Dönmez: Tri tra trallala, der neue Bundespräsident ist da

Efgani Dönmez, ehemaliger Bundesrat der Grünen, am 28.5.2016 in den OÖNachrichten:

Österreicher, seid ihr noch alle da? Krawuzikapuzi, das waren aber spannende Wahlen.

Ein "unabhängiger" Kandidat, welcher zuvor jahrelang Parteichef der Grünen Österreichs war, gegen einen blauen Kandidaten, welcher gegen seine Partei und Ideologie überall eine linke Verschwörung wittert.

Was zurückbleibt, ist ein tief gespaltenes Land. Die allererste Aufgabe des neuen Bundespräsidenten wird sein, den tiefen Riss, welcher durch unser Land gegangen ist, wieder zu kitten. Der neue Bundespräsident kann sich für die indirekte Wahlkampfunterstützung seitens des "unabhängigen" ORF, insbesondere von den Moderatoren Ingrid Thurnher und Armin Wolf, recht herzlich bedanken. Der "unabhängige" Kandidat Alexander Van der Bellen sollte sich bei den Grünen und bei der gesamten Medienlandschaft bedanken, welche sich fast geschlossen, gemeinsam mit Intellektuellen, Künstlern und Politakteuren der anderen politischen Mitbewerber gegen die FPÖ und ihren Kandidaten eingeschossen haben.

Mit all diesem Kraftaufwand haben sie etwas mehr als 50 Prozent für den "unabhängigen" Grünen Kandidaten erreicht. Was sagt uns das? Darüber sollte sich jeder selber ein Bild machen!

Auf den Arbeitsmarkt, die Fluchtursachen und die Verteilungsfrage haben Bundespräsidenten generell so viel Einfluss wie auf das Wetter. Diese Faktoren haben jedoch einen Einfluss auf die Wahlentscheidung. Diesen Umstand muss nicht der neue Bundespräsident berücksichtigen, sondern der neue Bundeskanzler und seine Regierung. Unser neuer Bundespräsident sollte sich an die Tradition der vorhergehenden Bundespräsidenten halten. Die Österreicher erwarten von ihm, unser Land nach außen gut zu repräsentieren, nach innen zu vereinen und eine moralische Instanz zu sein. Nicht mehr und nicht weniger!

Das internationale Medieninteresse beruht einzig und allein auf der Tatsache, dass sich in Österreich eine Stimmung abzeichnet, welche innerhalb Europas die Weichen für die Zukunft der gesamten Europäischen Union und deren Mitgliedsstaaten spiegelt. Wer nach diesen Wahlen noch immer glaubt, dass man den Rechtspopulisten den Wind mit rhetorischen Floskeln und Symbolpolitik aus den Segeln nehmen kann, braucht sich nicht wundern, wenn wir spätestens 2018 in Österreich einen blauen Bundeskanzler haben werden und das europäische Projekt von den Le Pens, Gerd Wilders, Orbans und HCs gesprengt wird. Die Grünen sollten den Versuch erst gar nicht starten, dieses Wahlergebnis als einen möglichen Trend für ihre bisherige Politik zu interpretieren. Die FPÖ muss erkennen, dass sich ihre europafeindliche Haltung spätestens 2018 als reales Hindernis darstellen wird, alles andere wäre was für die Kasperlpost.