Rechtlich ist die Lage eindeutig, seit 1912 gehört der Islam zu Österreich.
Wenn man nach der Akzeptanz unter der Bevölkerung geht, dann ist ein Unbehagen
gegenüber dem Islam und den Muslimen in Österreich unübersehbar.
Wer
den alleinigen Grund dafür bei der FPÖ sucht, liegt falsch. Die Gründe
für die Ablehnung sind vielfältig. Einer davon wurde vergangene Woche
bei der Wahl des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich
(IGGÖ) sehr deutlich vor Augen geführt. Die IGGÖ trat, irreführender
Weise, lange Zeit nach außen als die einzige Vertretung der in Österreich
lebenden Muslime auf. Obwohl es im Islam keine Instanz zwischen Gott und dem
Menschen gibt, brauchte unsere Politik einen Ansprechpartner, analog zu anderen
Kirchenvertretungen. 1979 war dies die Geburtsstunde der IGGÖ.
Bei
der Wahl 2010 haben von den 500.000 Muslimen in Österreich 12.740 von ihrem
Stimmrecht Gebrauch gemacht. Dem ehemaligen Präsidenten der IGGÖ,
Anas Shakfeh, der den Saudis sehr nahe stand, folgte der türkischstämmige
Fuat Sanac, welcher aus dem Umfeld der nationalistisch-islamistischen Milli-Görüs-Bewegung
kommt. Dieser wurde nun vom türkischstämmigen Ibrahim Olgun, bei einer
sehr umstrittenen Wahl, abgelöst.
Ibrahim Olgun ist ein ATIB-Mann.
Die ATIB untersteht der türkischen Religionsbehörde, einer Hochburg
der AKP und von Erdogan-Getreuen dominiert.
Alle Präsidenten vereint,
dass sie Vertreter eines politischen Islam sind und vom Ausland gesteuert werden.
Wenn wir uns die Frage stellen, welcher Islam zu Österreich gehört,
dann muss man mit einer Gegenfrage antworten, welche Form des Islam gemeint
sei. Jenes salafistisch-wahhabitische Islamverständnis, welches die Saudis
haben, gehört nicht zu Österreich. Jene Werte, die die nationalistisch-islamistische
Milli Görüs vertritt, genauso wenig wie das Islamverständnis
von AKP-Ablegern.
Der politische Islam hat nie zu Österreich
gehört und darf in Zukunft auch nie zu Österreich gehören! Alle
bisherigen Präsidenten der IGGÖ haben es nicht geschafft, einen Islam
in Österreich zu etablieren, welcher frei von Einflüssen aus dem Ausland
ist. Es ging um Macht, politischen Einfluss und ethnisch-nationale Befindlichkeiten,
der Islam als Religion kam immer zu kurz.
Gerade diese Loslösung
von Auslandseinflüssen wäre wichtig wie ein Tropfen Wasser in der
Wüste, um die Akzeptanz des Islam in Österreich zu steigern. Skurril
ist, wenn von Politik und Kirchenvertretern unter dem Deckmantel des "interreligiösen
Dialogs" genau mit den Ablegern des politischen Islam oft mit Steuergeldern
finanzierte Projekte durchgeführt werden. Was wir für ein gutes
Zusammenleben bei uns brauchen, ist Klarheit und keine falsche Toleranz, insbesondere
gegenüber Vertretern des politischen Islam!