PISA sackt weiter nach unten

Ergänzt am 9.12.2016, siehe ganz unten!

In Österreich entwickelt sich das Bildungsproblem programmgemäß weiter. Weil im Bildungsministerium sitzen häufig die nicht ganz so klugen Köpfe. Man erinnere sich an Frau Gehrer, deren Fähigkeiten unter ganz engen Grenzen litten, wie man sich hier auch anhören kann:


Die vorletzte Ministerin Frauin Heinischin-Hosekowa hat sicherlich erreicht, dass nun in Österreich alle SchülerInnen wissen, dass man Binnen-I mit Doppel-N schreibt, sonst sind keine Bildungserrungenschaften aus ihrer Zeit bekannt. Die neue Ministerin Hammerschmid ist noch zu kurz im Amt, sie kann derweilen noch nix dafür.

Bert Brecht hat seinerzeit zum Thema "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir" einen Text verfasst, die zentrale Stelle daraus lautet: "Der Schüler lernt alles, was nötig ist, um im Leben vorwärts zu kommen. Es ist dasselbe, was nötig ist, um in der Schule vorwärts zu kommen. Es handelt sich um Unterschleif, Vortäuschung von Kenntnissen, Fähigkeit, sich ungestraft zu rächen, schnelle Aneignung von Gemeinplätzen, Schmeichelei, Unterwürfigkeit, Bereitschaft, seinesgleichen an die Höherstehenden zu verraten usw. usw."

Aber nicht einmal solche Tricks lernt der Schüler heute noch, wenn er nicht lernen will, weil er faul ist oder von Geburt auf sehr bildungsfern. Weil das Sitzenbleiben und die Schulnoten werden eh abgeschafft und von der Schülerschaft insgesamt etwas zu verlangen, gehört sich nicht, es geht überall immer mehr zu wie in Montessori-Schulen. Die Schüler lernen, was sie aus ihrer eigenen Motivation lernen wollen und wenn sie nicht lernen wollen, dann lernen sie eben nichts. Dass "verhaltensorigenelle" Schüler oft beträchtliche Teile der Unterrichtszeit in Anspruch nehmen, weil es ja keinerlei Möglichkeiten mehr gibt, solche Verhaltensweisen wirksam zu unterbinden, verschlechtert das Unterrichtssystem zusätzlich.

Meinereiner weiß, wovon er redet, weil ich hatte den obigen Brechttext zwar in der Schulzeit noch nicht gekannt, aber das Schwindeln, das Vortäuschen von Kenntnissen etc. haben wir quasi naturwüchsig gelernt. Interessiert hat mich meistens irgendwas, das in der Schule nicht vorkam. Aber gezwungenermaßen musste ich in einzelnen Fächern bei Strafe des sonstigen Untergangs doch was lernen. Und aus diesen Bereichen weiß ich oft auch über fünfzig Jahre später noch so viel, dass ich beim Millionen-Quiz den richtigen Antwortbuchstaben nennen könnte. Nur das Lesen hab ich vorsätzlich und mit Begeisterung gelernt. Dankbar bin ich meinem Mathematiklehrer, der uns mit Brachialgewalt logisches Denken eingebläut hat, gemerkt hab ich das allerdings erst, als ich anfangs der Neunzigerjahre meinen ersten PC gekauft habe...

Beim jüngsten PISA-Test von 2015, dessen Ergebnisse am 6. und 7. 12. 2016 durch die Medien zogen, waren die österreichischen Schüler im Lesen wieder weit hinten. Weil es lernt eben nicht jeder mit Begeisterung lesen und wenn die Schule dann keinerlei Druck oder auch nur etwas Nachdruck ausübt, nu, dann können viele Schüler mit 15 eben nicht einmal einfachste Texte sinngemäß erfassen. Sie haben es ja nie gelernt, weil sie es nie lernen mussten, 23 Prozent der Schüler mussten nicht lesen lernen.

Hier die ersten 35 Plätze von über 70 Teilnehmern in den drei Testsparten:


Beim Lesen gab es 2012 mit 490 noch fünf Punkte mehr, in Mathematik wurden vier Punkte verloren, in Naturwissenschaft acht. Fast ein Drittel der Schüler war zumindest in einem der drei Bereiche als Risikoschüler einzustufen, die Spitzenschüler lagen mit 15 % auch unter dem Durchschnitt.

Besonders Schüler mit Migrationshintergrund sind oft bildungsfern, speziell im Lesen:
hier ist der Rückstand auf das ohnehin schon schlechte Gesamtergebnis mit 64 Punkten ausnehmend hoch. Lesen ist aber dummerweise die wesentliche Voraussetzung für den Bildungserwerb.

Interessant dazu, dass die Willkommensrepublik Deutschland überall besser platziert ist als Österreich, beim Lesen um 22 Plätze. Müssen in der BRD womöglich Schüler mit Migrationshintergrund auch das Lesen lernen und  nicht nur das Binnen-I?

Wie in Österreich Migrantenkindern die deutsche Sprache nicht beigebracht wird, steht sogar im Gesetz, die deutsche Sprache nicht zu beherrschen, ist kein Grund nicht schulreif zu sein, nach dem Schulunterrichtsgesetz können solche Schüler bis zu zwei Jahren unbenotet als "außerordentliche Schüler" in den Klassen sitzen, ohne dem Unterricht folgen zu können. Dass Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse zuerst in eigenen Klassen zusammengefasst werden, um die Landessprache zu lernen, gibt es nicht. Siehe dazu auch die Info "Das Schreiben und das Lesen..."! Man müsste eben dort anfangen, wo das Problem beginnt, aber dadurch würden wohl nach Gutmenschenmeinung Sprachunkundige diskriminiert und darum funktioniert, auch durch diesen Aspekt gefördert, letztlich das Schulsystem schlecht...

Nachtrag vom 9.12.2016:

Am 9.12. erschien in den OÖNachrichten unter dem Titel "Pisa und das Murmeltier" ein Artikel des AHS-Direktors in Ruhe, Dr. Christian Schacherreiter. Er vergleicht die Reaktion der österreichischen Poltik auf PISA-Tests mit der Zeitschleife in der Filmkomödie "Täglich grüßt das Murmeltier", nach jedem PIA-Test werde geredet und geschehen tue nichts.

Dabei wäre das Ganze ja gar nicht so kompliziert,
Schacherreiter fasst das in zwei Absätzen zusammen:

Man muss nicht immer "das System" revolutionieren. Lesen lernt man nicht durch Revolutionen, sondern einzig und allein durch Lesen, möglichst oft, möglichst genau. Das finden nicht alle Kinder lustig, aber nach dem pädagogischen Spaßfaktor fragt man bei PISA-Siegern wie Japan, Singapur und Südkorea nicht, und disziplinierter Frontalunterricht ist dort das Übliche. Diese lästige Wahrheit verdrängen wir gerne.
Wer nicht oder nur schlecht Deutsch spricht, braucht zuerst einen systematischen Deutschunterricht, und zwar zum größeren Teil außerhalb des Normalunterrichts. Dass man von den Mitschülern am besten Deutsch lernt, ist schlicht und einfach falsch. Und wenn unsere Schüler bessere Leistungen in den Naturwissenschaften erbringen sollen, kann man ja deren Stellenwert als Leistungsfach in der Primarstufe und Sekundarstufe l aufwerten. So einfach könnte Bildungsreform manchmal sein.

Soweit Dr. Schacherreiter.
An diesem Text sieht man wieder einmal, dass wirklichkeitsferne Thesen von selbsternannten Gutmenschen weitaus mehr Schaden als Nutzen stiften. Es hilft den Kindern nicht, wenn man sich nur noch nach der kindlichen Lernfreude und dem schulischen Spaßfaktor richtet, nein, gerade das bringt die schlechten Ergebnisse hervor. Im Erwachsenenleben fragt ja auch niemand nach dem Spaßfaktor und nach der Lieblingsbeschäftigung, dort geht's darum, was Sache ist, auch darauf muss die Schule vorbereiten. Noch kürzer als Dr. Schacherreiter kann man die notwendigen österreichischen Schulreformen nicht zusammenfassen, sie durchzuführen, müsste wohl in kurzer Zeit und ohne exorbitante Kosten möglich sein!