Christliches Gutmenschenwunschkonzert

"Sie lassen sich nicht aufhalten" - Bert Brandstetter, Präsident der Katholischen Aktion OÖ, am 25.10.2016 in den OÖNachrichten - plus beigefügte unkatholische, aber realitätsbezogene Kommentare:

Brandstetter: "Sie kommen. Ob wir sie gern aufnehmen oder am liebsten verscheuchen möchten. Und sie werden auch kommen, wenn wir Zäune errichten und ihre Routen blockieren." Dieser Satz ist mir bei einer Tagung über Flüchtlingsfragen in Klagenfurt hängen geblieben. Und noch eine Erinnerung: Integration gelingt um vieles besser, wenn sie in einer Atmosphäre des Wohlwollens versucht wird. Sie gelingt hingegen schlechter, wenn die Zuwanderer von den "Eingeborenen" argwöhnisch betrachtet werden. Viele sind schon da, die meisten seit einem Jahr. Nur wenige von ihnen wissen, ob sie bleiben dürfen. Das Ergebnis ihrer Interviews steht noch aus. Es ist ein langer Prozess, bis feststeht, ob sie angenommen werden, ob sie mit einer Arbeit beginnen dürfen, die auch Geld bringt.

Realistischer Kommentar: Ach, wo lebt der Herr Brandstetter? Hat er nicht wahrgenommen, dass in Ungarn der Asylantenzustrom durch den Zaun fast erloschen war? Und dass Schweden nach seiner Grenzschließung im Dezember 2015 einen Rückgang um 80 % hatte? Und dass die Blockierung der Balkanroute in Österreich gegenüber den Sommermonaten von 2015 einen Rückgang um fast Zweidrittel brachte? Wenn der Weg nicht frei ist, dann kommen sie auch nicht. So einfach ist die Realität.

Brandstetter: Nichts anderes wollen diese Menschen aber, die besser als Gäste denn als Flüchtlinge bezeichnet werden sollten. Zu einem Gast ist man höflich. Flüchtling klingt negativ, genauso wie Asylant. Also Gäste aus Syrien, aus Marokko oder sonst woher. Keiner von ihnen hat seine Heimat aus Jux und Tollerei verlassen. Die Bilder aus Aleppo liefern uns den Beweis, warum Menschen dieser ehemals so anziehenden Stadt den Rücken zugewandt haben.

Realistischer Kommentar: Im Fremdenverkehrsland Österreich ist es eigentlich üblich, dass Gäste Geld ins Land bringen und nicht für ihre Anwesenheit Geld vom Land bekommen. Und Arbeitsplätze für eine große Masse Ungelernter ohne Sprachkenntnisse gibt es einfach nicht und solche können auch nicht herbeigezaubert werden. Außerdem werden Gäste eingeladen. Eingeladen hat nur die Frau Merkel, von der deutschen oder österreichischen Bevölkerung hat das nur die sehr kleine Minderheit der Willkommenskulturellen gemacht. Das der gesamten Bevölkerung aufzuzwingen, wird absolut nicht funktionieren, 2015 haben rund 85% der "Eingeborenen" Position gegen diesen Massenzustrom von Asylgästen eingenommen und die übrigen 15 % können den 85 % nichts diktieren.

Brandstetter: Es gibt noch andere Gründe als den Krieg, sein Glück in Europa zu versuchen. "Schuld" ist die Globalisierung, die auch das Internet in den hintersten Winkel der Erde gebracht hat. Erstmals seit Beginn der Menschheit wissen auch weniger gebildete Menschen dank Handy, wie es anderswo zugeht und dass es sich in Europa oder Amerika besser leben lässt als in Gegenden, wo Krieg, Dürre und Armut herrschen. Wirtschaftsflüchtlinge werden gemeinhin als Flüchtlinge zweiter Klasse abgekanzelt. So, als ob nur die Flucht vor Krieg ein Argument und eine Berechtigung wären, seinen Fuß nach Europa zu setzen. Die Menschen in politisch oder klimatisch benachteiligten Ländern lassen sich von solchen Unterscheidungen nicht länger beeindrucken. Sie haben erkannt, dass ihre Zukunft nicht mehr dort ist, wo ihre Familien über Generationen gelebt haben. Jetzt kommen sie oder sind schon da.

Realistischer Kommentar: Und alles was im Internet zu finden ist, ist pure Wahrheit? Wenn Schlepper z.B. ihren Kunden erzählen, in Europa würden Zuwanderer sehnsüchtig erwartet und jeder erhielte sofort eine Wohnung und 3.000 Euro im Monat, dann ist das wahr, auch wenn es nicht wahr ist? Und darum sind die aufgenommenen Kriegsflüchtlinge noch viel zuwenig, auch die anfragenden Wirtschaftsflüchtlinge sind alle aufzunehmen! Der Herr Brandstetter ist offenbar ein kämpferischer Anti-FPÖler, der in Österreich für eine FPÖ-Alleinregierung mit Zweidrittelmehrheit kämpft. Zumindest ist der Herr Vorsitzende der Katholischen Aktion von einer unfassbaren Weltfremdheit. In die USA, nach Kanada, nach Australien, nach Neuseeland kann man nur einwandern, wenn man dort gebraucht wird. Bloß weil Einwanderungswillige dort ein besseres Leben erhoffen, öffnet man keine Zugänge. Aber für Europa hätte der österreichische Weltmeister in Naivität gerne absolut offene Grenzen, weil dann könnte er auch noch Gutmenschen-Weltmeister werden.

Brandstetter: Und sie lassen sich auch nicht irgendwohin verfrachten. Weil sie wissen, dass die Situation in der Slowakei, in Ungarn oder in Polen eben weniger gut ist als in Deutschland oder in Österreich. Diese Differenzierung spricht für und nicht gegen die Intelligenz der neuen Gäste. Egal, wie wir uns ihnen gegenüberstellen: Sie lassen sich nicht aufhalten. Nur machen wir ihnen die Integration und uns das Zusammenleben leichter, wenn wir uns ihnen gegenüber offen und hilfsbereit verhalten.

Realistischer Kommentar: Aha, eine Aufteilung der Flüchtlinge, 'tschuldigung, der Gäste, auf alle europäische Staaten ist ebenfalls unzulässig. Weil jeder muss sich das beste Land selber aussuchen können! Wenn solche Leute wie der Herr Brandstetter wirklich was zu reden hätten, dann hätte Österreich recht bald zweimal, dreimal so viele Einwohner und alle wären glücklich. Blöderweise wären dann wohl die Slowakei, Ungarn oder Polen die Staaten mit den weitaus besseren Situationen und die eingeborenen Österreicher müssten dann das Recht haben, dorthin auszuwandern. Aber warum kommt der Herr Brandstetter nicht auf die Idee, jetzt wenigstens alle Slowaken, Ungarn und Polen zur Einwanderung nach Österreich aufzufordern, hier ist es doch viel besser als bei ihnen daheim?

Brandstetter: Dass unser Außenminister Merkels Kurs schilt, zugleich aber die Haltung des ungarischen Viktor Orban lobt, richtet sich in diesem Lichte selbst. Es wird auch die Gäste wenig beeindrucken. Wirksamer wird es sein, wenn wir uns als Land der Menschen erweisen.

Realistischer Kommentar: Sogar die Tante Merkel hat erkannt, dass sie letzten Sommer ihren blöden Spruch lieber bleiben lassen hätte sollen. Inzwischen hat sie auch gar nichts mehr gegen Grenzkontrollen und die gesperrte Balkanroute. Weil das hält die Brandstetter-Gäste doch deutlich ab. Und ein Land der Menschen würde Österreich unter den Brandstetter-Regeln nicht sein, sondern ein Land schwerster Konflikte. Wenn man sich den Brandstetter-Artikel nochmals durchliest, könnte man allerdings auf die Idee kommen, dass Österreich in einem kleinen Ausmaß ein Land mit gutmenschlichen, aber völlig weltfremden Narren ist. Denn manche Menschen haben zwar Ideen, was man alles tun könnte, um die Welt zu retten, um alle Mühseligen und Beladenen ins Paradies zu führen, aber Gedanken darüber, was solche Ideen real an massivsten Nebenwirkungen haben täten, entwickeln solche moralisch auf der siebten Wolke schwebende Euphoriker nicht einmal im geringsten Ansatz...