Brandstetter: "Sie kommen. Ob wir sie gern aufnehmen oder
am liebsten verscheuchen möchten. Und sie werden auch kommen, wenn wir
Zäune errichten und ihre Routen blockieren." Dieser Satz ist mir bei
einer Tagung über Flüchtlingsfragen in Klagenfurt hängen geblieben.
Und noch eine Erinnerung: Integration gelingt um vieles besser, wenn sie in
einer Atmosphäre des Wohlwollens versucht wird. Sie gelingt hingegen schlechter,
wenn die Zuwanderer von den "Eingeborenen" argwöhnisch betrachtet
werden. Viele sind schon da, die meisten seit einem Jahr. Nur wenige von ihnen
wissen, ob sie bleiben dürfen. Das Ergebnis ihrer Interviews steht noch
aus. Es ist ein langer Prozess, bis feststeht, ob sie angenommen werden, ob
sie mit einer Arbeit beginnen dürfen, die auch Geld bringt.
Realistischer
Kommentar: Ach, wo lebt der Herr Brandstetter?
Hat er nicht wahrgenommen, dass in Ungarn der Asylantenzustrom durch den Zaun
fast erloschen war? Und dass Schweden nach seiner Grenzschließung im Dezember
2015 einen Rückgang um 80 % hatte? Und dass die Blockierung der Balkanroute
in Österreich gegenüber den Sommermonaten von 2015 einen Rückgang
um fast Zweidrittel brachte? Wenn der Weg nicht frei ist, dann kommen sie auch
nicht. So einfach ist die Realität.
Brandstetter: Nichts
anderes wollen diese Menschen aber, die besser als Gäste denn als Flüchtlinge
bezeichnet werden sollten. Zu einem Gast ist man höflich. Flüchtling
klingt negativ, genauso wie Asylant. Also Gäste aus Syrien, aus Marokko
oder sonst woher. Keiner von ihnen hat seine Heimat aus Jux und Tollerei verlassen.
Die Bilder aus Aleppo liefern uns den Beweis, warum Menschen dieser ehemals
so anziehenden Stadt den Rücken zugewandt haben.
Realistischer
Kommentar: Im Fremdenverkehrsland Österreich ist es eigentlich
üblich, dass Gäste Geld ins Land bringen und nicht für ihre Anwesenheit
Geld vom Land bekommen. Und Arbeitsplätze für eine große Masse
Ungelernter ohne Sprachkenntnisse gibt es einfach nicht und solche können
auch nicht herbeigezaubert werden. Außerdem werden Gäste eingeladen.
Eingeladen hat nur die Frau Merkel, von der deutschen oder österreichischen
Bevölkerung hat das nur die sehr kleine Minderheit der Willkommenskulturellen
gemacht. Das der gesamten Bevölkerung aufzuzwingen, wird absolut nicht
funktionieren, 2015 haben rund 85% der "Eingeborenen" Position gegen
diesen Massenzustrom von Asylgästen eingenommen und die übrigen 15
% können den 85 % nichts diktieren.
Brandstetter: Es gibt
noch andere Gründe als den Krieg, sein Glück in Europa zu versuchen.
"Schuld" ist die Globalisierung, die auch das Internet in den hintersten
Winkel der Erde gebracht hat. Erstmals seit Beginn der Menschheit wissen auch
weniger gebildete Menschen dank Handy, wie es anderswo zugeht und dass es sich
in Europa oder Amerika besser leben lässt als in Gegenden, wo Krieg, Dürre
und Armut herrschen. Wirtschaftsflüchtlinge werden gemeinhin als Flüchtlinge
zweiter Klasse abgekanzelt. So, als ob nur die Flucht vor Krieg ein Argument
und eine Berechtigung wären, seinen Fuß nach Europa zu setzen. Die
Menschen in politisch oder klimatisch benachteiligten Ländern lassen sich
von solchen Unterscheidungen nicht länger beeindrucken. Sie haben erkannt,
dass ihre Zukunft nicht mehr dort ist, wo ihre Familien über Generationen
gelebt haben. Jetzt kommen sie oder sind schon da.
Realistischer
Kommentar: Und alles was im Internet zu finden ist, ist pure Wahrheit?
Wenn Schlepper z.B. ihren Kunden erzählen,
in Europa würden Zuwanderer sehnsüchtig erwartet und jeder erhielte
sofort eine Wohnung und 3.000 Euro im Monat, dann ist das wahr, auch wenn es
nicht wahr ist? Und darum sind die aufgenommenen Kriegsflüchtlinge noch
viel zuwenig, auch die anfragenden Wirtschaftsflüchtlinge sind alle aufzunehmen!
Der Herr Brandstetter ist offenbar ein kämpferischer Anti-FPÖler,
der in Österreich für eine FPÖ-Alleinregierung mit Zweidrittelmehrheit
kämpft. Zumindest ist der Herr Vorsitzende der Katholischen Aktion von
einer unfassbaren Weltfremdheit. In die USA, nach Kanada, nach Australien, nach
Neuseeland kann man nur einwandern, wenn man dort gebraucht wird. Bloß
weil Einwanderungswillige dort ein besseres Leben erhoffen, öffnet man
keine Zugänge. Aber für Europa hätte der österreichische
Weltmeister in Naivität gerne absolut offene Grenzen, weil dann könnte
er auch noch Gutmenschen-Weltmeister werden.
Brandstetter: Und
sie lassen sich auch nicht irgendwohin verfrachten. Weil sie wissen, dass die
Situation in der Slowakei, in Ungarn oder in Polen eben weniger gut ist als
in Deutschland oder in Österreich. Diese Differenzierung spricht für
und nicht gegen die Intelligenz der neuen Gäste. Egal, wie wir uns ihnen
gegenüberstellen: Sie lassen sich nicht aufhalten. Nur machen wir ihnen
die Integration und uns das Zusammenleben leichter, wenn wir uns ihnen gegenüber
offen und hilfsbereit verhalten.
Realistischer Kommentar: Aha, eine Aufteilung
der Flüchtlinge, 'tschuldigung, der Gäste, auf alle europäische
Staaten ist ebenfalls unzulässig. Weil jeder muss sich das beste Land selber
aussuchen können! Wenn solche Leute wie der Herr Brandstetter wirklich
was zu reden hätten, dann hätte Österreich recht bald zweimal,
dreimal so viele Einwohner und alle wären glücklich. Blöderweise
wären dann wohl die Slowakei, Ungarn oder Polen die Staaten mit den weitaus
besseren Situationen und die eingeborenen Österreicher müssten dann
das Recht haben, dorthin auszuwandern. Aber warum kommt der Herr Brandstetter
nicht auf die Idee, jetzt wenigstens alle Slowaken, Ungarn und Polen zur Einwanderung
nach Österreich aufzufordern, hier ist es doch viel besser als bei ihnen
daheim?
Brandstetter: Dass unser Außenminister Merkels
Kurs schilt, zugleich aber die Haltung des ungarischen Viktor Orban lobt, richtet
sich in diesem Lichte selbst. Es wird auch die Gäste wenig beeindrucken.
Wirksamer wird es sein, wenn wir uns als Land der Menschen erweisen.
Realistischer
Kommentar: Sogar die Tante Merkel hat
erkannt, dass sie letzten Sommer ihren blöden Spruch lieber bleiben lassen
hätte sollen. Inzwischen hat sie auch gar nichts mehr gegen Grenzkontrollen
und die gesperrte Balkanroute. Weil das hält die Brandstetter-Gäste
doch deutlich ab. Und ein Land der Menschen würde Österreich unter
den Brandstetter-Regeln nicht sein, sondern ein Land schwerster Konflikte. Wenn
man sich den Brandstetter-Artikel nochmals durchliest, könnte man allerdings
auf die Idee kommen, dass Österreich in einem kleinen Ausmaß ein
Land mit gutmenschlichen, aber völlig weltfremden Narren ist. Denn manche
Menschen haben zwar Ideen, was man alles tun könnte, um die Welt zu retten,
um alle Mühseligen und Beladenen ins Paradies zu führen, aber Gedanken
darüber, was solche Ideen real an massivsten Nebenwirkungen haben täten,
entwickeln solche moralisch auf der siebten Wolke schwebende Euphoriker nicht
einmal im geringsten Ansatz...