Muslimische Gruppen in Österreich

So wurde ein Forschungsbericht von Peter Filzmaier über die Einstellungen von muslimischen Flüchtlingen und Zuwanderern und in Österreich geborenen Muslimen getitelt, herausgegeben wurde der am 10.8.2017 erschienene Bericht vom Integrationsfonds.

Was steht drinnen? 1005 Personen, 816 Muslime, 76 Aleviten, 113 ohne Religionsangabe, Herkunft oder Background Türkei, Bosnien-Herzegowina, Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Somalia und einige andere Ländern wurde vom Dezember 2016  bis Februar 2017 ein Fragebogen vorgelegt.

Die Aufteilung auf die Befragtengruppen und das Fehlen jeweiliger Gesamtzahlen, machen die Auswertung unübersichtlich.

Die erste im Bericht behandelte Frage war nach der "Verbundenheit mit Österreich bzw. dem Herkunftsland".
Am meisten mit Österreich verbunden zeigten sich in dieser Selbsteinschätzung Afghanen mit 51 % (29 % mit dem Herkunftsland, 20 % gleich mit beiden), Syrer waren am anderen Ende positioniert, 49 % sahen sich überwiegend mit dem Herkunftsland verbunden (24 % mit Österreich, 25% mit beiden Ländern). Die Verteilung der Antworten bei den Türken war 43 % Österreich, 32 % Türkei, 22 % beide, das zeigt ziemliche Probleme mit der Integration, da der Großteil der Türken ja nicht erst in der letzten Zeit ins Land gekommen ist. Bei Bosnien-Herzegowina verteilen sich die Prozente so, 38 % auf beide Länder, 29 % aufs Herkunftsland, 34 % auf Österreich, eher zum Herkunftsland tendierten Iraker, Iraner, Somalier und Tschetschenen.

Besorgniserregend die Selbsteinschätzung des eigenen Verhätnisses zur Religion: Auf die Frage, ob man sehr gläubig, eher gläubig, eher oder ganz ungläubig sei, deklarierten sich 93 % der Somalier für den Glauben, davon 69 % sehr, bei den Tschetschenen 89 % (50 % sehr), bei den Syrern 81 % (32 % sehr), bei den Türken insgesamt  78% (37%  sehr), bei den in Österreich geborenen ist die Lage etwas besser, 66 %, davon 28 % sehr. Im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung sind das sehr hohe Zahlen, denn hier gibt's nur noch elf Prozent sehr religiöse und 29 % eher religiöse, 34 % stufen sich als eher nichtreligiös und 26 % als gar nicht religiös ein, was eine 60-prozentige Religionsferne bedeutet.

In der Studie von Ruud Koopmans, der 2013 die Religiosität der Muslime in sechs Ländern untersuchte, lautete das Ergebnis für Österreich, dass für 55,2 Prozent der Muslime religiöse Gebote wichtiger wären als staatliche Gesetze. In der aktuellen Studie wurde diese Frage vorsichtiger gestellt, nämlich ob österreichische Vorschriften und Gesetze für gläubige Muslime angemessen seien oder ob islamische Rechtsvorschriften angewandt werden sollten. Da konnten die Befragten leicht bemerken, dass es günstiger für das Ansehen der Muslime sein würde, wenn man mit den österreichischen Gesetzen zufrieden wäre, für 36 % der Tschetschenen bestand Scharia-Bedarf, bei den Iranern waren es nur zwei Prozent - was wohl damit zusammenhängt, dass Iraner oft vorm Islam geflüchtet sein dürften, denn als einzige Gruppe hatte sich mehr als die Hälfte als nichtreligiös deklariert. Auch bei den Fragen zur Demokratie war den Befragten klar, dass es klüger ist, sozusagen nicht für einen Kalifen oder Sultan zu sein, Fragen, die dazu etwas ums Eck formuliert worden wären, fehlten.

Bei den Fragen zum Alltag wurden offenbar oft die Antworten gegeben, von denen die Befragten wahrscheinlich annahmen, dass sie erwartet würden, dadurch verbesserte sich natürlich das Islambild, denn Prüffragen, die solche Klischeeantworten testeten, gab es zu wenige. Auffallend waren diesbezüglich jedoch die Frage nach der "Ehre", die war bei 62 % der Asylanten sehr wichtig und bei 22 % eher wichtig, bei den Türken waren das 60 und 23 %, bei den Bosniern 20 und 32 %. Vergleichszahlen wurde dazu keine gefunden, offenbar hat eingeborene Österreicher noch nie jemand danach gefragt.

Beim Kopftuch waren die Antwortmöglichkeiten so verteilt, dass eine Zuspitzung ausblieb und die Antwortvariante "nur wenn sie das selber möchte" auf die Frage "soll eine Muslimin in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen?" bei den Männern mit 43 und bei den Frauen mit 54% die Mehrheit fand. Allerdings erhielten die Varianten, das Kopftuch sei "nicht notwendig" nur 14, bzw. 12% und "ist mir egal" nur 12 bzw. 10% Zustimmung, während die Kopftuchpflicht jeweils 16 % Zustimmung bekam. Die Verteilung nach Ländern war dazu recht auffällig, Somalier waren zu 61 % für die Kopftuchpflicht, Tschetschenen zu 29 %,Türken zu 20 % und Afghanen zu 19 %, am Ende standen die Bosnier mit 3 %.

Das Sterben für den Glauben wird deutlich mehrheitlich nicht als Muslimpflicht gesehen, andererseits findet der Satz, "es sollte nicht erlaubt sein, sich öffentlich über den Islam lustig zu machen", deutliche Zustimmung, 87 % der Somalier, 82% der Tschetschenen, 80% der Türken und Afghanen, 79 % der Syrer sind dafür. Diese Frage ist ja keine, wo man taktisch unmittelbar eine negative Antwort geben wird, um das Islamimage zu verbessern, hier hätte dazu auch noch das Thema Islamkritik angeschnitten werden müssen. Der Frage "Juden haben zu viel Macht auf der Welt" stimmen 62 % der Syrer, 61 % der Türken und 55 % der Afghanen zu, da liegt der Antisemitismus doch ziemlich hoch, Umfragen unter Autochthonen dazu konnten nicht gefunden werden.

Die Unterschiede zu den in Europa üblichen Werten sind jedenfalls in der grundsätzlichen Anlage auffällig, im säkularen Europa des 21. Jahrhunderts sind die meisten Muslime wohl noch nicht eingelangt ...

Die Studie kann hier downgeloaden werden!