BRITANNIA EXIT

Mit 51.9 % Stimmen für den EU-Austritt hat sich Großbritannien aus der Europäischen Union der Banken und Konzerne verabschiedet. Es war in der Zeit vorher wieder einmal sehr typisch: die EU-Medien verkündeten ihre Einheitsmeinung: die EU ist großartig, ein Austritt eine schwere Sünde und kritische Meinungen zur EU hat es nicht zu geben.

Das völlige Versagen der vermeintlich linken politischen Seite hat sich fortgesetzt und verstärkt, die Rechtspopulisten können wieder ihren großen Vorteil nutzen: ihre Ansichten sind nämlich populär, die von den EU-Lautsprechern verkündeten waren trotz all ihres Bemühens etwas weniger populär. Die von den Einheitszeitungen, Einheitsradios, Einheits-TVs verkündete Einheitsmeinung konnte trotz allem an das Buch 1984 von George Orwell erinnernden Propagandagehämmers keine Mehrheit erreichen, auch die intensivste Gehirnwäsche kann versagen, wenn elementare Ängste und Sorgen ignoriert und die Forderung der Banken und Konzerne zu unabänderlichen wahren Wahrheiten werden. Wenn in solchen Situationen die Volkesstimme vorschriftwidrig abstimmt, dann bräuchte das aktuelle neoliberale Herrschaftssystem wieder einen Pinochet. Als seinerzeit in Chile das neoliberale System erstmals im Menschenversuch getestet wurde, war Widerstand dagegen lebensgefährlich. Die weltweite Übertragung dieses Systems funktionierte in der Folge durch den Konkurs der Sowjetunion und der damit verbundenen Selbstversenkung der Sozialdemokratie, man denke nur an Leute wie Blair, Klima oder Schröder.

Nun sind eben nur noch die Rechten da, die nicht mit den toten linken Fischen stromabwärts schwimmen, der Rechtspopulismus ist die naturwüchsige Folge der Idiotien, die als "links" angeboten wurden und werden, der Verrat an der arbeitenden Klasse wurde von den unbeabsichtigt so handelnden Verrätern bis heute nicht begriffen. Wenn gutsituierte Bildungsbürger ihren Herz-Jesu-Sozialismus verkünden, fortwährend auf der Suche nach wirklichen oder vermeintlichen Mühseligen und Beladenen sind und alle Mitbürger zum permanenten Almosendienst verpflichten wollen, aber die neoliberalen Veränderungen überhaupt nicht mehr wahrnehmen, vom ständig steigenden Arbeitsdruck, von den sinkenden Reallöhnen, von den Tendenzen zum Abbau des Sozialstaates, damit noch mehr Spekulationsgelder in die Luft geblasen werden können, nicht wissen wollen, dann nehmen die Betroffenen dorthin Zuflucht, wo sie sich noch Hilfe erhoffen. Die Folge davon: selbsternannte edle, hilfreiche und gute Bestmenschen beschimpfen Rechtswähler samt ihrer Exwähler und in den nächsten Wahlrunden gewinnen die Rechten noch mehr Stimmen, weil die Pseudolinken immer noch nicht verstanden haben, worum es geht.

Wenn das so weitergeht, die Augen zu vor einem breiten Spektrum an Problemen, Missstimmungen, Ängsten, Sorgen und unerfüllten Bedürfnissen und weiter gegen die Mehrheit der Menschen zu murksen, dann haben wir in absehbarer Zeit ein von den neuen Rechtsparteien regiertes Europa der Nationalstaaten und die abgesägten vermeintlichen Linken werden meinen, das wäre wegen einer rechten Gräuelpropaganda passiert und nicht wegen ihrer eigenen Blindheit und Weltfremdheit.

Merksatz: man kann Meinungen nicht durchsetzen, wenn diese unverträglich mit den aus dem Dasein der Menschen erwachsenen Bedürfnissen sind.

Und überhaupt:
Früher hatte es die "Sozialistische Internationale" gegeben, die Arbeiterbewegung versuchte übernational zu agieren, für Völkerfrieden und Arbeiterrechte. Heute ist die "Internationale" eine völlig bedeutungslose Organisation, von der man schon seit Jahren nichts Wirksames oder auch nur Greifbares gehört hat, aber die Konzerne und die Finanzwirtschaft sind tatsächlich international und üben ihre Ausbeuterherrschaft weltweit immer effizienter aus. Wahrnehmbaren politischen Widerstand gibt es dagegen nicht mehr. Widerstand der Wähler gibt es gegen all die sich daraus ergebenden Missstände samt allen möglichen dazu passenden oder zugeordneten Nebengeräuschen nur noch in Form von rechtspopulistischen Proteststimmen.