Über die Entchristlichung Europas...

...berichtete am 22.7.2017 die Site kath.net, hier der Text plus eingebaute atheistische Anmerkungen:

kath.net: Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht die Situation der Kirche in seinem Heimatland als "dramatisch" an. Die Beteiligung am kirchlichen Leben, die Glaubensweitergabe und der Nachwuchs an Priestern und Ordensleuten seien stark zurückgegangen, beklagte er in einem Interview der italienischen Tageszeitung "Il Foglio" (21.7.). Das Problem betreffe nicht nur Deutschland; ganz Europa erlebe einen "Prozess forcierter Entchristlichung, der über die einfache Säkularisierung weit hinausgeht", so der Kardinal.
Atheistische Anmerkung: Ist das nicht schön? Der vom Papst absetzte Leiter der Vatikanabteilung, die früher "Heilige Inquisition" hieß (jetzt "Glaubenskongregation"), entdeckt den Glaubensschwund! Die Leute gehen nimmer in die Kirche, die Omas lernen den Enkeln nimmer die Christenlehre, Priester und Ordensleute sind aussterbende Berufe! Dadurch wird Europa entchristlicht! Endlich, sagt dazu unsereiner!

kath.net: Müller, bis Anfang Juli Präfekt der Glaubenskongregation, warnte die Kirche davor, ihre Kräfte in inneren Kämpfen aufzureiben. Er sprach von "sogenannten Progressiven, die den Sieg suchen, indem sie alle sogenannten Konservativen jagen".
Atheistische Anmerkung: Dieser Fraktionskonflikt ändert am Gesamtproblem nix, auch Priester, die im 21. Jahrhundert leben wollen, verchristlichen die heutige Welt nimmer. Über die Konservativen lacht man nicht einmal mehr, weil's ja eh wurscht ist...

kath.net: In Europa sei eine "Entchristlichung der gesamten anthropologischen Grundlage" im Gang. Der Mensch werde "strikt ohne Gott und ohne Transzendenz definiert", so der Kardinal. Die gegenwärtige Lage sei schwerwiegend. "Alle Elemente des gelebten Glaubens, der Volksfrömmigkeit, sind zusammengebrochen", sagte Müller, der vor seinem Wechsel nach Rom zehn Jahre Bischof von Regensburg war.
Atheistische Anmerkung: Wer sind die Bösewichte, die den Menschen ohne Gott und Jenseits definieren? Das sagt uns der Herr Müller nicht. Er verwechselt wie bei den Religiösen ja üblich, Ursache und Wirkung: Ursache ist der Glaubensverlust, der Christenglaube hat keine Käufernachfrage mehr, die Menschen leben daher zumindest ohne christlich organisierten Glauben, die Transzendenz ist inzwischen in der festen Hand der Esoteriker, weil dort gibt's ein breites Angebot an Ritualen, die zwar ebenfalls für die Würscht sind, die sich aber interessanter anhören als biblisches Geschwätz. Übergeblieben sind in der Praxis nur einige traditionelle Rituale, Taufe, Firmung, bei Nichtgeschiedenen die Ehe und das Begräbnis, da ist immer noch ziemlich verbreitet. Bei früheren volksfrömmigen Umzügen wie der Fronleichnamsprozession hingegen gehen nur einige aus dem verbliebenen harten katholischen Kern mit, siehe hier einen Screenshot aus dem ORF-Bericht "OÖ heute" mit den paar Leutchen, die 2017 in Linz daran teilnahmen:


kath.net: Die These, dass die katholische Kirche unter dem aus Argentinien stammenden Papst Franziskus weniger eurozentristisch werde, wies Müller zurück. Das Zentrum der Kirche sei Christus; die Rede von einem Eurozentrismus ziele lediglich darauf, der Kirche eine politisierte Deutung zu geben. Europa habe kulturell einen großen Einfluss auf die Welt gehabt, negativ etwa mit dem Kolonialismus, positiv beispielsweise mit der Philosophie, Metaphysik und Recht, sagte Müller.
Atheistische Anmerkung: Eurozentrisch ist die katholische Kirche nimmer, in diesen Breiten herrscht der gelebte Säkularismus, der religiös hauptsächlich vom Islam belästigt wird. Für die katholische Kirche war der Kolonialismus von höchster Bedeutung gewesen! Durch den Kolonialterror wurden ganze Kontinente katholisch!
Die europäische Philosophie des Altertums und der Aufklärung hat viel zum Niedergang der Religiosität beigetragen, das wesentliche Instrument für diesen Niedergang war allerdings der Niedergang der kirchlichen Herrschaftsmacht, die Einführung der Grund- und Freiheitsrechte.
Die Metaphysik spielt inzwischen im esoterischen Aberglauben eine wesentliche Rolle, katholische Metaphysik ist so belanglos wie die restliche Religion.
Die Entwicklung ist doch schön und macht unsereinen hoffnungsfroh. Es bedürfte allerdings im politischen Bereich noch einer deutlichen Weiterentwicklung, weil dort hat man immer noch nicht bemerkt, dass fünf Millionen Mitglieder der katholischen Kirche nicht fünf Millionen praktizierende Christen sind, die Politik müsste das endlich zur Kenntnis nehmen, was sogar Kardinal Müller erkannt hat: Europa entchristlicht sich!