Umfrage zu Glaube und Aberglaube in Österreich

Eine vom STANDARD veranlasste Market-Umfrage wurde am 14.4.2017 unter dem Titel "Nur jeder Vierte glaubt an die Existenz eines einzigen Gottes" veröffentlicht.

Der Einleitungsabsatz: "Nur neun Prozent der Österreicher und 13 Prozent der Österreicherinnen bezeichnen sich als religiös. 58 Prozent vertrauen auf Schutzengel."

Es sind somit nur noch elf Prozent der österreichischen Bevölkerung, die sich selber als religiös bezeichnen.
Dass aber immer noch 58,84 % Mitglieder der katholischen Kirche sind, spiegelt einerseits wider, dass eine Kirchenmitgliedschaft keine Religiosität beweist und andererseits die Blindheit fast aller österreichischen Politiker, die so handeln, als wäre Religiosität ein Hobby von zumindest 58,84 Prozent!

Lustig ist diese Tabelle:

Da werden wohl auch die sprichwörtlich gewordenen Schutzengel dabei sein, also der Brauch, dass Leute, wenn sie einem möglichen Unglücksfall gerade noch entgangen sind, nicht sagen, man habe gerade noch ein Glück gehabt, dass nix passiert ist, nein, dieses zufällige Glück erhält dann oft den Namen "Schutzengel". Was dann alles beinhaltet: vom christlichen Schutzengel, über vermutete höhere Schicksalsmächte bis zum Schutzengel als Synonym für "Glück gehabt". Dadurch wird auch dieser hohe Wert entstanden sein. Dass gleichzeitig nur 27 % überhaupt an Engel glauben, zeigt das ja auf.

Der alleinige Gott der jeweiligen Religion hat nicht viele Anhänger, einen einzigen Gott vermuten nur 28 %, den konkreten dreiteiligen Christengott halten nur 21 % für möglich, in der jungen Generation ist dieser Glaube kaum noch vorhanden. Alter Aberglaube ist noch wahrnehmbar verbreitet, der Teufel hat allerdings Probleme, weil der ist ja auch ein christliches Glaubenselement! Vampire sind fast schon ausgestorben, aber hochgerechnet sind auch die zwei Prozent vampirgläubigen Erwachsenen noch mehr als hunderttausend!

Gefragt wurde auch nach den Sünden, "immer wieder wird über Sünden gesprochen, also von moralisch verwerflichen Dingen, unabhängig davon, ob es strafbar ist oder nicht. Ich lese Ihnen nun verschiedene Dinge vor - sagen Sie mir bitte, was davon Ihrer Meinung nach eine Sünde ist."

Hier die abgetippte Tabelle mit Sünden und Prozenten:

Aha, demnach halten dann 37 % das Stehlen für keine unmoralische Tätigkeit, knapp die Hälfte ist treuemäßig unmoralisch. Das kommt wohl davon, dass solcherne Sünder nimmer ins Höllenfeuer geworfen werden!

Die Bedeutung der Religion spiegelt sich deutlich gegen Tabellenende wider: Nur für acht Prozent ist Glaubenslosigkeit Sünde und Unmoral, den fehlenden sonntäglichen Kirchgang sehen nur fünf Prozent als Negativum und Falschparken ist eine schwerere Sünde als der Kirchenaustritt! Schaut gut aus!

Ein schönes Zitat des Market-Chefs Werner Beutelmeyer: "Die Befragten sagen uns ganz klar, dass sie die Kernaufgabe der Kirche, die Menschen auf ein ewiges Leben vorzubereiten, einfach nicht wichtig nehmen. Nur jeder elfte von uns Befragte würde diese Aktivität verstärken, 22 Prozent sagen sogar, dass die Kirche diese spirituellen Aktivitäten reduzieren sollte. Und obwohl die Berichterstattung über Missbrauchsfälle zurückgegangen ist, sagen uns 73 Prozent, dass sie eine vermehrte Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen wünschen."

Wie sehr die Kirchenpropaganda von barmherziger Mildtätigkeit und Nächstenliebe immer noch funktioniert zeigt dieses Zitat: "Es fällt insbesondere auf, dass der Kirche weltliche Aufgaben hoch angerechnet werden, also etwa der Einsatz für Benachteiligte im Inland. Auch wenn der Einsatz für Asylwerber viel weniger geschätzt wird, bekommt dieses Thema doch viel mehr Zustimmung als das Feiern von religiösen Feiertagen oder die Erziehung junger Menschen zu einem gottgefälligen Leben."

Dass die Kirchen so gut wie gar kein eigenes Geld für solche weltliche Tätigkeiten einsetzen, sondern dass die Nächstenliebeindustrie ausschließlich mit öffentlichen Mitteln und ein paar Spenden funktioniert, ist immer noch weitgehend unbekannt! Und die Asylindustrie hat sowieso überwiegend ein negatives Image.

Im Esoterikbereich ist stellenweise mehr Glaube vorhanden als zu den kirchlichen Glaubenslehren, denn 50 % glauben an "Kraftplätze", einen Spezialaberglauben an Wallfahrtsorte haben immerhin auch noch 18 % und ein Leben nach dem Tod ist mit 50 % glaubensmäßig weit verbreiteter als der dreifaltige Gott. In dieser Gruppe sind natürlich auch die Seelenwanderer dabei.

Ja, der Weg der organisierten Religionen geht nach unten, der oft selbstgebastelte Aberglaube liegt besser. Weil da kann sich ja jeder selber irgendwas zusammenspinnen...