EZB: noch ein paar Schaufeln billiges Geld drauflegen

Publiziert am 5. 12. 2015 von Wilfried Müller auf wissenbloggt.de

"Wer den Geldhahn so lange und so weit aufdreht, riskiert gigantische Flutschäden und bereitet den nächsten Finanzcrash vor“, so wird die Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht vom Handelsbaltt zitiert. Der Artikel vom 3.12. heißt EZB und die Geldpolitik – "Wir steuern auf einen großen Finanzcrash zu". Demnach führt die Politik der EZB zu immer größeren Verwerfungen. Die Ersparnisse der Bevölkerung werden durch den Nullzins entwertet, zugleich bilden sich auf den Aktien- und Immobilienmärkten "gefährliche Spekulationsblasen". Wagenknecht weiter: "Wir steuern auf einen großen Finanzcrash zu und in einen Währungskrieg hinein."

So wird das EZB-Voodoo mit dem vielen Helicopter Money (siehe Direkte monetäre Staatsfinanzierung als Helicopter Money?) realistisch gesehen. Andere Quellen sehen es ähnlich, wie z.B. ZEIT ONLINE am 1. 12. in Inflationsziel: Kräftige Abwertung des Euro würde helfen. Nur ist es eben so, das mit der höheren Inflation durch Abwertung funktioniert bisher jedenfalls noch nicht.

Der andere Grund für die Geldschwemme ist immer noch die "Liquiditätshilfe" für die Banken, die dadurch bewegt werden sollen, leichter Kredite zu vergeben (siehe Pleitepolitik). Auch das erwies sich als Fehlschlag, wenn man von der wohlfeilen Bereicherung der Banken durch das Billiggeld absieht.

Gewiss ist nur, dass die Ausweitung der Staatsanleihen-Käufe bis März 2017 nun noch einmal die Risiken stegert, die sich das Eurosystem in die Bilanz holt. Ein halbes Jahr länger, 360 Mrd. teurer – das ist mehr als ein paar Schippchen drauf beim EZB-Bankenbeglückungsprogramm. Schon mit dem Namen PSPP war das so eine Sache, das zeigt Neue EZB-Kritik: EuGH reingelegt. Die EZB hatte Vorkehrungen getroffen, dass die Klagen gegen die Billionen-Gießkanne ins Leere laufen, wie der wb-Artikel beschreibt.

Seither kauft die EZB täglich Wertpapiere für 1 Mrd. Euro, mit dem Ziel, die Deflationsgefahr zu bekämpfen. Das Handelsblatt zitiert einen Insider: „Das ist nichts anderes als rosarot angemalte Euro-Bonds,“ also Anleihen der Eurozone. Eigentlich darf die EZB das nicht. Sie darf auch keine direkte monetäre Staatsfinanzierung betreiben, doch genau darauf läuft das PSPP hinaus.

Der Clou ist. dass die Inflation längst da ist, nur nicht bei den Verbraucherpreisen. Wir haben eine immense Vermögenspreisinflation (Aktien, Immos, siehe Versteckte Inflation). Als Kollateralschaden trägt das zu der enormen Umverteilung von unten nach oben bei (siehe Bankenunion in der Diskussion), zusätzlich zur Entwertung der Spar-, Privatrenten- und Versicherungsgelder. Und wenn man Sahra Wagenknecht u.v.a glauben darf, haben wir auch ein turmhohes Crashrisiko. Die Unkenrufe z.B. bei solchen Alarmgebern wie Zero Hedge werden lauter.

Da hilft nur ein Rückgriff auf Karl Valentin: "Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es jetzt schon ist."

Links dazu:
Euro-Probleme gehen in die nächste Runde
Pleitepolitik Wieviel Jahre das Geld im Voraus ausgegeben ist
Reload 1970 Was die Deregulierung uns gebracht hat
Die Lügen der Euro-Politik Siebenmal Lüge und Betrug aufgezählt
Bankenaufsicht + Bankenunion = Machtergreifung warum politische Lösung statt ökonomischer?
Danke fürs Für-dumm-Verkaufen