Die für den Niedergang der österreichischen Grünen direkt Verantwortlichen haben in ihren Stellungnahmen sofort die eher belanglosen Gründe entdeckt: die innerparteilichen Streitereien, den Führungswechsel, den Bruch mit den Jung-Grünen und die Abspaltung von Peter Pilz!
Der STANDARD zitierte am 17.10. z.B. den oö. Grünen-Boß Anschober:
"Man sei bei den Grünen nach dem erfolgreichen Bundespräsidentenwahlkampf
'nicht in dieser Breite geblieben'. Hinzu seien dann der Streit mit den jungen
Grünen, der Rücktritt von Eva Glawischnig und die Abwahl von Peter
Pilz gekommen (..). Und er ortet einen 'Riesenfehler' in der Schlussphase des
Wahlkampfs: 'Als klar war, dass es knapp werden könnte und wir in den Umfragen
schlecht lagen, hätte man die Sache dramatisch zuspitzen müssen -
und den Wählern deutlich vermitteln müssen, dass es um Sein oder Nichtsein
geht'."
Ein Posting dazu beschreibt sarkastisch die gelebte irreale
Grünwelt: "Zusammen in eine Solarscheune ziehen, einen Radlclub
gründen, rein in die Birkenstock Unisex-Zehentrenner, Spenden sammeln und
danach die Kollekte ins nächstgelegene Asylantenheim strampeln. Anschließend
geht´s zur allabendlichen VereinsmeierInnenversammlung auf den Heuboden:
gemeinsam den zu Druckluft angestauten Ärger über die ach so verständnislosen
MitbürgER in die Schläuche abblasen, zu einer Tasse Kreuzblütlertee
noch den Klimawandel tanzen und dann ab ins Dinkelährenbett!"
Es
tauchten dann auch einige realistische Wahrnehmungen auf, man mache moralische
Vorgaben, die sozusagen zu Pflichten der Wähler gesteigert werden,
Thomas Chorherr schrieb z.B. in einem Blog-Eintrag: "Es kommt oft rüber,
wir wollen tief in dein Leben eingreifen. Da hat sich auch bei vielen, auch
bei mir manchmal vielleicht, ein Ton eingeschlichen, wo uns die Leute gesagt
haben, die hören uns nicht mehr zu, die wollen uns belehren, die haben
den Zeigefinger eingebaut." Die Außenwirkung davon war dann wohl,
dass eine äußerst große Anzahl bisheriger grüner Wähler
vermutete, die Grünen wählten ihre Wähler aus und nicht die Wähler
die grüne Partei!
Man erinnere sich dazu auch an die Botschaft
des grünen Herrn Bundespräsidenten van der Bellen, der im April die
Ansicht vertrat, alle Frauen müssten wegen der um sich greifenden Islamophobie
mit den islamischen Kopftuchträgerinnen solidarisch sein und auch ein Kopftuch
tragen.
Damit fing der Abstieg an, im ersten Halbjahr hatte es bei
Umfragen noch bis zu 12 % für die Grünen gegeben, im Mai ging es dann
abwärts, im Nu war man nur noch bei acht Prozent. Eine am 30.4. veröffentlichte
Umfrage hatte den Grünen bei der Frage nach der Stimmungslage für
die Partei ein Minus von 47% und ein Plus von nur 10 % gebracht. Dazu gekommen
ist im Mai, dass nun nicht nur die rechtspopulistische FPÖ als Kritiker
der Migrationswellen auftrat, sondern auch der neue ÖVP-Chef Sebastian
Kurz, man konnte nun bei Ängsten vor und Abneigungen gegen die Asylströme
ohne schlechtes Gewissen eine zu diesen Stimmungen passende Partei wählen,
die ÖVP schoss nach oben, Grüne und FPÖ verloren. Seit Anfang
Juli schienen bei Umfragen die Grünen immer wieder mit nur noch sechs Prozent
auf: Man hatte den Peter Pilz praktisch aus der Partei gedrängt und er
hatte seine Kandidatur mit eigener Liste angekündigt.
Die Wählerströme:
Man
sieht also, dass die ÖVP zwar auch Stimmen verlor - am meisten mit
96.000 an die FPÖ - aber bei den Stimmengewinnen deutlich vorne lag,
am meisten gewann man von der FPÖ und den Parteien, die 2017 nimmer antraten
(Stronach, BZÖ). Die Verteilung der Stimmverluste und Stimmgewinne ist
eine Hochrechnung, sie stimmt dadurch nicht genau mit den tatsächlichen
Gewinnen und Verlusten überein, siehe Zeile plus/minus und die tatsächlichen
Unterschiede in der letzten Zeile, bei den Neos war der Unterschied am größten,
bei den Grünen am kleinsten.
Die
Grünen behielten nur 147.000 ihrer Stimmen von 2013, verloren 434.000 an
andere Parteien und an die Nichtwähler, von anderen Parteien und den Nichtwählern
gewann man nur 46.000, daher blieben nur etwas weniger als 193.000 übrig.
1983 waren Grüne erstmals bei Nationalratswahlen angetreten, die "Vereinten
Grüne Österreichs" bekamen damals zwei Prozent, die Alternative
Liste Österreichs" erhielt 1,4 %, zusammen hatten beide 159.614 Stimmen.
1986 gab es dann mit einer Grünpartei 234.028 Stimmen, das waren 4,82 %
und acht Mandate. Diese acht Mandate und 223.544 Stimmen (4,41%) hat jetzt
der von der obergescheiten schulmeisterlichen Grünführung wiederholt
gemaßregelte Peter Pilz und dadurch wie hunderttausende andere Leute aus
dem Grünlager Vertriebene. Es ist also eine Art Neustart auf 1986-Niveau,
aber hoffentlich in einer wirklichkeitsnahen und hoffentlich wirklich linken
Neuvariante!
Die besserwisserische und volksbelehrende grüne Schulmeisterpartei,
die keine Ahnung von der realen Welt mehr hatte, wird wohl nur den selbsterwählten
Besserwissern und Moralpredigern abgehen, politisch waren sie nunmehr so notwendig
wie ein Loch im Kopf. Gerade auch der Aufstieg der FPÖ war eine Widerspiegelung
der vermeinten grünen Weisheiten und versuchten Moraldiktate, weil die
grüne Selbstgefälligkeit und Weltrettungslehre trieben unzufriedene
Wähler aus allen Bereichen auf die Palme und sicherlich auch zur FPÖ!