäre
eine Mehrheit fraglich. Aber damals hat ja auch niemand Reklame für die
möglichen Probleme gemacht.
Die Politik liegt jedenfalls tendenziell
neben der Stimmungslage in der Bevölkerung, was sich alleine schon
daran zeigt, dass die Fragen nicht wirklich kontrovers gestellt werden, d.h.
es werden keine Knackpunkte thematisiert, also z.B. nicht angeführt wo
und wie das Wirtschaftssystem nicht funktioniert. Weil die Bankenrettung funktioniert
ja noch, die Steuerhinterziehung sowieso, die Ausbeutung steigert sich auch
von Quartal zu Quartal, dafür sinken die Reallöhne von Jahr zu Jahr...