Ziele der Scharia - ein widersprüchliches Reformkonzept

Al Hayat TV Net am 13.4.2018:

Wie glauben heutige Reform-Muslime eine Reform des Islams schlüssig begründen zu können?
Im Wesentlichen gründen alle heutigen Reformversuche auf einer Idee der islamischen Rechtstheorie, die im 11. Jhd von al-Ġazālī formuliert und im 14 Jhd. von al-Schatibi erkenntnistheoretisch fundiert wurde. Im 19. und 20. Jhd. wurde diese rechtstheoretische Idee von dem Ägypter Mohammed 'Abduh wieder aufgegriffen und alle namhaften sunnitischen Reformer unserer Zeit sehen sich in dieser Denktradition. Es geht um die sogenannten "übergeordneten Ziele der Scharia", den "Maqased Al sharia". Kurz und knapp geht es um folgende Idee:
Islamische Rechtsurteile und Normen, also Aussagen darüber, ob etwas erlaubt oder verboten ist, werden aus sogenannten Rechtsquellen herausgelöst. Die klassischen kanonischen Rechtsquellen sind erstens der Koran, zweitens die Sunna (also Berichte über den Propheten Mohammed), drittens der Gelehrtenkonsens und viertens der Analogieschluss.