Die Ideologie der türkischen AKP (Partei Erdogan) ist eine Mischung
aus Religion, Wirtschaftsturboliberalismus, Nationalismus und osmanischen Großreichvorstellungen,
welche über die vielfältigen Lobbyorganisationen wie UETD, MÜSIAD,
ATB und manche türkischsprachige Zeitungen in Österreich verbreitet
wird. Um auch die Auslandstürken zu tief religiösen und nationalistischen
Türken mit Loyalität zur AKP zu erziehen, wurde 2010 das Yurtdisi
Türkler Baskanligi (Präsidium für Auslandstürken) gegründet.
Dieses koordiniert die Aktivitäten von mehr als zehn türkischen Ministerien,
welche in Nordafrika, auf dem Balkan, in Europa die Kultur-, Wirtschafts- und
Entwicklungspolitik beeinflussen. Die Mitarbeiter des Präsidiums sind einem
Staatsminister unterstellt und bestimmen auch die Leitlinien für die Arbeit
der türkischen Konsulate im Ausland mit. Unter "Auslandstürken"
versteht die AKP nicht nur Inhaber des türkischen Passes, sondern auch
türkisch-, kurdischstämmige Bürger mit österreichischer
Staatsbürgerschaft. Die Folge dieses Einflusses aus der Türkei
auf die Auslandstürken verstärkt die Abschottung von Teilen der aus
der Türkei stammenden Mitbürger in Österreich. Die Gruppenbildung
basiert auf Merkmalen, wie übersteigerter Nationalismus mit Bezügen
zu osmanischen Großreichvorstellungen sowie religiöser Einstellung,
welche sich am sunnitischen Islam nach Vorstellung der türkischen AKP und
des saudischen Königshauses orientiert.
Warum wir in manchen
Städten, selbst in vierter Generation der türkisch- kurdischstämmigen
Kindergartenkinder zu über 90 Prozent einen Sprachförderbedarf haben,
liegt auf der Hand. Manche Parallelgesellschaften existieren schon seit
Jahrzehnten, wo sich ganze Stadtteile mit entsprechender Infrastruktur ausdifferenziert
haben, wo man keinerlei Anstrengungen bezüglich einer sprachlichen Integration
unternehmen muss, weil die Bewältigung des Alltags innerhalb eigener Strukturen
mit wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft erfolgen kann.
Insgesamt
gesehen müssen daher die Aktivitäten der AKP in Europa durch ihre
Lobbynetzwerke massiv zurückgedrängt werden, während man sich
auch von dem Gedanken der Türkei als verlässlichen außenpolitischen
Partner unter dieser AKP-Führung verabschieden muss. Die Politik der
AKP isoliert sich innen- und auch außenpolitisch immer mehr. Die strategische
Partnerschaft der AKP mit dem saudischen Königshaus und Katar wird die
immer dünner werdende Luft für die säkularen und aufgeklärten
Türken endgültig den Garaus machen. Für Europa und Österreich
bedeutet dies, dass in absehbarer Zeit das soziale und politische Konfliktpotenzial,
welches durch die andiskutierte Abschaffung der Visapflicht verstärkt wird,
mittel- bis langfristig noch mehr importiert wird.