Aus den kirchlichen Sexualwelten Nr. 1/2016

Staatsanwaltschaft will nicht weiter gegen Priester ermitteln

Evangelisch.de am 5.1.: "Die Staatsanwaltschaft Berlin will laut einem NDR-Bericht die Ermittlungen in einem Missbrauchsfall im katholischen Bistum Hildesheim nicht wieder aufrollen.(..) Der WDR und "Spiegel Online" hatten dem Hildesheimer Bischof Norbert Trelle vorgeworfen, er sei Hinweisen auf Übergriffe des Priesters Peter R. (74) nicht konsequent nachgegangen. Der WDR hatte den bereits neun Jahre zurückliegenden, aber nicht verjährten Fall Ende November in einer Fernseh-Dokumentation wieder aufgegriffen. An Pfingsten 2006 soll der inzwischen suspendierte Peter R. in Berlin ein damals elfjähriges Mädchen aus Hildesheim sexuell bedrängt haben. (..)"

Weiterlesen im Internet! Siehe dazu auch SPIEGEL-Bericht vom 15.12.2015!

Mehr Missbrauchsfälle bei den Domspatzen als bisher bekannt

Süddeutsche am 7.1.: "Die Zahl der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen liegt wesentlich höher, als bisher bekannt. Das geht aus dem Zwischenbericht des unabhängigen Chefaufklärers Ulrich Weber hervor. Er geht davon aus, dass mindestens jeder dritte der 2400 Domspatzen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und den frühen Neunzigern zum Gewaltopfer wurde. (..)"

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Süddeutsche am 8.1.: "In seinem Zwischenbericht über Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen spricht Ulrich Weber von mindestens 231 Fällen. 50 weitere Kinder sollen sexuell missbraucht worden sein. Nach Webers Einschätzung habe es sich um ein System gehandelt. Weil das Bistum Regensburg bislang öffentlich von weit weniger Fällen ausgegangen war, gerät es in Erklärungsnot. (..)"

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Aufklärungsbericht: Wesentlich mehr Missbrauchsfälle bei Regensburger Domspatzen

SPIEGEL am 8.1.: "Bei den Regensburger Domspatzen hat es wesentlich mehr Misshandlungsfälle gegeben als bisher angenommen. Von 1953 bis 1992 seien mindestens 231 Kinder von Priestern und Lehrern des Bistums verprügelt oder sexuell missbraucht worden, sagte der von Bistum und Chor mit der Klärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber in Regensburg. 'Die sexuellen Übergriffe reichten von Streicheln bis zu Vergewaltigungen', berichtete der Rechtsanwalt. Weber geht davon aus, dass die Dunkelziffer der misshandelten Kinder noch deutlich höher liegt. Er rechnet damit, dass etwa jeder Dritte der rund 2100 Vorschüler zwischen 1953 bis 1992 unter körperlicher Gewalt litt. Die Kinder seien mit Gegenständen geschlagen und blutig geprügelt worden, Bettnässer seien zur Schau gestellt und andere zum Essen gezwungen worden. (..)"

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Österreich - Pfarrer wegen Vergewaltigung eines Mannes zu vier Jahren Haft verurteilt

Queer.de am 8.1.: "In Niederösterreich soll ein Pater einen jungen Mann mit K.O.-Tropfen betäubt und sich sexuell an ihm vergangen haben. Der Geistliche bestreitet das und spricht von einer Liebesbeziehung. Das Oberlandesgericht Wien hat einen 49-jährigen Ex-Pfarrer zu einer Haftstrafe in Höhe von vier Jahren verurteilt, weil er von 2011 bis 2012 einen heute 26-Jährigen mehrfach mit einem Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt und ihn anschließend sexuell missbraucht haben soll. Fabian V., der als katholischer Pfarrer in der 20 Kilometer von Wien entfernten Kleinstadt Traiskirchen gearbeitet hatte, bestreitet jedoch nach wie vor die Tat und beharrt seit Jahren darauf, dass er mit dem volljährigen Mann eine einvernehmliche Liebesbeziehung geführt habe.
Der Fall lief bereits durch mehrere Instanzen. Der Pater hat jeweils Einspruch gegen seine Verurteilung eingelegt, allerdings hat das Oberlandesgericht nun sogar das Strafmaß der Vorinstanz um acht Monate angehoben. Die Richter begründeten das mit der sogenannten Generalprävention (Abschreckung), weil sich sexuelle Übergriffe von christlichen Würdenträgern derzeit häufen würden. Anwalt beantragt neues Verfahren (..)"

Mehr Misshandlungen bei den Domspatzen -
Rechtsanwalt Ulrich Weber stellt Zwischenbericht vor

Katholisch.de am 8.1.: "Bei den Regensburger Domspatzen hat es wesentlich mehr Misshandlungsfälle gegeben als bisher angenommen. Von 1953 bis 1992 seien mindestens 231 Kinder von Priestern und Lehrern des Bistums verprügelt oder sexuell missbraucht worden, sagte der von Bistum und Chor mit der Klärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber am Freitag in Regensburg. (..)Die überwiegende Zahl der Beschuldigungen richtet sich nach seinen Angaben lediglich gegen einen kleinen Kreis von Priestern, Lehrern und weiteren Mitarbeitern. So betreffen die 216 Misshandlungsfälle in Etterzhausen und Pielenhofen zumeist nur fünf Personen. Nach 1992 lägen nur noch "vereinzelte Meldungen" über körperliche Gewalt und sexuellen Missbrauch vor, erläuterte der Rechtsanwalt, der vom Opferhilfeverein Weißer Ring benannt worden war. (..)"

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Georg Ratzinger zu Domspatzen-Skandal -
"Ohrfeigen ja - Missbrauch nein"

BR am 10.1.: "Georg Ratzinger leitete die Regensburger Domspatzen von 1964 bis 1994. In jene Zeitspanne fielen die weitaus meisten Fälle von Misshandlung im Chor. Der Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sagte nun, er habe von 'sexuellen Missbräuchen überhaupt nichts gehört'. Prügel seien damals dagegen üblich gewesen. (..)"
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Kirche - Deutschland, Österreich und Schweiz:
Jesuitenpater: "Vertuschung der Vertuschung aufklären!"

Radio Vatikan am 10.1.: "Der Zwischenbericht zu den Regensburger Missbrauchsfällen zeigt, dass es deutlich mehr Übergriffe gab als bisher angenommen. Den Jesuitenpater Klaus Mertes überrascht diese Entwicklung nicht, wie er im Interview mit dem Domradio erklärt. Man müsse nicht nur die Missbrauche aufklären, sondern gleichzeitig auch die Aufklärung der Vertuschung und dann die Aufklärung der Vertuschung der Vertuschung des Missbrauchs nicht vergessen, so Pater Mertes. Er hatte die Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik gemacht, dessen Rektor er damals war und gilt damit als Pionier der Aufklärung. Im Jahr 2010 hatte er die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs an katholischen Einrichtungen angestoßen. Pater Mertes: 'Wir haben selbst die Erfahrung gemacht, auch zum Beispiel in Amerika, dass es eine Welle der Aufklärung gibt, die sich dann über Jahre hinwegzieht. Das hängt damit zusammen, dass sich zunächst einmal die Opfer dazu durchringen müssen, zu sprechen. Für sie ist das eine schwere und schwerwiegende Entscheidung. Aber ihre Entscheidung ist entscheidend für die Aufklärung.' (..)"

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Homophobe Anglikaner drohen mit Abspaltung

Queer.de am 11.1.: "Nach jahrelangem Streit um Fragen wie dem Umgang mit Homo-Paaren könnte die anglikanische Kirche diese Woche auseinanderfallen. In dieser Woche beraten die Anführer der 38 anglikanischen Kirchenprovinzen im englischen Canterbury darüber, ob es Kirchenabspaltungen geben wird. Justin Welby, der als Erzbischof von Canterbury traditionell als Oberhaupt der föderal strukturierten Kirche gilt, hatte die Anführer eingeladen, um den lange schwelenden Streit über LGBT-Rechte und insbesondere über die gleichgeschlechtliche Ehe zu beenden.
Laut BBC erklärte ein Insider, dass eine Kirchenspaltung zu 80 Prozent nicht mehr verhindert werden könne. Es sei wahrscheinlich, dass bis zu sechs afrikanische Kirchenprovinzen den Austritt aus der insgesamt 80 Millionen Mitglieder zählenden Gemeinschaft erklären. Dabei handele es sich um Uganda, Kenia, Nigeria, Südsudan, Ruanda und den Kongo. (..)"

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(Georg) Ratzinger:
Aufklärung des Missbrauchsskandals "Irrsinn"

Religion.ORF am 12.1.: "Der ehemalige Leiter der Regensburger Domspatzen, Georg Ratzinger, hat die Aufklärung des dortigen Misshandlungs- und sexuellen Missbrauchsskandals als 'Irrsinn' bezeichnet. 'Diese Kampagne ist für mich ein Irrsinn. Es ist einfach Irrsinn, wie man über 40 Jahre hinweg überprüfen will, wie viele Ohrfeigen bei uns verteilt worden sind, so wie in anderen Einrichtungen auch', sagte der 91-Jährige am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk. Er war am Montag aus Rom von einem Besuch bei seinem Bruder Josef, dem früheren Papst Benedikt XVI., zurückgekommen. 'Für mich ist das Thema abgeschlossen', sagte Georg Ratzinger, der den weltberühmten Chor von 1964 bis 1994 geleitet hatte. (..)"

Missbrauch:
(Georg) Ratzinger macht widersprüchliche Aussagen

Religion.ORF berichtete am 13.1., der Altpapstbruder habe zu anderen Medien das Gegenteil von der obigen Meldung gesagt und meldet außerdem: "Ratzinger war von 1964 bis 1994 als Domkapellmeister Leiter des weltberühmten Chors. Nach den Worten von Michael Sieber, Chormitglied in den 1960er Jahren, versichern mehrere ehemalige Domspatzen, dass Ratzinger 'auch über den sexuellen Missbrauch im Regensburger Internat, zumindest über den Verdacht, informiert war', berichtet die 'Süddeutsche Zeitung' (Mittwochausgabe)."

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Vatikan versetzt Erftstädter Pfarrer Jansen in den Ruhestand

Kölner Stadtanzeiger am 13.1.: "Im Fall des Erfstädter Pfarrer Winfried Jansen, dem vorgeworfen wurde, vor etwa 40 Jahren sexuelle Grenzverletzungen begangenen zu haben, ist es zu einer Einigung gekommen. Der frühere Erftstädter Pfarrer Winfried Jansen (74), der sich 2015 mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert sah, wird in den Ruhestand versetzt. Diese Sanktion ist Teil einer „außergerichtlichen Lösung“, die der Vatikan nach einjähriger Prüfung des Falls vorgeschlagen hat. Wie das Erzbistum Köln mitteilte, hat Jansen diesem Vorgehen nach einem Gespräch mit Kardinal Rainer Woelki am Dienstag zugestimmt und seine Bereitschaft erklärt, auf sein Pfarramt zu verzichten. Das muss er aber noch schriftlich bestätigen. Er hat dafür 14 Tage Bedenkzeit.
Nachdem die Anschuldigungen bekanntgeworden waren, die drei Frauen gegen Jansen erhoben, hatte Woelki den Geistlichen vom Dienst beurlaubt. Nach anfänglichem Leugnen gab dieser sexuelle Übergriffe und Grenzüberschreitungen zu, die sich vor mehreren Jahrzehnten zugetragen haben. (..)"

Vertrauter des Papstes:
"Ja, es gibt eine Homo-Lobby im Vatikan!"

Gaystream am 13.1.: "In einem am vergangenen Dienstag veröffentlichten Interview der Tageszeitung 'El Heraldo de Honduras' bestätigt Kardinal Maradiaga die Existenz einer 'Homo-Lobby' im Vatikan. Sie sei ein wichtiger Machtfaktor innerhalb der katholischen Kirche. Oscar Rodriguez Maradiaga ist nicht nur der Erzbischof von Tegucigalpa, er gilt in Lateinamerika auch als die Person, die den meisten Einfluss auf Papst Franziskus hat, der sozusagen die Rolle eines 'Vize-Papstes' (so katholisches.info) stellt. Zudem sitzt der Kardinal auch als Vertreter Mittelamerikas im C9-Kardinalsrat. In dem Zeitungsinterview spricht der Kardinal von einer 'Homo-Lobby' im Vatikan. Diese seit ein wichtiger Machtfaktor, da sie Druck auf die Kirchenleitung ausübe, um Entscheidungen zu ihren Gunsten herbeizuführen (..)"

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Regensburger Geistlicher:
"Papst Franziskus blamiert doch unseren Papst Benedikt dauernd!"

Das meldete am 14.1. das dortige regionale "Wochenblatt" aus Regensburg: "Wir treffen Prälat und Stiftsdekan Heinrich Wachter in seinem Büro in der Viereimergasse. Er traf kürzlich Papst Benedikt. Wir sprachen mit dem Geistlichen über die Missbräuche bei den Domspatzen, die Entwicklung der Weltkirche - und Papst Franziskus.
Herr Prälat, was ist für Sie der größte Unterschied zwischen Papst Benedikt und Papst Franziskus?
Prälat Wachter: Da gibt es gewaltige Unterschiede. Man kann pauschal sagen: Franziskus macht alles anders. Das ist zwar sicher nicht seine Absicht, das muss man Franziskus nicht unterstellen, aber in vielem, wie er handelt, blamiert er seinen Vorgänger. Er stellt sich grundsätzlich anders ein zu bestimmten Verhaltensweisen wie unser Benedikt. Theologisch ist Franziskus im Vergleich zu ihm aber gar nicht auf dem Laufenden. Er redet unwahrscheinlich viel, aber er gibt kaum eine klare Stellungnahme ab. Selbst Kardinal Meisner sagte zu ihm, dass seine Aussagen immer sehr problematisch sind. (..)"

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Klasnic-Kommission-Mitglied Scholz:
"Wünsche mir Geste wie von Vranitzky"

PROFIL schreibt am 16.1. über die in seiner aktuellen Ausgabe (Nr.3/2016) erscheinende Bilanz über einen der größten Skandale der österreichischen Nachkriegsgeschichte: "Tausende Kinder wurden in den Jahrzehnten nach dem Krieg in katholischen und staatlichen Internaten und Erziehungsanstalten seelisch und körperlich gebrochen. Bis heute warten die ehemaligen Heimkinder auf ein offizielles Zeichen der Anerkennung, dass ihnen von Kirchen und Staat Unrecht widerfahren ist.
Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins laufen seit zwei Jahren auf höchster Ebene Gespräche über eine öffentliche Zeremonie für ehemalige Heimkinder. Kurt Scholz, ehemaliger Wiener Stadtschulpräsident und Mitglied der Klasnic-Kommission für Opfer von Missbrauch in der Kirche, erklärte gegenüber 'profil', er habe sich eine 'Geste gewünscht wie seinerzeit von Franz Vranitzky, der sich in Israel auch für etwas entschuldigt hat, wofür er persönlich keine Schuld auf sich geladen hat'. Nationalratspräsidentin Doris Bures will die Möglichkeiten eines Schulterschlusses für eine 'würdige nationale Geste' prüfen. Im Sozialministerium sieht man zwar Kirche und Länder in der Verantwortung, dennoch sei man 'offen für eine Initiative'. Der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn erklärt: 'Wir sind an Bord, sehen uns aber nicht berufen, uns an die Spitze zu stellen.' Justizminister Wolfgang Brandstetter signalisiert im 'profil'-Gespräch die Bereitschaft, 'an einer Aufarbeitung mitzuwirken, etwa durch das Bereitstellen von Akten der Justiz zu Forschungszwecken'."

Das führte zu einem Kommentar von Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt: "Welch einen aberwitzigen, geschmacklosen Scherz leistet sich da Scholz, das Büttel von Klasnic und Schönborn! Wie kann sich eine Täterorganisation durch eine Geste entschuldigen? Eine Vergebung der Schuld (Entschuldung) kann nur durch die Gläubiger bzw. die Betroffen erfolgen und nicht umgekehrt! Dazu bedarf es aber einer angemessenen Entschädigung, Wiedergutmachung oder Genugtuung. Wo ist die?"

Die überwiegend katholischen Themen Zölibat, Sex, Homopobie werden uns auch 2016 begleiten, hier die erste Runde 2016 in Sachen Kirchensex.