Ein "unabhängiger" Kandidat, welcher zuvor
jahrelang Parteichef der Grünen Österreichs war, gegen einen blauen
Kandidaten, welcher gegen seine Partei und Ideologie überall eine linke
Verschwörung wittert.
Was zurückbleibt, ist ein tief gespaltenes Land.
Die allererste Aufgabe des neuen Bundespräsidenten wird sein, den tiefen
Riss, welcher durch unser Land gegangen ist, wieder zu kitten. Der neue
Bundespräsident kann sich für die indirekte Wahlkampfunterstützung
seitens des "unabhängigen" ORF, insbesondere von den Moderatoren Ingrid
Thurnher und Armin Wolf, recht herzlich bedanken. Der "unabhängige"
Kandidat Alexander Van der Bellen sollte sich bei den Grünen und bei der
gesamten Medienlandschaft bedanken, welche sich fast geschlossen,
gemeinsam mit Intellektuellen, Künstlern und Politakteuren der anderen
politischen Mitbewerber gegen die FPÖ und ihren Kandidaten eingeschossen
haben.
Mit all diesem Kraftaufwand haben sie etwas mehr
als 50 Prozent für den "unabhängigen" Grünen Kandidaten erreicht. Was
sagt uns das? Darüber sollte sich jeder selber ein Bild machen!
Auf den Arbeitsmarkt, die Fluchtursachen und die
Verteilungsfrage haben Bundespräsidenten generell so viel Einfluss wie
auf das Wetter. Diese Faktoren haben jedoch einen Einfluss auf die
Wahlentscheidung. Diesen Umstand muss nicht der neue Bundespräsident
berücksichtigen, sondern der neue Bundeskanzler und seine Regierung.
Unser neuer Bundespräsident sollte sich an die Tradition der
vorhergehenden Bundespräsidenten halten. Die Österreicher erwarten von
ihm, unser Land nach außen gut zu repräsentieren, nach innen zu vereinen
und eine moralische Instanz zu sein. Nicht mehr und nicht weniger!
Das internationale Medieninteresse beruht einzig
und allein auf der Tatsache, dass sich in Österreich eine Stimmung
abzeichnet, welche innerhalb Europas die Weichen für die Zukunft der
gesamten Europäischen Union und deren Mitgliedsstaaten spiegelt. Wer
nach diesen Wahlen noch immer glaubt, dass man den Rechtspopulisten den
Wind mit rhetorischen Floskeln und Symbolpolitik aus den Segeln nehmen
kann, braucht sich nicht wundern, wenn wir spätestens 2018 in Österreich
einen blauen Bundeskanzler haben werden und das europäische Projekt von
den Le Pens, Gerd Wilders, Orbans und HCs gesprengt wird. Die Grünen
sollten den Versuch erst gar nicht starten, dieses Wahlergebnis als
einen möglichen Trend für ihre bisherige Politik zu interpretieren. Die
FPÖ muss erkennen, dass sich ihre europafeindliche Haltung spätestens
2018 als reales Hindernis darstellen wird, alles andere wäre was für die
Kasperlpost.