Neues zum Linzer Kirchturmuhrglockenschlag

Am 30.11.2015 berichteten die OÖN:
"Rechtsstreit über Domglocken-Geläut geht beim Obersten Gerichtshof weiter
Mit einer zweiten Niederlage für den Architekten Wolfgang Lassy endete das Berufungsverfahren im Zivilprozess gegen die Linzer Dompfarre. (..)"

Zwischen der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit der Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr schlägt die Turmuhr 222mal. Warum eine katholische Turmuhr das darf, wofür andere bestraft würden, sieht das Gericht offenbar als naturwüchsig: die Glocke schlägt seit der Kirchturm steht und darum ist der Glockenschlag zu ertragen. Konkret zitiert die Zeitung aus dem Urteil: "In diesem Sinne wäre etwa die Klage eines bisherigen Großstadtbewohners, der aufs Land zieht und dort bemerkt, dass er an einer Gräserallergie leidet, gegen den benachbarten Landwirt, der das Gras auf der Wiese wachsen lässt, wohl nicht erfolgreich."
Und: "Hat jemand ein Grundstück samt Gebäude inmitten eines Waldgebietes erworben, kann er nicht die Beseitigung des Waldes fordern."

Das müsste eigentliche eine glatte Schiene fürs Berufungsverfahren sein. Weil die Turmuhr ist kein gewachsenes Gras und kein tiefer Wald, sondern eine technische Einrichtung, deren Schlagwerk man nächtens ohne Aufwand auch abstellen kann - so wie man es schon vor Jahren am Wiener Stephansdom machte. Der Kläger hat nicht das Abholzen des Kirchturms verlangt.

Am 2.12. war in den OÖN der folgende Leserbrief zu finden:

Arbeitet Frau Christenberger nachts im Garten? Oder doch tagsüber? Und deswegen muss nachts die Turmuhr schlagen?

Am 3.12. folgte ein vernünftiger Leserbrief:


Gelungen! Die Gläubigen laufen der Kirche davon, aber der Glockenschlag der Kirchturmuhr bleibt! Das Urteil war ein typisches "des war scho imma so!" Früher durfte man z.B. auch betrunken autofahren. Seit ca. 60 Jahren darf man's nimmer! Und über die hohe Linzer Feinstaubbelastung hat seinerzeit der damalige Linzer Bürgermeister Hillinger gesagt, "in der Sahara staubt 's auch". Es wurde die Feinstaubbelastung trotzdem reduziert...

Aber Herr Lassy ist die Sache wohl taktisch ungeschickt angegangen. Vielleicht hätte er zum hochwürdigen Herrn Dompfarrer gehen sollen, sich dort mit gesenktem Blick niederknien und um Barmherzigkeit bitten sollen. Weil er so einen leichten Schlaf habe und selber im Besitz einer Uhr sei, wäre das nächtliche Viertelstundenläuten entbehrlich, aber recht belastend, ob es vielleicht möglich wäre, das nachts abzuschalten, er würde dafür eine herzhafte Spende für die Kirchenrenovierung abliefern.

Vielleicht hätte der Herr Dompfarrer Maximilian Strasser da ein kleines bisschen Nächstenliebe erblühen lassen und Frau Christenberger müsste jetzt bei nächtlicher Gartenarbeit eine Uhr mitnehmen.

Aber Herr Lassy hat das eben nicht mit einer der katholischen Kirche gebührenden Unterwerfungsbereitschaft gemacht, sondern er hat von der hochheiligen und allmächtigen Kirche nächtliche kirchliche Turmuhrruhe gefordert.

Er wurde daher als Feind wahrgenommen! Und ein Feind der Kirche, der wird ganz streng nach der Bibel behandelt! Denn Jesus hat laut Mt, 5,44 gesagt, "liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen".

Dabei hatte der Herr Lassy die katholische Kirche keineswegs beleidigt und verfolgt, er mag geflucht haben und er mag auch den Herrn Dompfarrer nicht sehr lieben. Warum sich die Kirche trotzdem nicht an das Wort des HErrn hält, hat allerdings einen anderen Grund: man ist der hier zitierten biblischen Weisung "liebet eure Feinde" in der ganzen Kirchengeschichte noch niemals nachgekommen! Wenn Dompfarrer Strasser den Feind des katholischen nächtlichen Uhrturmschlages geliebt hätte und das Schlagwerk nachts abstellen hätte lassen, dann wäre er der erste Kleriker gewesen, der gemäß Matthäus 5, 44 gehandelt hätte und das würde ihm die Kirche nie verzeihen! Denn dass die katholische Kirche ihre Feinde nicht geliebt, sondern gehasst und verfolgt hat, das ist schon viel länger eine katholische Tradition als das nächtliche Schlagen von Kirchturmuhren!