Wen gerade kein hauseigener Atlantiker zur Verfügung steht, dann
kauft die ARD auf dem freien Markt freie Autoren ein. Diesmal war es Silvia
Stöbe. Eine Dame, die Freiheit lieber mit „Freedom“ übersetzt.
Mit jener Freiheit, der unmittelbar jene „Democracy“ folgt, deren Praxis so
gut im Irak und in Libyen zu beobachten ist und die sich die ARD offensichtlich
auch in Syrien vorstellen kann. Damit diese Vorstellung ihren Beifall bei deutschen
Zuschauern findet, muss im aktuelle Fall eine sorgsam hergestellte Russo-Phobie
herhalten, um von den Irak- und Libyen-Ergebnissen abzulenken.
Die
Aufgabe der Antlantiker-Entlarvung nehmen erneut die ARD-Kenner Klinkhammer
& Bräutigam wahr.
NDR-Rundfunkrat - Rothenbaumchaussee 132 -
20149 Hamburg
Eingabe: "Russische Außenpolitik - Die
Gabelstrategie des Kreml"
Stand: 13.02.2016 10:40 Uhr
Sehr
geehrte Frau Vorsitzende Pohl-Laukamp,
wieder einmal ein Beitrag von Silvia
Stöber. Sie ist eine freie Autorin, die nach unserer Kenntnis für
viele Medien als aktiv fördernde "regime-change"-Prophetin bzw.
Vorfeldexpertin der antirussischen Berichterstattung fungiert. Für
ihre Arbeit erhielt sie Stipendien der Bosch-Stiftung, des Marion-Gräfin-Dönhoff-Programms
sowie der Internationalen Journalisten- Programme, die wiederum in entsprechenden
Netzwerken Beziehungen zu russischen Oppositionskreisen pflegen. Offensichtlich
transatlatisch gut vernetzt ist Frau Stöber bis hin in den bellizistischen
Flügel der Grünen der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Konrad Adenauer
Stiftung veranstaltet in Kooperation mit dem Atlantic Council of Georgia in
Tiflis jährlich im Mai nicht-öffentliche politische Strategie-Seminare
mit hochrangiger Besetzung aus Politik, Militär und Wirtschaft. Auch dort
ist Silvia Stöber ständige und begehrte Teilnehmerin. Sie, ihr Umfeld,
ihre politischen Aktivitäten und die Art ihrer Vernetzung stellen unserer
Ansicht nach unter Beweis, wie wirkungsvoll politisch und speziell kriegspolitisch
und militärpolitisch einflussreiche Kreise und der öffentlich-rechtliche,
von Beitragszahlern finanzierte Rundfunk kooperieren.
In dem anstößigen
Beitrag wird erneut mit falschen, verzerrten und propagandistischen Angaben
versucht, den Russen ein "unehrliches und doppeltes Spiel" zu unterstellen.
Sie sind beweis- und substanzlos, aber geformt zu einer Sorte "Nachrichten"
aus dem Regal "Gift, Tagesdosis Gesinnungsjournalismus".
Stöber
behauptet, Russland nutze die Verhandlungen über einen Waffenstillstand
nur, um derweil militärische Gewinne in Syrien festzuschreiben. Das ist
parteiischer Journalismus fern allen Bemühens um Neutralität, geschweige
denn um Objektivität; vollkommen verzerrend, weil der Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen ausdrücklich die Fortsetzung des Kampfes gegen die
Terrororganisationen IS, al-Kaida, al-Nusra &Co. vorsieht und weil die
Westallianz ebenfalls weiterhin den IS bekämpft bzw. die Türken vorgeben,
ihn bekämpfen zu wollen und dabei die Kurden in Irak und Syrien bombardieren,
es füglich auch dem "Westen" um "Geländegewinne"
geht. Stöber versucht, als hinterrücks zu diskreditieren, was Russland
von Anfang an unmissverständlich erklärte: Waffenruhe ja, aber nicht
gegenüber dem IS und dem Al Kaida-Ableger Al Nusra-Front.
Der
Westen dagegen hat immer behauptet, gegen den IS zu kämpfen, dabei aber
zugelassen, dass es den IS und Al-Nusra-Terroristen fast gelungen wäre,
Damaskus zu erobern und damit Lybien-Verhältnisse zu schaffen, mit
völlig chaotischen Zuständen für das Land und die Bevölkerung.
Stöbers Querverweis auf die Ereignisse im ostukrainischen Debelzewo geht
gleich gänzlich daneben. Schon lange vor den Minsker Verhandlungen (12.2.15)
hatten die Kämpfe um Debelzewo begonnen, an denen ukrainische Rebellen,
aber kein russisches Militär beteiligt waren. Bei den Minsker Verhandlungen
wurde für den 15.2.15 eine Waffenruhe vereinbart, die ukranischen Rebellen
erklärten sich bereits am 14. 2. 15 einseitig bereit, die Waffen niederzulegen.
Poroschenko erklärte seine Bereitschaft zum 15.2.2015, tatsächlich
stellte die bei Debelzewo eingekesselte Ukrainische Armee ihre Kampfhandlungen
aber erst zum 19.2.2015 mit ihrer Niederlage ein.
Es ist nichts als eine
antirussische Propagandafälschung, wenn Frau Stöber und "Friedensforscher"
Zellner im Duett behaupten, aus einer militärisch vorteilhaften Situation
hätten die russischen Vertreter in Minsk ein für die Ukraine schwieriges
Abkommen ausgehandelt. Das Minsker Abkommen war allein ein Vorteil für
die ukrainische Regierung. Ohne den vereinbarten Waffenstillstand wäre
der Siegeszug der ukrainischen Rebellen über die militärisch total
unterlegene Poroschenko-Armee mit Sicherheit fortgesetzt worden. Diese Binsenwahrheit
umzudrehen, passt exakt ins russophobe Instrumentarium der Tagesschau.
Als
"Regime-Change-Spezialistin" und "Georgien-Kennerin" dürfte
Frau Stöber wissen, dass ihre Behauptungen über die Rolle Russlands
im Georgien-Konflikt ebenfalls unzutreffend sind: Begonnen wurden die Kampfhandlungen
am 8.8.2008 vom georgischen Militär und nicht etwa von Russland. Beendet
wurden die Auseinandersetzungen am 12. August 2008 mit der Entscheidung und
Anordnung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, die Kampfhandlungen
in Georgien einseitig einzustellen. Am 15. und 16. 8.2008 unterzeichneten Russland
und Georgien einen Friedensplan. Angeheizt worden war der Konflikt durch die
USA. Am 10.8.2008 transportierten die US-Streitkräfte im Irak stationierte
2000 georgische Soldaten zur Verstärkung in den Krieg Georgiens gegen Russland.
Der Verlauf dieses militärischen Konflikts um Georgien ist dokumentiert.
Der kindische Versuch der antirussischen Geschichtsklitterung seitens der
ARD-aktuell ist offensichtlich - ein klarer Verstoß gegen Programmauftrag
und Programmrichtlinien des Staatsvertrages.
Um ihre eigene Russlandphobie
und antirussische Fehldeuterei zu tarnen, greift Frau Stöber unseriös
zu Zitaten von vorgeblichen US-Russlandexperten und vergisst dabei zu erwähnen,
dass es die nach amerikanischem Eingeständnis so gut wie gar nicht gibt:
Der Mangel an qualifizierten Russland-Experten schade der US-Politik, schrieb
kürzlich "The Washington Post". Die Hauptursache sei die mangelnde
Finanzierung der Russland-Studien in staatlichen Institutionen. "Expertin"
Hill bildet da keine positive Ausnahme; sie verbreitet gern tiefschüfende
Erkenntnisse wie: "Putin steht für einen starken Staat". Und
"Ex steht für einen starken Staat". Und "Experte" Frear
ist auch nur Mitglied einer Organisation, die vielen abgedankten Politikern
wie Herrn Genscher Asyl im Alter bietet. Super Quellen für "objektive"
Nachrichten lässt ARD-aktuell da von der Agitprop-Fachfrau Stöber
anzapfen...
Mit dem Beitrag werden Russland und Präsident Putin
erneut Aggressionsabsichten und Unberechenbarkeit unterstellt, faktenfrei, auf
Basis bloßer Vermutungen und unqualifzierter Behauptungen.
Beweisbar,
objektivierbar, beschreiben klare Fakten eine gänzlich andere Realität:
Die Rüstungsausgaben der USA betragen jährlich 610 MRD, die der
VR China 216 MRD, die Russlands 84 MRD und die Saudi Arabiens 80 MRD Dollar.
Die USA unterhalten rund um den Globus 1005 Militärbasen und Stützpunkte.
Russland nur 2. Zählen Sie bitte einmal, wieviele Kriege die USA allein
im zurückliegenden Jahrzehnt angezettelt haben und wieviel Vergleichbares
man Russland oder der VR China vorwerfen könnte. Darüber hört
man von Frau Stöber und bei Herrn Gniffke nichts. Propaganda hat halt
nichts mit der Realität zu tun, ARD-aktuell hingegen sehr viel mit Schlagseite
und Tendenzberichterstattung.
Der Tagesschau.de-Beitrag besteht aus unwahren
Behauptungen, speist sich aus dürftigen und einseitigen Informationsquellen,
verzerrt die Realität. Er denunziert und spekuliert. Er ist mit den gesetzlich
normierten Prinzipien der Nachrichtengestaltung unvereinbar.
Mit höflichem Gruß - F. Klinkhammer & V. Bräutigam