In Österreich entwickelt sich das Bildungsproblem programmgemäß
weiter. Weil im Bildungsministerium sitzen häufig die nicht ganz so klugen
Köpfe. Man erinnere sich an Frau Gehrer, deren Fähigkeiten unter ganz
engen Grenzen litten, wie man sich hier auch anhören kann:
Die
vorletzte Ministerin Frauin Heinischin-Hosekowa
hat sicherlich erreicht, dass nun in Österreich alle SchülerInnen
wissen, dass man Binnen-I mit Doppel-N schreibt, sonst sind keine Bildungserrungenschaften
aus ihrer Zeit bekannt. Die neue Ministerin Hammerschmid ist noch zu kurz im
Amt, sie kann derweilen noch nix dafür.
Bert Brecht hat seinerzeit
zum Thema "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen
wir" einen Text verfasst, die zentrale Stelle daraus lautet: "Der
Schüler lernt alles, was nötig ist, um im Leben vorwärts zu kommen.
Es ist dasselbe, was nötig ist, um in der Schule vorwärts zu kommen.
Es handelt sich um Unterschleif, Vortäuschung von Kenntnissen, Fähigkeit,
sich ungestraft zu rächen, schnelle Aneignung von Gemeinplätzen, Schmeichelei,
Unterwürfigkeit, Bereitschaft, seinesgleichen an die Höherstehenden
zu verraten usw. usw."
Aber nicht einmal solche Tricks lernt
der Schüler heute noch, wenn er nicht lernen will, weil er faul ist
oder von Geburt auf sehr bildungsfern. Weil das Sitzenbleiben und die Schulnoten
werden eh abgeschafft
und von der Schülerschaft insgesamt etwas zu verlangen, gehört sich
nicht, es geht überall immer mehr zu wie in Montessori-Schulen. Die Schüler
lernen, was sie aus ihrer eigenen Motivation lernen wollen und wenn sie nicht
lernen wollen, dann lernen sie eben nichts. Dass "verhaltensorigenelle"
Schüler oft beträchtliche Teile der Unterrichtszeit in Anspruch nehmen,
weil es ja keinerlei Möglichkeiten mehr gibt, solche Verhaltensweisen wirksam
zu unterbinden, verschlechtert das Unterrichtssystem zusätzlich.
Meinereiner weiß, wovon
er redet, weil ich hatte den obigen Brechttext zwar in der Schulzeit noch nicht
gekannt, aber das Schwindeln, das Vortäuschen von Kenntnissen etc. haben
wir quasi naturwüchsig gelernt. Interessiert hat mich meistens irgendwas,
das in der Schule nicht vorkam. Aber gezwungenermaßen musste ich in
einzelnen Fächern bei Strafe des sonstigen Untergangs doch was lernen.
Und aus diesen Bereichen weiß ich oft auch über fünfzig Jahre
später noch so viel, dass ich beim Millionen-Quiz den richtigen Antwortbuchstaben
nennen könnte. Nur das Lesen hab ich vorsätzlich und mit Begeisterung
gelernt. Dankbar bin ich meinem Mathematiklehrer, der uns mit Brachialgewalt
logisches Denken eingebläut hat, gemerkt hab ich das allerdings erst, als
ich anfangs der Neunzigerjahre meinen ersten PC gekauft habe...
Hier die ersten 35 Plätze von über 70 Teilnehmern in den drei Testsparten:
Beim
Lesen gab es 2012 mit 490 noch fünf Punkte mehr, in Mathematik wurden vier
Punkte verloren, in Naturwissenschaft acht. Fast ein Drittel der Schüler war zumindest in einem der drei Bereiche als Risikoschüler einzustufen, die Spitzenschüler lagen mit 15 % auch unter dem Durchschnitt.
Besonders Schüler
mit Migrationshintergrund sind oft bildungsfern, speziell im Lesen: hier ist
der Rückstand auf das ohnehin schon schlechte Gesamtergebnis mit 64 Punkten
ausnehmend hoch. Lesen ist aber dummerweise die wesentliche Voraussetzung für
den Bildungserwerb.
Interessant dazu, dass die Willkommensrepublik Deutschland
überall besser platziert ist als Österreich, beim Lesen um 22 Plätze.
Müssen in der BRD womöglich Schüler mit Migrationshintergrund
auch das Lesen lernen und nicht nur das Binnen-I?
Wie in Österreich
Migrantenkindern die deutsche Sprache nicht beigebracht wird, steht sogar im
Gesetz, die deutsche Sprache nicht zu beherrschen, ist kein Grund nicht schulreif
zu sein, nach dem Schulunterrichtsgesetz können solche Schüler bis
zu zwei Jahren unbenotet als "außerordentliche Schüler"
in den Klassen sitzen, ohne dem Unterricht folgen zu können. Dass Kinder
ohne ausreichende Deutschkenntnisse zuerst in eigenen Klassen zusammengefasst
werden, um die Landessprache zu lernen, gibt es nicht. Siehe dazu auch die Info
"Das Schreiben und das Lesen..."! Man müsste eben dort anfangen,
wo das Problem beginnt, aber dadurch würden wohl nach Gutmenschenmeinung
Sprachunkundige diskriminiert und darum funktioniert, auch durch diesen Aspekt
gefördert, letztlich das Schulsystem schlecht...
Am 9.12. erschien in den OÖNachrichten unter dem Titel "Pisa und das Murmeltier" ein Artikel des AHS-Direktors in Ruhe, Dr. Christian Schacherreiter. Er vergleicht die Reaktion der österreichischen Poltik auf PISA-Tests mit der Zeitschleife in der Filmkomödie "Täglich grüßt das Murmeltier", nach jedem PIA-Test werde geredet und geschehen tue nichts.
Man muss nicht immer "das System" revolutionieren. Lesen lernt
man nicht durch Revolutionen, sondern einzig und allein durch Lesen, möglichst
oft, möglichst genau. Das finden nicht alle Kinder lustig, aber nach
dem pädagogischen Spaßfaktor fragt man bei PISA-Siegern wie Japan,
Singapur und Südkorea nicht, und disziplinierter Frontalunterricht ist
dort das Übliche. Diese lästige Wahrheit verdrängen wir gerne.
Wer
nicht oder nur schlecht Deutsch spricht, braucht zuerst einen systematischen
Deutschunterricht, und zwar zum größeren Teil außerhalb
des Normalunterrichts. Dass man von den Mitschülern am besten Deutsch lernt,
ist schlicht und einfach falsch. Und wenn unsere Schüler bessere Leistungen
in den Naturwissenschaften erbringen sollen, kann man ja deren Stellenwert als
Leistungsfach in der Primarstufe und Sekundarstufe l aufwerten. So einfach könnte
Bildungsreform manchmal sein.
Soweit Dr. Schacherreiter.
An
diesem Text sieht man wieder einmal, dass wirklichkeitsferne Thesen von selbsternannten
Gutmenschen weitaus mehr Schaden als Nutzen stiften. Es hilft den Kindern
nicht, wenn man sich nur noch nach der kindlichen Lernfreude und dem schulischen
Spaßfaktor richtet, nein, gerade das bringt die schlechten Ergebnisse
hervor. Im Erwachsenenleben fragt ja auch niemand nach dem Spaßfaktor
und nach der Lieblingsbeschäftigung, dort geht's darum, was Sache ist,
auch darauf muss die Schule vorbereiten. Noch kürzer als Dr. Schacherreiter
kann man die notwendigen österreichischen Schulreformen nicht zusammenfassen,
sie durchzuführen, müsste wohl in kurzer Zeit und ohne exorbitante
Kosten möglich sein!