Was hat der Dönmez schon wieder angestellt?

In der Antifa-Netzwerk-Info Nr. 644 vom 8.1.2018
schrieb Robert Eiter im Punkt 5:

Efgani Dönmez war grüner Bundesratsabgeordneter. Wegen mehrerer sehr fragwürdiger Aussagen endete seine Karriere bei den Grünen. Im Vorjahr schloss sich Dönmez dann Sebastian Kurz an und ist seit Oktober ÖVP-Nationalratsabgeordneter. Jetzt driftet er an den rechten Rand ab. "Dönmez hat für die aktuelle Ausgabe des rechtsextremen Magazins "Info-Direkt" einen Beitrag geschrieben. Das Blatt macht natürlich Werbung damit. Auf diese Weise unterstützt der ÖVP-Abgeordnete die Verbreitung von rassistischen Verschwörungstheorien und übelstem Antisemitismus", ist Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), empört. Er stellt in einer heute (8. Jänner) verschickten Presseaussendung fest: "Wenn ein Nationalratsabgeordneter wie Dönmez für ein rechtsextremes und antisemitisches Blatt schreibt, hat er entweder keine Ahnung oder handelt bewusst demokratiefeindlich. In beiden Fällen ist er als Mitglied des Parlaments untragbar. Namens der Mauthausen-Überlebenden fordere ich Kanzler und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz auf, sofort zu handeln und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen!", so Willi Mernyi.

Soweit die Aussendung. Was sagt der Efgani Dönmez dazu? Ein Blick auf seine Homepage klärt auf:

Akkordierter Sturm im Wasserglas - Nicht Inhalt steht im Vordergrund sondern die Deutungshoheit von selbsternannten Moralaposteln

Ein von mir vor ca. einem Jahr in den OÖNachrichten publizierter Kommentar, welcher eins zu eins vor Kurzem auf info-Direkt publiziert wurde, erregt in manchen Kreisen anscheinend Aufregung. Für alle Interessierten, welche sich selbst ein Bild über den Inhalt des Kommentars machen möchten, ist hier der Link
(Anmerkung atheisten-info: Der Link wäre nur für angemeldete OÖN-User nutzbar, da der Artikel aber seinerzeit auch auf Atheisten-Info nachgedruckt wurde, hier der Link zum Artikel "Ist das Projekt 'Islam europäischer Prägung' gescheitert?")
Wie des Öfteren geht es nicht um den Inhalt, sondern über die Deutungshoheit von einigen selbsternannten Moralaposteln, welche in ihrer Überheblichkeit glauben, darüber bestimmen zu dürfen, wer, wo, was zu publizieren hat.
Die größte Werbung für info-Direkt habe nicht ich mit meinem Kommentar geleistet, sondern jene, die durch den akkordierten Sturm im Wasserglas noch mehr Aufmerksamkeit auf das Blatt gerichtet haben als es sonst überhaupt bekommen und verdient hätte. Mit tatkräftiger Unterstützung mancher Medien, deren Unterscheidbarkeit jenen von Zwillingen gleicht:
Kurier
Standard
Krone
ORF
Salzburg24
Politik und politische Diskussionskultur bedeutet für mich, sich auch insbesondere mit Menschen auszutauschen, welche eine andere Haltung und Meinung haben. Denn nur durch den Dialog und Austausch durchbricht man die Spirale der gesellschaftlichen Polarisierung. Dies heißt nicht, dass man seine eigenen Überzeugungen und Grundsätze über Bord wirft, sondern die Suche und das Ringen um die besseren Argumente und Lösungen. Grundsätzliche Diskussionsverweigerung ist der falsche Weg, wohin dies führt, erkennt man an dem Umstand, dass die Grünen sich selbst aus dem Parlament gekickt haben und die FPÖ gestärkter, denn je darin vertreten ist.
Wenn manche glauben, dass man mit Diskussionsverweigerung und der parteipolitischen Instrumentalisierung von Verbänden vorhandene Probleme bewältigt, dann entspricht das nicht meinem Verständnis von politischer Kultur, vorurteilsfreiem und widerspruchsfreiem Denken. Ich orientiere mich weiterhin an der Maxime, des differenzierten Denkens, gepaart mit einer Portion Skepsis und der Offenheit auch andere mögliche Erklärungen mit Verstand und Vernunft zu bewerten und übrigens, gestern ist in China ein Fahrrad umgefallen.

Soweit der Text von der Dönmez-Homepage. Hier der Text aus den OÖNachrichten

Dönmez: Ist das Projekt "Islam europäischer Prägung" gescheitert?

Efgani Dönmez, Mediator, Konfliktberater und Lektor, am 24.6.2017 in den OÖNachrichten

Bassam Tibi, ein aus Syrien abstammender Deutscher, welcher als Politikwissenschaftler und Gastprofessor für Islamologie lehrt, prägte im Jahre 1991 den Begriff des Euro-Islam. Dies war die Geburtsstunde für kontroversielle Diskussionen.
Laut Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide haben nur Fundamentalisten ein statisches Verständnis vom Islam als abgeschlossene Religion. Denn nur in der ständigen Auseinandersetzung und Konfrontation zwischen Lebenswirklichkeit und Religion können Muslime immer neu aus dem Islam schöpfen. Dass in Europa, wo die Muslime alle Möglichkeiten durch die Freiheit einer offenen Gesellschaft haben, diese aus dem statischen Islamverständnis der Fundamentalisten ausbrechen, ist zu bezweifeln. Dies wurde vergangene Woche in Berlin deutlich, als die überwiegende Mehrheit der Muslime das einzigartige Projekt der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee als ketzerisches Werk und Islamverfälschung bezeichnete und sie in die Nähe des Terrorismus rückte. Was war geschehen? Die deutsch-türkische Anwältin Seyran Ates hat in Berlin eine liberale Moschee gegründet. Sämtliche Strömungen des Islam sollen hier Platz finden, aber auch Juden, Christen und Atheisten. Frauen und Männer beten gemeinsam. Als Vorbeterin fungiert eine Frau. Für viele ein absoluter Tabubruch. Der liberale Ansatz versetzt viele konservative Muslime und Islamisten offenbar in rasende Wut.
Die Kettenhunde von Erdogan haben sich bei der Pressekonferenz als Journalisten der Bild-Zeitung ausgewiesen und gegen die Initiatoren des Projekts auf dem regierungsnahen Sender A Haber gehetzt. Beschimpfungen und Morddrohungen folgten über soziale Medien. In Köln marschierten gleichzeitig liberale Muslime gegen den Terror. Die DITIB, das österreichische Pendant dazu ist die ATIB, verweigerte die Teilnahme, so kamen statt der erwarteten 10.000 Demonstranten einige Hundert. Fast jede türkische Hochzeit und jede Pro-Erdogan-Kundgebung hat mehr Zulauf.
Wir sollten dem Faktum ins Auge sehen, dass die Mehrheit der Muslime auch in den nächsten 50 Jahren nicht auf der Höhe der Zeit ankommen wird, wenn der Einfluss vom Ausland, sei es aus Katar, der Türkei oder aus Saudi-Arabien, nicht eingedämmt wird. Von der Komfortzone in Europa wird das überfällige Umdenken in der muslimischen Welt nicht ausgehen. Im Gegenteil, hier werden die Freiheiten dazu genutzt, um die Uhren zurückzudrehen. Von der Idee des aufgeklärten Euro-Islam hat sich auch schon der Vordenker Bassam Tibi verabschiedet. Der Umbruch in der islamischen Welt wird im Iran und in anderen islamischen Ländern stattfinden, wo die Menschen vom Klerus und von dessen mittelalterlichen Wert- sowie Moralvorstellungen die Nase gestrichen voll haben.

Soweit der Text von der Dönmez-Homepage und der Text aus den OÖN vom 24.6.2017 - erklärte Feinde der Islamophobie und hochvermutliche Freunde der multikulturellen Bereicherung durch den Islam haben also diesen Text und den Dönmez verdammt und indirekt Reklame dafür gemacht, diesen Text in einem Rechtsaußenblatt nachzulesen.

Lauter Musterschüler der Kategorie, die Robert Pfaller in "Erwachsenensprache - Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur" beschreibt: sie verkünden die Guteste aller Bestmoralitäten und helfen damit in ihrer blinden Weltsicht letztendlich nur den Rechtspopulisten. Aktuell liegt die ÖVP bei Umfragen bei 32, die FPÖ bei 28, die SPÖ bei 26 und die Grünen liegen bei drei Prozent. Das muss ausgeweitet werden, darum gibt's jetzt überall Demos gegen die ÖVP&FPÖ-Koalition und vor allem auch gegen deren Wähler! Weil die haben alle falsch gewählt und das muss man ihnen auf der Straße entschlossen zeigen! Weil dann wählen diese 2022 alle grün! Oder vielleicht doch nicht? Unter den Leuten, die sich für "links" halten, ist die Wahrnehmung der Realität längst ein seltener Ausnahmefall, sie sollten Pfallers Buch lesen...

PS: Zum Artikel über das Scheitern des liberalen Islam in Europa als Beispiel für liberale Bemühungen eine YouTube-Botschaft von Amer Albayati, dem Präsidenten der Initialive Liberale Muslime Österreich:

Wahrnehmbare Erfolge hatte diese Initiative bisher nicht
- islamfreundliche Politiker - wie in der Wiener und Linzer SPÖ - halten sich lieber an hartkernige Islamisten, weil dort kann man Wähler organisieren. Und islamkritische Politiker gewinnen die Wahlen. Weil ihre Wähler nicht auf die vermeintlich "Linken" hören, die - wie die Nationalratswahlen zeigten - von knapp 97 % der Wähler nicht als Vorprediger akzeptiert werden...