ÖVP und FPÖ drohen mit zwangsweisem Ethikunterricht!

Das meldete religion.ORF am 29.11.2017, es heißt dort: "Geht es nach den Spitzen von ÖVP und FPÖ, dann soll künftig für alle Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, der Ethikunterricht verpflichtend werden. Diese Absicht findet sich im Bildungsprogramm, das die Parteichefs Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache im Zuge der laufenden Koalitionsverhandlungen am Dienstag präsentiert haben. Damit verbunden bekennen sich beide Parteien zum bestehenden konfessionellen Religionsunterricht 'unter Beibehaltung der differenzierten Religionsausrichtungen (z. B. Aleviten, christlich-orthodoxe Gemeinden)'. Weiter heißt es in der Presseunterlage über die Eckpunkte im Bildungsbereich: 'verpflichtender Ethikunterricht für alle, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen'.

Seit dem Staatsgrundgesetz von 1867 herrschte rechtlich in Österreich Religionsfreiheit, nicht nur die Freiheit, sich nach eigener Wahl einer Religion zuzuwenden, sondern vor allem auch die Freiheit von Religion! Es gab sogar auch für Schulbesuchende, die einer Religionsgemeinschaft angehörten, das Recht auf Abmeldung vom konfessionellen Religionsunterricht! Nun will die Christenpartei ÖVP mit der Christenpartei FPÖ diese verfassungsrechtlich gesicherten Grundrechte abschaffen und eine Ersatzpflicht für Nichtreligiöse einführen!

Also kein einheitlicher Ethikunterricht für alle, sondern nur extra ein Ethikunterricht für Unreligiöse!

Die säkulare Szene in Österreich ist jetzt gefordert, es geht um unsere Grund- und Freiheitsrechte!

Der staatliche Religionsunterricht ist eine Folge des Konkordates mit dem Vatikan, welches der katholischen Kirche (und wegen der Gleichberechtigung der Religionen auch anderen anerkannten Glaubensgemeinschaften) das Recht gibt, ihre Nachwuchsausbildung durch die Öffentliche Hand und auf deren Kosten abzuführen. Jetzt rechtlich zu unterstellen, Nichtreligiösen fehlte was, das Mitglieder von Religionsgemeinschaften bekämen, und Nichtreligiöse hätten deswegen eine Religionsersatzpflicht, ist ein Versuch, den etablierten Säkularismus hinterrücks zu bekämpfen!

Das Wort "Ethikunterricht" kommt auf dieser Site in 134 Dateien vor, im Laufe der Debatten tauchten immer wieder Meldungen auf, dass Theologen oder Katecheten diesen Ethikunterricht abhalten sollten, also quasi eine direkte religiöse Erziehung für Religionsfreie erfolgen könnte. Die Diskussionen dazu begannen bereits im vorigen Jahrhundert, hier ein Leserbrief in den OÖN aus dem Jahre 1999, dort stand schon, was auch heute noch dazu zu sagen ist:

Solche Debatten sind schon vor einigen Jahren eingeschlafen, die Schulversuche mit dem Zwangsethikunterricht liefen weiter, aber es gab keine Entscheidungen.

Nun wollen ÖVP&FPÖ Religionsfreien eine religiöse Entscheidung aufzwingen!

Gesinnungsfreunde, auf geht's, wehrt Euch, strömt zuhauf!