"Es gibt keine Höllendrohungen mehr"

So titelte PROFIL am 3.4.2018 ein Online-Interview mit Anton Bucher, dem Fachbereichsleiter für Religionspädagogik an der Universität Salzburg, das wohl in der Nummer vom 8.4. zu finden sein wird.

Und der Fachmann bestätigt das, was auch meinereiner schon lange verkündet, die Hölle wurde verkündigungsmäßig zugesperrt.

Bucher wurde über Religions- und Ethikunterricht befragt:
profil: Sie haben sich immer wieder kritisch gegenüber dem rein konfessionellen Religionsunterricht geäußert. Was sind Ihre Vorbehalte?
Bucher: Religionsunterricht hat sich verändert. Er ist kein Katechismusunterricht mehr und nur noch in ganz vereinzelten Fällen manchmal ein bisschen indoktrinär. Der Religionsunterricht hat eine sehr hohe Qualität bekommen. Dazu mag beigetragen haben, dass an den theologischen Fakultäten die praktischen und humanwissenschaftlichen Studienanteile intensiviert wurden.
Und nun kommt die titelgebende Pointe:
profil: Wann hat sich diese Verbesserung ereignet?
Bucher: Das hat schon vor Jahrzehnten begonnen. Man hat gesehen, dass Religionsunterricht ein sehr unbeliebter Gegenstand war. Sogar Mathematik wurde in einer Studie Anfang der 1970er Jahre als 'erfreulicher' eingeschätzt als Religion. Das gibt doch zu denken. Die Ausbildung wurde verändert, kreative Methoden unterrichtet, es gibt keine Höllendrohungen mehr wie in den älteren Religionsbüchern. Das war eine kontinuierliche Entwicklung, die dazu geführt hat, dass der Religionsunterricht offen, lebenskundlich und erfahrungsorientiert wurde. Religionsunterricht vor allem in den höheren Klassen ist heute eher religionskundlicher Unterricht. Der faktische Religionsunterricht und die legistischen Umstände, etwa das Bundesgesetz zum Religionsunterricht, stimmen nicht mehr überein.

Soweit einige Sätze aus dem Interview. In Wien gab es ja schon seit längerer Zeit in den Mittelschuloberstufen klassenweise Abmeldungen vom Religionsunterricht, offenbar hat das zu den geschilderten Veränderungen geführt, man hat weniger die Lehre verkündet, sondern versucht Interesse zu wecken.

Und da seit dem 2. Vatikanum die Bösartigkeit der Jesuslehre sowieso tendenziell entschärft wurde, spielen im Religionsunterricht einschlägige Bibeltexte keine Rolle mehr, wie z.B. in Mt 5, 21-22: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein."
Oder Mt25, 31ff: "Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie scheiden wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken (..) Dann wird er sich auch an die linke Seite wenden und ihnen sagen: 'Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist..' Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben."
Oder Mt 13, 41-41: "Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Ärgernisse zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird das Heulen und das Zähneknirschen sein."
Oder die berühmte Beschreibung des Fegefeuers durch den berühmten Prediger Abraham a Santa Clara:

Oder das Dogma, das auf dem Kirchenkonzil zu Florenz (1438–1445) beschlossen und bis heute nicht widerrufen wurde:
"Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche - weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der Kirche anschließt."

Es kann zwar moralisch als eine Qualitätsverbesserung gesehen werden, aber diese Entkernung der Christenlehre entleert sie des früher so dominanten Aspekts der Gottesfurcht! Ohne Angst vor der ewigen Höllenfolter, die bis in die 1960er-Jahre und auch danach noch ein ganz wesentlicher Aspekt des Religionsunterrichts war, verschwindet diese negative Religionsbindung und religiöse Unverbindlichkeit bindet eben nimmer. Den lieben Jesus zu lieben: das interessiert kaum noch jemanden.

Und dadurch wird die verfassungsmäßig festgeschriebene Religionsfreiheit von Jahr zu Jahr mehr eine Freiheit von Religion!