Gipfelkreuze

Reinhold Messner: Kreuze haben am Gipfel nichts verloren

Nachdem im Sommer 2016 in Bayern ein Nichtliebhaber von Gipfelkreuzen drei solche Kreuze mittels einer Axt misshandelt hatte, waren in den Medien wieder einmal Kreuze, die außerhalb von Kirchen oder Friedhöfen stehen, in der Berichterstattung zu finden.

Am 31.8. befragte die "Süddeutsche" den berühmten Bergsteiger Reinhold Messner und der sprach sich zwar dagegen aus, Gipfelkreuze umzuhacken, aber seine Gipfelkreuzfreude hält sich deutlich in Grenzen, er sagte u.a.:

"... ich könnte persönlich auf weitere Gipfelkreuze verzichten. Das Kreuz ist das christliche Symbol schlechthin, dieses gehört meiner Meinung aber nicht auf einen Gipfel. Ich spreche nicht von Missbrauch, ich sage nur, man sollte die Berge nicht zu religiösen Zwecken möblieren. Die Berge, die doch der ganzen Menschheit gehören, sollten nicht mit einer bestimmten Weltanschauung verknüpft oder besetzt werden. Die Berge selbst haben etwas Erhabenes - da braucht es kein Zeichen für etwas Übernatürliches. (..)"

Und zur Geschichte der Gipfelkreuze meinte er: "Anfangs waren sie bei uns auch Symbole des Widerstands gegen die Aufklärung: Als die gläubigen Tiroler gegen die Fremdherrschaft der Bayern und Franzosen kämpften, stellten sie die Kreuze als Protest gegen die Franzosen auf, die ja ihren Machtkampf gegen die katholische Kirche führten. Danach verselbständigte sich die Sache, und es setzte eine regelrechte Verspargelung der Alpen mit Kreuzen ein. (..)"

Und dann schilderte er noch den Religionsbezug zu den Bergen: "Es ist auffällig, dass die großen monotheistischen Religionen einen starken Bezug zum Berg haben. Moses kommt vom Berg Sinai, nachdem er die zehn Gebote von Gott erhalten haben soll. Mohammed meditierte in einer Höhle am Berg Hira bei Mekka, wo er der Überlieferung zufolge seine erste Offenbarung bekam. Der Buddhismus hat seine Wurzeln in Nordindien, am Fuße des Himalajas. Die Gipfel galten auch davor schon lange als Sitz von Göttern und Dämonen. Das ist Teil unserer Kulturgeschichte, trotzdem aber sollte man die Berge meiner Meinung nach nicht mit religiösen, politischen und sonstigen weltanschaulichen Symbolen besetzen. Dahinter stecken meist Machtdemonstrationen. (..)"

Da hat er recht! Überall Kreuze aufzustellen, das war katholische Geopolitik, wo ein Kreuz steht, dort herrscht die katholische Kirche, sollte damit signalisiert werden.

Da seit dem Untergang des letzten klerikalfaschistischen Staates (Franco-Diktatur in Spanien 1975), die katholische Kirche die weltliche Macht nur noch im Vatikan hat, haben Kreuze im weltanschaulich neutral-säkularen Bereich nirgendwo was zu suchen! Nicht in Kindergärten, nicht in Schulen, nicht in Spitälern, nicht in Pflegeheimen, nicht bei Gerichten! Und Berggipfel lassen sich mit Gipfeltafeln markieren, dort kann man dann auch nachlesen, wie hoch der Berg ist, wer ihn als Erster bestiegen hat und wo man sich ins Gipfelbuch eintragen kann.

Und dass Religionen einen Bezug zu Bergen hatten, war ja auch klar: denn die Götter wohnten im Himmel über der Erdenscheibe und der Himmel war gleich über den Bergen, auf den Gipfeln war man den jeweiligen Göttern näher, von Weltkugel und Weltall hatten ja die Göttererfinder noch keine Ahnung. Heute haben die meisten Politiker keine Ahnung, ob es immer noch Leute gibt, die hingebungsvoll von himmlischen Göttern schwärmen, viele Politiker verteidigen daher das kreuzlich-kirchliche Machtsymbol und meinen bedingt durch die Mitgliederstatistik tatsächlich, dass es in Österreich über fünf Millionen glaubende und praktizierende Katholiken gäbe, dabei sind's wohl nicht einmal 500.000...