Investitionsgerichtshof droht!

Aussendung von www.wemove.eu vom 30.12.2016

McDonald’s hat Florenz verklagt.

Die Stadt hat der Fast-Food-Kette nicht erlaubt, in einem Renaissancegebäude an ihrem berühmten Domplatz eine Filiale zu eröffnen.

(bearbeitet nach einem Screenshot eines Fotos von thinkstockphotos.de)

Noch sind solche Klagefälle eher selten. Aber das wird sich ändern, wenn Europas Entscheidungsträger, also die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten ihren Plan verwirklichen: Den multilateralen Investitionsgerichtshof - kurz MIC - Multilateral Investment Court.

McDonald’s hat Florenz nicht vor einem Schiedsgericht verklagt, sondern vor einem italienischen Verwaltungsgericht. Sondergerichte vervielfachen die Klagemöglichkeiten von Konzernen wie McDonald’s - und ihre Aussichten, solche Klagen zu gewinnen.

Wir kennen diese Idee aus den Handelsabkommen TTIP und CETA. Es sollen Gerichte eingerichtet werden, deren Richter nicht unabhängig und transparent besetzt werden. Ein Vorschlag, der rechtsstaatlichen Grundsätzen widerspricht. Weltweite Bürgerproteste haben mittlerweile dafür gesorgt, dass das Handelsabkommen TTIP auf Eis liegt. Und auch CETA wackelt.

Die EU-Kommission hat zusammen mit Kanada die "alte" Idee der privaten Sondergerichte in neuem Gewande vorgeschlagen. Statt einzelner Gerichte, soll es ein weltweites, ständiges Sondergericht geben. Auch dieses Gericht wäre ganz auf die Interessen der Konzerne zugeschnitten.

Sie nennen es Multilateraler Investitionsgerichtshof

Damit wäre es nicht mehr nötig, bei jedem Handelsabkommen über Schiedsgerichte zu verhandeln und sich mit Bürgerprotesten konfrontiert zu sehen. Das Sondergericht hätte einen ähnlichen Stellenwert wie der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen, nur dass es dabei nicht um Gerechtigkeit für alle geht, sondern allein um die Interessen von Konzernen und Investoren. Für Firmen wie McDonald’s wäre es dann viel einfacher, Regierungen auf Schadenersatz zu verklagen - und zu gewinnen.

Bisher handelt es sich nur um eine Idee und damit haben wir beste Chancen, sie rechtzeitig wieder aus der Welt zu schaffen. Im Vorfeld der Verhandlungen soll es öffentliche Anhörungen geben, bei denen werden wir uns einmischen. Wir werden klar machen, dass Privilegien für Konzerne und Großinvestoren zu Lasten von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie inakzeptabel sind.

Das multilaterale Investitionsgericht wäre ein Novum. Es würde außerhalb unseres Rechtssystems stehen und hätte gleichzeitig die Macht, demokratische Gesetzgebung auszuhebeln. Konzerne werden schon klagen können, wenn sie theoretisch mögliche Gewinne bedroht sehen. McDonald’s verklagt Florenz um 20 Millionen Dollar Schadenersatz, weil ihnen nach eigenen Schätzung ein möglicher Profit entgeht.

Wenn Regierungen jederzeit fürchten müssen, verklagt zu werden, werden sie ihre Entscheidungen eher am Gewinninteresse ausrichten, als am Gemeinwohl. Gesetze zum Schutz der Umwelt beispielsweise haben dann kaum noch eine Chance. Die Rechnung würden wir bezahlen - die Bürgerinnen und Bürger Europas und unsere Umwelt.

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