Wir wenden uns mit diesem verzweifelten Appell an die Deutsche Öffentlichkeit
und richten uns zum ersten Mal nicht mehr an die Bundesregierung. Denn sie lässt
seit Jahren bis zum heutigen Tag all unsere Aufrufe im Hinblick auf ihre Türkei-
und Kurdenpolitik unbeantwortet. Unsere letzte Hoffnung ist nunmehr allein die
demokratische Öffentlichkeit in Deutschland.
Wir sind Zeitzeugen
eines Ereignisses, das alles was man uns, die wir in Mitteleuropa aufgewachsen
sind, über die Gutartigkeit von Staatengemeinschaften wie NATO, EU und
UN in Frage stellt. Ein multipler Völkerrechtsbruch, der aufgrund der bloßen,
formalen NATO-Mitgliedschaft des Aggressors niemals geahndet werden wird.
Es
ist nicht das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass sich so etwas
ereignet. Noch nie zuvor jedoch wurde es in der öffentlichen Wahrnehmung
so offensichtlich, und noch nie zuvor vermochte die verzerrende, offizielle
Darstellung einer Bundesregierung so wenig gegen das Zutagefördern der
tatsächlichen Verhältnisse anzukommen.
Die EU-Hilfen, die die
Türkei im Rahmen des sogenannten "Flüchtlingsabkommens"
erhält (die aktuelle Marge beträgt 3 Milliarden Euro), sind ein Blutgeld.
Erdogan produziert derzeit die Flüchtlinge selbst, für deren "Abhalten"
er sich von der EU bezahlen lässt. Das ist das "Geschäftsmodel"“
eines Verbrechers.
Es ist keine Ironie, ein Großteil von der
Türkei vertriebenen Menschen finden aktuell bei Assad Zuflucht. Das ist
konzeptlose NATO-Politik in Syrien.
Wir müssen Druck auf unsere
Politiker ausüben, Öffentlichkeit erzeugen. Wir müssen unmissverständlich
klar machen, dass wir keine Kollaboration bei Völker- und Menschenrechtsbrüchen,
Angriffsskriegen mit Hilfe von Djihadisten und Islamisten, Waffenlieferungen
oder Geldzahlungen dorthin unterstützen, kein Schweigen, Nichtstun oder
gar Mitmachen tolerieren.
Es ist unsere Pflicht als Bürger dieses
Landes, denn wir fühlen uns dem Grundgesetz, den Menschenrechten und dem
Völkerrecht verbunden. Es ist unsere historische Verantwortung als Bürger
dieses Landes, dass wir keine Angriffskriege, Vertreibungen, Unterdrückung
und Ermordung von Minderheiten unter unserem Mittun mehr zulassen dürfen.
Wir
müssen jetzt unsere Politiker, unsere Parteien, unsere Medien konfrontieren.
Die Kombatanten Erdogans, das sind die gleichen Verbrecher aus dem Ungeist des
Dijadismus und Islamismus, die uns in unseren Diskotheken in die Luft sprengen,
die jüdische Einrichtungen in Paris angreifen, die Terror in den Städten
Europas verüben. Sie wollen Gottesstaaten errichten, die Scharia einführen.
Diese
und Erdogans Truppen, sie vertreiben jetzt die, die ohnehin schon in eine der
letzten friedlichen Regionen Syriens geflohen waren. Sie bringen jetzt die um,
die Jesiden, Christen und Millionen als einzige gegen die Barbaren des IS schützen
konnten und geschützt haben.
Man muss dafür übrigens
noch nicht einmal politisch sein. Ein wenig Anstand reicht da schon, um sich
diesen Verbrechen jetzt entgegenzustellen. Ein Anstand, den unsere Regierungen
offensichtlich bereits verloren haben.
In Afrin ist die Menschlichkeit und ein Demokratieprojekt, die Gleichberechtigung von Frauen und das friedliche Zusammenleben der Kulturen und Religionen in Blut getränkt worden. In Afrin ist Europa gefallen.
Ali Ertan Toprak - Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland