Auf die Frage "Herr Meyer, was hat die Welt in Syrien falsch gemacht?"
lautet die Antwort: "Die Welt hat in Syrien sehr vieles falsch gemacht,
aber wir müssen auch sagen, wer was falsch gemacht hat: Und hier liegt
die Hauptverantwortung bei den USA. Nach Aussagen des ehemaligen Oberkommandeurs
der NATO, General Wesley Clark, begann die US-Regierung bereits unmittelbar
nach den Terrorschlägen am 11. September 2001 mit den Planungen des
Regimewechsels in sieben Ländern, die von den USA als Gegner angesehen
wurden, darunter Irak, Libyen und auch Syrien. Um dort dieses Ziel zu erreichen,
haben die USA seit 2005 die Rahmenbedingungen geschaffen. Dazu gehörte
neben zahllosen medialen Propagandaaktionen gegen das Assad-Regime die Finanzierung
und Ausbildung einer Armee von Terroristen gemeinsam mit Israel und Saudi-Arabien.
Diese Truppen sollten für den Sturz der Regierungen in Damaskus und Teheran
eingesetzt werden, wie der renommierte Journalist Seymour Hersh 2007 aufdeckte."
heute.de:
2011 begann der Krieg in Syrien. Welche Fehler wurden da gemacht?
Meyer:
Der Westen, also insbesondere die USA, hat die aufständischen Dschihadisten
mit Waffen versorgt und teilweise auch ausgebildet. Die materielle und personelle
Logistik wurde vor allem von der Türkei abgewickelt, während die finanzielle
Unterstützung zum größten Teil aus Saudi-Arabien und Katar kam.
Saudi-Arabien hat dabei salafistische Extremisten gefördert, um in Syrien
eine radikal-islamistische Regierung zu etablieren. Hier war die Eroberung von
Aleppo 2012 für die Dschihadisten ein wichtiger Schritt.
heute.de:
Mal abgesehen von den USA. Was muss sich Russland an der Situation in Aleppo
vorwerfen lassen?
Meyer: Ohne die militärische Intervention
Russlands im September 2015 wäre inzwischen nicht nur Aleppo komplett von
den Dschihadisten erobert worden. Auch das Assad-Regime wäre längst
zusammengebrochen. Damit hätten die Assad-Gegner unter Führung der
USA ihr Ziel des Regimewechsels zwar erreicht. Die Macht hätten jedoch
die stärksten militärischen Kräfte an sich gerissen. Und das
wären die islamistischen Extremisten, wie die zum Al-Kaida-Netzwerk gehörende
Nusra-Front und der von der internationalen Allianz unter US-Führung bekämpfte
Islamische Staat (IS). Wem, wie israelische Politiker erklärten, eine solche
Terrorherrschaft lieber ist als das Assad-Regime, der kann Putin vorwerfen,
dass er dies verhindert hat.
heute.de: Also geht ohne Assad
jetzt erst mal nichts mehr?
Meyer: Es gibt niemanden, der gegenwärtig
Assads Position und auch das funktionierende staatliche Ordnungssystem in Syrien
ersetzen könnte. Es ist davon auszugehen, dass mehr als die Hälfte
der syrischen Bevölkerung das Regime unterstützt. Das gilt nicht nur
für die religiösen Minderheiten wie Christen, Alawiten und andere
schiitische Gruppierungen, die unter der Herrschaft sunnitischer Extremisten
keine Überlebenschance in Syrien hätten - die Forderung "Christen
nach Beirut, Alawiten ins Grab" wird von den Dschihadisten nach wie vor
erhoben. Doch auch ein Großteil der Sunniten, insbesondere aus der städtischen
Mittelschicht, steht immer noch auf der Seite von Assad.
(..)
Solche Darstellungen findet man in den europäischen Medien recht selten, denn meistens richten sich diese nach US-politisch-korrekten Meinungsvorgaben. Und dann gibt's wieder Geschrei, wenn irgendwo von "Lügenmedien" die Rede ist...