Es wird dazu aus einem Interview zitiert, das Hinder bereits am 22.8. gegeben
hat. Er erzählt von seiner Tätigkeit im arabischen Bereich, über
die Unterschiede in der Religionsfreiheit, in den Emiraten gebe es eine gewisse
Freiheit, man dürfe aber nicht offen missionieren.
Zur Lage in Europa
meinte er auf die Frage "Im Zusammenhang mit der Angst vor einem Erstarken
des Islam in Europa haben Sie einmal gesagt: 'Das Problem ist nicht die vermeintliche
Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Christentums in Europa.'
Wie meinen Sie das?":
"Die Lösung ist nicht, den Islam
zu bekämpfen, sondern die Europäer müssen sich die Frage nach
ihren Wurzeln stellen. Dazu gehört eine 2000-jährige christliche Geschichte.
Dieses Erbe ist nicht einfach in Granit gehauen, sondern es kann verdunsten.
Das meine ich mit der Schwäche des Christentums."
Und auf
die Nachfrage "Aber gehören denn säkulare Werte wie Solidarität
oder Gewaltfreiheit nicht auch zu diesen Wurzeln?":
"Doch, aber
können solche Werte bleiben, wenn die Religion, die sie hervorgebracht
hat, nicht weiter gepflegt wird? Man kann einen Acker eine Weile brachliegen
lassen. Aber es kommt eine Zeit, wo ein Urwald entsteht, wenn man ihn nicht
pflegt. Pflege kann heißen, dass man zum Beispiel Kenntnisse über
Bibel und Christentum weitergibt."
Dann wird er zu einer These aus
seinem Buch "Als Bischof in Arabien" gefragt: "Wäre Ihnen
deshalb ein islamisches Europa lieber als ein religionsloses, wie Sie in Ihrem
Buch sagen?"
Und er erklärt danach die positiven Seiten des Islam:
" (..) Mir ist eine Gesellschaft lieber, in der Religion, egal welche,
mit einer positiven Konnotation gelebt wird, als eine religionslose. (..) Der
Islam hat einen ganzen Gürtel von Marokko bis China kulturell geprägt.
Dadurch schuf er eine Grundsolidarität innerhalb des Islam. Ein Muslim
war für den anderen primär ein Bruder oder eine Schwester. Leider
wird das nun durch die Radikalismen, die jetzt aufgebrochen sind, gestört.
Das Gewaltpotenzial im Islam soll man allerdings nicht verneinen. Der Islam
hat da noch etwas aufzuarbeiten, wie auch das Christentum etwas aufzuarbeiten
hatte."
Und auf die Frage "Islamophobie ist in der Schweiz
ein zunehmendes Phänomen. Was entgegnen Sie Schweizerinnen und Schweizern,
die ihre Angst vor dem Islam ausdrücken?", antwortet der arabische
Bischof: "Ich verstehe, dass es Ängste geben kann, gegenüber
dem Fremden, gegenüber einer ungewohnten Form von Religion. Die Verunsicherung
halte ich für umso größer, je unsicherer man in seiner eigenen
religiösen Position ist. Wichtig scheint mir, dass man nicht alle Muslime
stigmatisiert für Gewalttaten, die trotz allem von einer zahlenmäßig
begrenzten Täterschaft verübt werden. Konkret überwinden lässt
sich die Angst schließlich am besten, indem man Menschen kennen lernt!"
Es ist offenbar inzwischen fixe katholische Lehre, dass das aufgeklärte säkulare Europa eine Schöpfung der katholischen Kirche ist. Nachdem man den Kampf gegen die neuen Zeiten verloren hatte und dies sogar einsah, war man plötzlich der Gewinner, der Schöpfer als dessen, dass man jahrhundertelang so intensiv bekämpft hatte. Menschenrechte & Co sind darum seit einiger Zeit vom Jesus geschaffen worden.
Da staunt man sehr! Man hatte das Christentum als römische Staatsreligion
mit Gewalt durchgesetzt, die Ausbreitung erfolgte weit überwiegend mit
Gewalt, die Machterhaltung beruhte auf Gewalt und in die Weltlage der Gegenwart
hatte wichtige Hintergründe in der Tätigkeit christlicher US-Präsidenten.
Dem
Bischof Hinder ist Religionsfreiheit in Form von Religionslosigkeit so
ein Gräuel, dass ihm der Islam lieber ist, er tritt also entschieden gegen
die europäische Aufklärung und gegen die Säkularisierung auf
und verlangt zumindest die geistige gesellschaftliche Vorherrschaft der Religion.
Was nicht verwundert. Er ist schließlich dort tätig, wo das
der Normalzustand ist. In Arabien herrschen die Götter! Seine Ausreden
auf religiöse Solidarität ist Schwachsinn. Sogar im Reich des Adolf
Hitler gab es Solidarität, das "Winterhilfswerk" sammelte Almosen
für Notleidende. Im Säkularismus braucht es diese Barmherzigkeiten
nicht, weil für Hilfe gibt es Rechte und keine Almosen! Die oben angeführte
Grundsolidarität im Islam, ein Muslim sei "für den anderen primär
ein Bruder oder eine Schwester", gibt es in kleinerer oder größerer
Ausprägung in jeder organisierten Gemeinschaft, beim Hitler war z.B. jeder
ein Deutscher und ein Volksgenosse.
Und von Religionslosigkeit wird
niemand verunsichert. Der Religionssoziologe Gerd Pickel sagte am Katholikentag
in Leipzig zu den religionsfreien Zuständen in der Ex-DDR: "Die meisten
Menschen sind mit ihrem Leben ohne Gott völlig zufrieden."
So
ist es. Und in Europa entwickelt sich die religionsfreie Zufriedenheit unaufhaltsam
weiter! In Sachen Islam müssen wir allerdings wachsam sein, dort ist man
- höflich ausgedrückt - noch in vormodernistischen Zeiten...