"Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord
wurde am 17. Juli 2014 über der Ost-Ukraine von einer russischen Buk-Rakete
abgeschossen. Das ist die zentrale Erkenntnis des Untersuchungsberichts, den
niederländische Ermittler vorstellten", schrieb Thomas Kirchner,
Brüssel-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Alter Freund: "mit
einer" hätte es heißen müssen, nicht "von einer"!
Kirchner ist nicht der einzige Schmock, der ähnlich fehlerhaft und schlampig
im Umgang mit Sprache und Logik schrieb. Die Berichte in den anderen Systemmedien
waren kaum besser. Wozu auch sich Mühe geben? Der russlandfeindliche Drall
war doch das Wichtigste an der Story!
Aufgrund der "Ermittlungsarbeit"
der niederländischen Flugsicherheitsbehörde OVV soll die Weltöffentlichkeit
glauben, dass die Boeing 777 der Malaysian Airlines mit einer Boden-Luft-Rakete
vom russischen Typ BUK über der Ukraine abgeschossen wurde. Zwar wagen
die Niederländer nicht direkt die Behauptung, ostukrainische Autonomisten
oder gar russische Streitkräfte hätten die BUK abgefeuert. Aber sie
insinuieren das mittels ihrer Behauptung "abgeschossen über der Ostukraine".
Weshalb es angeraten erscheint, Basis und Motiv dieses neuerlichen Propagandastücks
bloßzulegen:
Die Vergabe des Ermittlungsauftrags zur Unglückssache
lag zwar formal in den Händen der Internationalen Zivilluftfahrtsbehörde
ICAO. Die ICAO steht allerdings selbst unter maßgeblichem Einfluss der
USA. Das NATO-Mitglied Niederlande ebenfalls. Im Ermittlerteam aus Ukrainern,
US-Amerikanern, Briten, Australiern, Niederländern, Malaysiern und Russen
herrschen klare Mehrheitsverhältnisse. Eine neutrale Untersuchung war damit
von vornherein ausgeschlossen.
Das meinten selbst namhafte US-amerikanische
Kritiker, zum Beispiel der ehemalige Unterstaatssekretär Paul C. Roberts:
"When I read that the report on the downing of the Malaysian airliner
over Ukraine was being put in the hands of the Dutch, I knew that there would
be no investigation and no attention to the facts. And there wasn’t."
Zu Deutsch, sinngemäß: "Als ich las, dass die Untersuchung des
Abschusses der malaysischen Maschine in die Hände der Niederländer
gelegt worden war, wusste ich, dass es keine Ermittlung und keine Berücksichtigung
der Fakten geben würde. Und es gab sie nicht."
Die parallelen
Bemühungen, nicht nur das "Wie" zu ermitteln, sondern auch das
"Wer", die Schuldigen am Abschuss der MH-17 ausfindig zu machen, haben
ein noch groteskeres Format: Ein niederländischer Staatsanwalt leitet diese
Kommission bestehend aus Belgiern, Australiern und ausgerechnet Ukrainern. Nicht
vertreten ist hingegen Malaysia. Und schon gar nicht Russland, das von Anbeginn
und beweislos vom "Westen" beschuldigt wurde. Aufgrund US-amerikanischen
Drucks wurde Russland nicht einmal ein Beobachterstatus zugestanden.
Beide
niederländischen Kommissionen gingen bei ihren Ermittlungen ohne Einhaltung
internationaler Standards vor. Zahlreiche Proteste gegen die Arbeitsweise in
Den Haag blieben unberücksichtigt. Hunderte Seiten der Ermittlungsakten
bleiben nach mittlerweile transatlantischem Brauch so geheim wie die TTIP-Verhandlungen
bzw. wurden nur geschwärzt herausgegeben. Der Grund: Die Gruppe der westlichen
Ermittler machte einen Deal. Sie vereinbarte, dass kein Dokument, keine Erkenntnis
veröffentlicht werden darf, wenn eines ihrer Mitglieder dem widerspricht.
Die
jetzt veröffentlichte niederländische Rekonstruktion des Unglücksgeschehens
ignoriert, was jeder Ballistiker unschwer errechnen kann. Aus den Daten über
Flughöhe und -geschwindigkeit der Maschine und der Entfernung zum Hauptfundort
der Trümmer ergibt sich, dass sie bereits getroffen worden sein muss, als
sie noch tief im westukrainischem Luftraum flog. Flugzeugteile fallen nach
einem Beschusstreffer nicht senkrecht vom Himmel, sie beschreiben aufgrund ihrer
Eigengeschwindigkeit von anfänglich noch ca. 900 km/h einen sehr weiten
Bogen. Leichen und Trümmer fanden sich schließlich an der Front zwischen
ukrainischer Armee und ostukrainischen Autonomisten. Die Stelle wurde übrigens
danach tagelang von ukrainischer Artillerie beschossen und umgewühlt.
Die
fragwürdige Behauptung, der Absturz der Menschen aus 11 000 m Höhe
habe nur "60 bis höchstens 90 Sekunden" gedauert, widerspricht
den Grundregeln der Physik.
Die Leichen der Piloten wurden nicht für
eine unabhängige Obduktion freigegeben, trotz aller Bitten der Angehörigen
und der malaysischen Regierung. Es wird nie zweifelsfrei festgestellt werden
können, ob die Piloten von Raketensplittern oder Kugeln aus der Bordkanone
eines ukrainischen Jagdflugzeugs getötet wurden. Obwohl beim Auffinden
der Flugzeugtrümmer eindeutige Kugelspuren dokumentiert worden sind und
namhafte Sachkenner dem a-priori-Befund "Raketenabschuss" entschieden
widersprochen haben.
USA und NATO verfügen dank ihrer lückenlosen
Satellitenüberwachung über sämtliche Informationen zu einer vollständigen
Aufklärung des Abschusses. Sie verbergen das aber in eindeutig zynischer
und völlig illegaler Absicht. Die in Kiew regierenden US-Marionetten verweigern
deshalb logischerweise auch die Herausgabe der Aufzeichnung des Funkverkehrs
zwischen ukrainischer Bodenkontrolle und Unglücksmaschine.
Vergessen
wir nicht das Fundament und den Schlussstein des Lügengebäudes:
Der MH-17-Abchuss musste her, um dem US-Regime nach der ökonomischen und
strategischen Annektierung der Ukraine ein Wirtschaftsembargo gegen Russland
zu ermöglichen und damit die Wiederaufnahme des Kalten Krieges. Auf diesen
Leim krochen natürlich Kanzlerin Merkel (vorauseilend) und das restliche
Westeuropa (gezwungenermaßen). Womit die Frage "cui bono?" bereits
eindeutig beantwortet wäre.
Der "MH-17-Report" ist eben
nur ein weiterer Beleg für die gesamte faktische und moralische Verkommenheit
der "westlichen Wertegemeinschaft" und ihrer Konstrukte EU und NATO
nebst Folgeerscheinungen wie TTIP, CETA und allen weiteren Unterwerfungsmechanismen
des US-Imperialismus.
Erschienen in Ossietzky, Heft 21/2015
Nachtrag:
Der Fachmann Peter Haisenko vertritt zum Abschlussbericht
zum MH17-Abschuss dieselbe Meinung: