Der ehemalige Großmufti So-heib Bencheikh brachte die viel diskutierte
Thematik rund um die Terrorbekämpfung auf den Punkt: "Das größte
Gut einer Religion liegt in ihrer Theologie, aber ihr größtes Übel
kommt ebenfalls aus ihrer Theologie -wenn sie stagniert. Die Angst vor dem Islam
ist vollkommen berechtigt. Im Namen dieser Religion werden die schrecklichsten
Verbrechen begangen. Wenn die Menschen Angst vor dem Islam haben, so ist das
völlig normal. Auch wenn ich kein Muslim wäre, würde ich mich
fragen, was das für eine Religion ist, auf die sich Verbrecher berufen.
Die Tiefe und geistige Dimension des Koran wurde im Laufe der Jahrhunderte verschüttet."
Bencheikh
führt weiter selbstkritisch aus: "In der Welt der Moscheen herrscht
oft noch die Dummheit, die Unwissenheit. Niemals ein Wort der Selbstkritik.
Niemals! Die ganze Welt hat unrecht, und wir ruhen uns auf unserer kleinen Wahrheit
aus. Das zeigt eine Denkfaulheit, wie sie typisch ist für das Ende großer
Dynastien. Die Intelligenz der Muslime ist in Ketten gelegt. Es ist deswegen
falsch zu behaupten, wer den Islam angreife, greife die Muslime an." Für
den Islamforscher liegt die beste Möglichkeit zur Bekämpfung des Terrorismus
darin, "die religiösen Texte und archaischen Interpretationen und
Diskurse anzugreifen, die immer noch Terrorismus hervorbringen und ihn rechtfertigen".
Wenn die Politik Terror ernsthaft bekämpfen möchte, dann muss sie
erkennen, dass zwischen den salafistischen Wah-abbismus, welcher von Saudi-Arabien
und Katar gefördert und über Sat-TV in alle Länder der Welt exportiert
wird, und der Ideologie des IS kein Blatt passt. Noch wichtiger wäre die
Initiierung eines innerislamischen Dialogs, um den Jahrhunderte andauernden
Bruderstreit zwischen Sunniten und Schiiten beizulegen.
All dies wäre
ein Projekt für die nächsten Generationen, denn solange in dieser
Kernsache keine Befriedung stattfindet, sind alle Terrorbekämpfungsversuche
vergeblich. Dies ist mit den derzeitigen sunnitischen Extremisten und den schiitischen
Fanatikern eine sehr schwierige Aufgabe, aber daran wird kein Weg vorbei führen.
Ein Einreiseverbot für Muslime aus jenen Ländern, wo die USA zuvor
durch ihre Interventionskriege geglaubt haben, die Demokratie herbeibomben zu
können, und gleichzeitig die Unterstützung der tatsächlichen
Terrorfinanziers und angeblichen "Verbündeten des Westens", wie
Saudi-Arabien und Katar, zu praktizieren, zeigt deutlich, wie ernst es um die
Bekämpfung des Terrors wirklich bestellt ist. Diese Form des Terrorismus
wird uns die nächsten Jahrzehnte begleiten, ebenso die US-Außenpolitik,
welche Konflikte befeuert, um noch mehr Waffen und Militäreinsätze
rechtfertigen zu können. Klug und menschlich ist das nicht, aber profitabel.
In Sachen Salafismus zirkulierte dieser Tage das Folgende durchs Internet:
Salafisten und Wahabiten verwenden den Spruch "Al-wala‘ wa-l-bara",
"wala" bedeutet "Freundschaft, Wohlwollen, Hilfe, Unterstützung,
Treue, Loyalität", bara bedeutet "Ausschluss, Aufkündigung,
Lossagung, Meidung". Mit dem Spruch wird somit die islamische Solidarität
und die Ablehnung der nichtislamischen Welt erklärt. In der Sure 60 spiegelt
sich im Vers 4 diese Geisteshaltung konkret wieder: "Ihr habt bereits ein
vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, da sie zu ihrem Volke
sprachen: «Wir haben nichts mit euch zu schaffen noch mit dem, was
ihr statt Allah anbetet. Wir verwerfen euch. Und zwischen uns und euch ist offenbar
für immer Feindschaft und Hass entstanden, bis ihr an Allah glaubt und
an Ihn allein» (..)."
Und an diesem Endzustand der
Welt arbeiten die Salafisten. In Wien etwa auch durch von der Gemeinde Wien
geförderte Islamkindergärten, siehe dazu
die Info "Wiener Islamkindergärten werden überprüft!"
Die im Februar 2016 dort angekündigte Überprüfung der Kindergärten
soll bis Mai 2017 abgeschlossen sein - da haben die Salafisten also einige Zeit
dafür gehabt, sich besser zu verkleiden...