"Großer Andrang in der evangelischen Pfarrkirche Ottakring.
Dreimal so viele Gottesdienstbesucher wie sonst sind am Sonntag gekommen, um
die Predigt des ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer zu hören.
Die
Einladung zu dieser Gastpredigt wurde bereits vor 13 Jahren ausgesprochen. Doch
dann kamen zwei Amtszeiten als Bundespräsident dazwischen. Fischer gehört
selbst keiner Religion an, betont in seiner Predigt allerdings: "Aber feststeht,
dass über die Jahrtausende hinweg, die Religion den Menschen bei der Suche
nach dem Sinn ihres Lebens und bei der Beantwortung von Fragen, die sich im
Laufe eines Lebens stellen, sehr sehr helfen kann."
Soweit das
Zitat aus der ORF-Meldung. Fischer hat sich immer als "Agnostiker"
bezeichnet, von Ottfried Fischer stammt dazu der schöne Spruch, "ein
Agnostiker glaubt, dass er nichts weiß, ein Atheist weiß, dass er
nichts glaubt".
Und das belegt Heinz Fischer, konfessionsloser Bundespräsident
in Ruhe, in seiner Predigt. Denn er muss die Religion gutschleimen, wenn er
von der Kanzel reden darf.
Der "Sinn des Lebens" war für
die Menschen in alter Vergangenheit klarerweise die Sicherung des Lebens, also
genug zum Essen und zum Trinken zu haben, Nachkommen aufziehen zu können
und vom Säbelzahntiger nicht gefressen zu werden. Einen Gott benötigte
man, wenn das über die eigenen Kräfte ging. Weil die Menschen
nahmen die Welt so wahr, dass es größere Mächte geben müsste,
wenn ihre eigene Mächtigkeit zu gering war. Die Sonne war so ein Gott,
sie verbarg sich fallweise hinter Wolken, wenn es kühl war und strahlte
vom Himmel, wenn schon alle am Verdursten waren, die Sonne war was sehr Mächtiges.
Oder der Blitz und der Donner! Damals konnten die Menschen noch nicht selber
blitzen und donnern, somit war das auch ein Gott. Und so wurden reihum alle
unerklärlichen hilfreichen und gefährlichen Erscheinungen zu Göttern.
Als
es schließlich Stammesgesellschaften gab und sich daraus erste Imperien
entwickelten, entstanden im Laufe der Zeit auch Einzelgötter, die fallweise
mit den Herrschern identisch waren, fallweise die Gemeinschaft repräsentierten.
Auch bei den Juden vergingen in dieser Periode die regionalen Stammesgötter
und das geeinte Judenreich hatte einen einzelnen Judengott, der heute noch als
"Jehova" bekannt ist und im Christentum "Gott Vater" genannt
wird, weil das Christentum hat sich ja im mehrgöttigen griechischen Umfeld
wieder zu einer Mehrgötterreligion rückentwickelt, die drei Christengötter
sind offiziell nicht einfältig, sondern dreifaltig, Vater, Sohn und Heiliger
Geist. Dazu kommt noch die Gottesmutter als Ersatz für die traditionellen
Muttergöttinnen und nebenbei haben sich zumindest in der katholischen Kirche
Legionen von "Heiligen" angesammelt, die oft bestimmte Sachgebiete
zugewiesen bekommen haben - wie die alten Götterscharen. Der heilige Blasius
war fürs Halsweh zuständig und wenn das Halsweh verschwand, dann hatte
der Hl. Blasius seine Pflicht getan.
So half die Religion den Menschen,
weil es gab ja überall Heiligenhilfe und Gotteshilfe und wenn weder die
Heiligen noch Gott helfen konnten, dann waren Gottes Wege wieder einmal eine
Prüfung oder schlichtweg unerforschlich. Wirklich gebessert hat sich das
erst viel später: in den Zeiten wo es darum ging, Wissen zu erringen, dann
konnten sich die Menschen vielerseits und vielerorts endlich gottfrei aber hoffnungsfroh
helfen, das Leben wurde besser, schöner, inhaltsreicher und die Götter
begannen immer rascher aus dem Alltag zu verschwinden. Denn was ist schließlich
schon ein Hl. Blasius gegen die Krankenkasse und den Hausarzt!